Stichtag

15. Juli 2007 - Vor 345 Jahren: Charles II. konstituiert die Royal Society

Die Gentlemen  mit Zeit und Geld treffen sich einmal pro Woche in London und gehen einer Mode des 17. Jahrhunderts nach: Sie diskutieren über die neusten Entdeckungen in der Mathematik, Astronomie, Philosophie oder der Musik. Wer es sich leisten kann, richtet ein eigenes Labor ein und veranstaltet "Event Partys" mit wissenschaftlichen Experimenten. Die zumeist adligen Herren um Marine-Admiral William Brouncker hätten sich wohl noch jahrelang zum rein privaten Pläsir bei Tee, Gebäck und Experimenten getroffen, wäre nicht eines Tages der schottische Diplomat Robert Moray  zu ihnen gestoßen.

Moray, den Historiker als ebenso visionär wie pragmatisch begabt schildern, begeistert die illustre Runde für seine Idee einer Wissenschafts-Akademie. Vor allem gelingt es ihm, auch König Charles II. von den Vorteilen zu überzeugen, die eine solche Forschungseinrichtung mit sich brächte, etwa auf dem Gebiet der Militärtechnik. Der Herrscher über Großbritannien und Irland erkennt die Vorzüge einer solchen Denker-Runde. Am 15. Juli 1662 erhalten Lord Brouncker, der Architekt Sir Christopher Wren und elf weitere Gründungsmitglieder der Society das königlich verbriefte Recht, wissenschaftliche Erkenntnisse und Versuchsergebnisse zu veröffentlichen. Erster Präsident der Royal Society  wird Lord Brouncker, Chef der königlichen Flotte.

Fortan versammelt die Royal Society die klügsten Köpfe des Landes, veröffentlicht deren Forschungsergebnisse in ihren "Philosophical Transactions" und revolutioniert damit die akademische Welt. Zuvor hatten Forscher sich nur auf Zeugen oder den guten Glauben ihrer Mitmenschen berufen können, wenn ein Anderer Anspruch auf ihr geistiges Eigentum erhob. Mit einer Veröffentlichung in den "Philosophical Transactions" kann nun erstmals das Urheberrecht auf eine wissenschaftliche Entdeckung geltend gemacht werden. Heute ist die einstige Gesellschaft adliger Wissenschafts-Dilettanten zu einem weltweit agierenden Netzwerk von 2.400 Spitzenwissenschaftlern herangewachsen. Sir Peter Torry, britischer Botschafter in Berlin, bringt die Bedeutung der Institution auf den Punkt: "Die Royal Society ist im Grunde genommen das Auswärtige Amt für Wissenschaft."

Stand: 15.07.07