Stichtag

26. April 2010 - Vor 90 Jahren: Todestag des Mathematikers Srinivasa Ramanujan

Srinivasa Ramanujan sucht nicht nach mathematischen Lösungen, er kennt sie. Zeit seines Lebens liebt er die Zahlen, ist besessen von Mathematik. 1887 kommt er im Süden Indiens zur Welt, seine Familie ist arm. Bereits in der Schule gilt er als mathematisches Wunderkind. Doch statt Beweisen und Herleitungen schreibt er stets Formeln auf - ohne Erklärungen. Zum Beispiel für die Berechnung der Kreiszahl Pi: "Eins durch Pi ist gleich: Wurzel aus acht geteilt durch 9801 mal der Summe von n gleich null bis unendlich aus: vier n Fakultät durch n Fakultät hoch vier. Mal - Klammer auf - 1103 plus 26390 mal n - Klammer zu. Durch 396 hoch 4n." Die Formel ist nicht elegant, niemand versteht, warum die Zahlen 9801 oder 396 vorkommen. Doch gleichzeitig ist sie genial: Pi kann so tatsächlich berechnet werden. Ramanujan bastelt seine Gleichungen intuitiv, er ist ein Künstler der Mathematik.

Göttliche Eingebung

Woher Ramanujan seine Einsichten hat, weiß niemand. Er selbst sagt: "Meine Göttin erscheint mir im Schlaf und sagt mir das. Und ich schreibe es einfach auf." Experten sind sich einig: Er muss einen unglaublichen Instinkt für Zahlen und ihr Zusammenspiel gehabt haben. Dennoch bleibt ihm eine akademische Karriere versagt. Er verliert Stipendien, macht nie einen Studienabschluss. Als Buchhalter in der Hafenstadt Madras schickt er einige Formeln an britische Mathematiker. "Ich habe nicht den konventionellen Weg beschritten, dem man in einer Vorlesung an der Universität folgt, sondern ich gehe einen eigenen, neuen Weg", schreibt er. Einer der Briefe landet auch am Trinity College in Cambridge, auf dem Schreibtisch des berühmten Mathematikers Godfrey Harold Hardy. Der holt Ramanujan 1913 nach England. Doch die beiden Gelehrten könnten unterschiedlicher nicht sein: Hardy arbeitet strukturiert, Ramanujan kreativ.

Rückkehr als gebrochener Mann

Obwohl sich die beiden Männer anfreunden und Hardy allmählich Ramanujans Methoden gelten lässt, kann sich der Inder nicht entfalten. Er ist oft krank, hat neben Hardy keine Freunde. Während des Ersten Weltkriegs vereinsamt er in England, versucht sich umzubringen und verliert schließlich die Begeisterung für die Mathematik. Nach dem Krieg kehrt er als gebrochener Mann nach Indien zurück. Er stirbt im Alter von nur 32 Jahren am 26. April 1920.

Stand: 26.04.10