Udo Jürgens gewinnt 1966 den Grand Prix

Stichtag

5. März 2011 - "Merci, Chérie" gewinnt den Grand Prix Eurovision

Beim elften "Grand Prix Eurovision de la Chanson" gelingt ihm der internationale Durchbruch: Mit dem selbst komponierten Lied "Merci, Chérie" gewinnt Udo Jürgens am 5. März 1966 in Luxemburg den Großen Schlagerpreis. Zuvor war der 31-jährige Österreicher, der eigentlich Udo Jürgen Bockelmann heißt, schon zwei Mal vergeblich angetreten: 1964 kam er mit "Warum nur, warum?" in Kopenhagen auf den fünften Platz, 1965 in Neapel mit "Sag ihr, ich lass sie grüßen" auf den vierten Platz. Bei seinem Sieg mit "Merci, Chérie" erhält er insgesamt 31 Punkte - die meisten von Frankreich, Italien und Spanien. Das Kalkül ist aufgegangen: "'Merci, Chérie' war im Stil französischer oder italienischer Schnulzen arrangiert und zwar mit Bedacht", sagt der Berliner Journalist und Schlagerwettbewerb-Experte Jan Feddersen.

Sänger, Komponist, Entertainer

Der Mann hinter dem Erfolg heißt Hans R. Beierlein. Jürgens arbeitet mit dem Kaufmann und Musikverleger seit 1961 zusammen. Die beiden treffen sich bei einer Filmpremiere in München. Der Musikmanager erkennt rasch, dass Jürgens komponieren kann. Fortan darf er seine Lieder selbst schreiben. "In meiner Musik sind Jazz- und Rockelemente drin, sicherlich auch Schlagerelemente", sagt Jürgens, der sich auch als Entertainer erweist. Beierlein schickt ihn auf Tournee. Höhepunkt des Konzertmarathons ist die "Udo 70"-Tour durch die Bundesrepublik, Österreich, die Schweiz und Ostblockländer - 266 Auftritte in einem Jahr.

Jürgens komponiert weitere Hits, deren Texte von unterschiedlichen Autoren stammen und zunehmend einen sozialkritischen Touch haben: 1974 wird in "Griechischer Wein" die Zuwanderung thematisiert. Darauf folgt das Lied "Ein ehrenwertes Haus", das deutsche Spießer aufs Korn nimmt. 1976 stürmt "Aber bitte mit Sahne" die Charts - eine Persiflage auf die Fitnesswelle. Jürgens steht auf dem Höhepunkt seiner Karriere, seine Songs führen sogar in Japan die Hitparaden an.

Nationalelf als Chor

Beierlein hat sein Ziel erreicht: "An Udo kommt niemand mehr vorbei!" Jürgens sei zu einer "nationalen Institution" geworden. Doch ab Juli 1977 gehen die beiden getrennte Wege: "Das war eine Freundschaft, die sehr stark davon lebte, dass Beierlein immer die Zügel in der Hand behielt", so Feddersen. Sänger und Manager streiten sich um Musikrechte und Steuern. Es kommt zu einer erbitterten juristischen Auseinandersetzung. Jürgens Karriere leidet darunter aber nicht: Zur Fußball-Weltmeisterschaft 1978 entsteht der Hit "Buenos Dias, Argentina", eingespielt mit der bundesdeutschen Nationalelf als Chor.


Auch wenn es in den 1980er und 1990er Jahren etwas stiller um Jürgens wird, steht er weiterhin auf der Bühne und denkt nicht ans Aufhören. Die Musik ist sein Lebenselixier: "Wenn ich die Musik nicht gehabt hätte, wäre das ein Desaster mit mir geworden", sagt der 76-Jährige heute rückblickend. "Die Musik hat mir Selbstvertrauen gegeben."

Stand: 05.03.2011

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