Schabkunstblatt nach Desrais. 1785, "Frau zieht sich ein Strumpfband an".

Stichpunkt

21. Januar 1786 - "Journal des Luxus und der Moden" erscheint

Nach Johann Wolfgang von Goethe ist Friedrich Justin Bertuch der bekannteste Bürger Weimars. Wie der Geheimrat, so gilt auch der Verleger als Universalgelehrter. Und so wie Goethe hat auch er ein Herz für Frauen.
Es ist die Zeit der Spätaufklärung, in der die Wünsche und Bedürfnisse der Damenwelt immer mehr ins Zentrum des öffentlichen Interesses rücken. Bertuch beschließt deshalb, eine Zeitschrift herauszugeben, die "immer zeitig genug Nachricht, genaue Beschreibung, Farbe und Zeichnung von jeder neuen Mode und Erfindung" gibt, "so wie sie in Frankreich, England, Deutschland und Italien erscheint". 1786 erscheint sein "Journal des Luxus und der Moden" zum ersten Mal.

"Fliegende Blätter" für die Dame

Bertuch weiß, dass die Mode, "die fast mit jedem Monde ihre Gestalten wechselt", mit der Zeit gehen muss. Seine monatlich erscheinende, rund 30 Seiten umfassende Zeitschrift lässt er deshalb als Loseblattsammlung drucken, als "fliegendes Blatt", wie er es seinen Leserinnen im Vorwort der ersten Ausgabe erklärt.
In Text und Kupferstich gibt das "Journal des Luxus und der Moden" in der Folge Tipps zum richtigen Gesellschaftsleben, zu Kleidung, Putz und Schmuck, "Tisch- und Trinkgeschirren", Inneneinrichtung und "Ameublement" (Möbel), Pferdezucht und "Equipagen" (Kutschen). Es diskutiert das Für und Wider der "Schnürbrust" - also des Korsetts - der Nachthaube und des Ausgehpelzes ("Pelze sind fast ganz aus der Mode gekommen"). Und es beschreibt, warum ein Farbenlexikon "allen Damen ein unerlässliches Hausgeräth auf ihrem Putztisch sein" soll. Nur Kochrezepte sind im "Journal des Luxus und der Moden" nicht enthalten. Denn das Zielpublikum der Zeit ist die adelige Frau von Welt. Und die lässt damals noch kochen, statt selbst am Herd zu stehen.

Die Dame wird zur Hausfrau

Zunächst orientiert sich das "Journal des Luxus und der Moden", dem Zeitgeschmack entsprechend, vor allem an der Haute Couture in Frankreich. Doch nach der Französischen Revolution sind eher die Kleider und Gebräuche Englands en vogue. Doch die Mode fegt auch Bertuchs "Fliegende Blätter" vom Markt: 1827 wird das "Journal des Luxus und der Moden" eingestellt.
Da hat die Zeitschrift längst zahlreiche Nachfolgerinnen bekommen, deren berühmteste Ende des 19. Jahrhunderts eine Zeitschrift namens "Dies Blatt gehört der Hausfrau" ist. Die moderne Leserin der Zeit stammt da schon mitten aus dem Volk.

Stand: 21.01.2011

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. Januar 2011 ebenfalls an das "Journal des Luxus und der Moden". Auch das "ZeitZeichen" gibt es einen Monat lang als Podcast.