Stichtag

29. Juli 2007 - Vor 15 Jahren: Erich Honecker wird an Deutschland ausgeliefert

Fast 20 Jahre lang - seit der Entmachtung Walter Ulbrichts 1971 - ist Erich Honecker der starke Mann der DDR, zuerst als Parteichef, dann ab 1976 auch als Vorsitzender des Staatsrats. Erst die eigene Bevölkerung setzt seiner Herrschaft ein Ende, indem sie in Massen auf die Straße geht oder sich in bundesdeutsche Botschaften flüchtet. Im Oktober 1989 muss Honecker unter diesem Druck zurücktreten. Einige Monate später wird er sogar aus der SED ausgeschlossen und verhaftet: Die DDR-Justiz wirft ihm Hochverrat vor, ein Delikt, für das er unter ganz anderen Umständen schon 1935 von des Nazis zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Aber Honecker entkommt auch dem jungen Rechtsstaat DDR: Der kranke 77-Jährige wird nach einem Tag aus der Haft entlassen und findet mit seiner Frau Margot Unterschlupf bei einem evangelischen Pastor, später dann in einem sowjetischen Militärhospital.

Über Moskau und Berlin nach Chile

Im März 1991 flieht Honecker per Flugzeug nach Moskau. Aber auch im einstigen Mutterland des Kommunismus findet er auf Dauer kein Asyl: Boris Jelzin, der neue starke Mann in Russland, will Honecker an Deutschland ausliefern. Der flieht mit seiner Frau in die chilenische Botschaft. Aber auch die beugt sich nach einigen Monaten dem Druck des Haftbefehls aus Deutschland, der nun auf Totschlag, versuchten Totschlag und Veruntreuung lautet. Am 29. Juli 1992 wird Erich Honecker ausgeliefert und bei der Landung in Berlin-Tegel sofort verhaftet.

Honecker, der weiterhin nichts an seinem politischen Weg bedauert, ist jedoch zu krank für einen Prozess. Er darf im Januar 1993, aus dem Haftkrankenhaus entlassen, nach Chile ausreisen. Die chilenische Regierung fühlt sich Honecker humanitär verpflichtet, weil seine Regierung während der Pinochet-Diktatur zahlreiche chilenische Flüchtlinge in der DDR aufnahm. Das Verfahren wird im April eingestellt. In Santiago de Chile stirbt Erich Honecker am 29. Mai 1994.

Stand: 14.07.07