Wilhelm Busch

15. April 1832 - Humorist Wilhelm Busch wird geboren

Stand: 15.04.2017, 00:00 Uhr

"The Katzenjammer Kids" heißt die älteste bis heute publizierte Comicstrip-Serie der Welt. 1897 erscheint sie erstmals in New York, gezeichnet von dem aus Norddeutschland stammenden Rudolph Dirks. Es ist sicher kein Zufall, dass die kleinen Tunichtgute zwei berüchtigten Lausbuben ähneln, die Dirks' Landsmann Wilhelm Busch 32 Jahre zuvor zum Leben erweckt hat: Max und Moritz.

Die Streiche der bösen Bengel und ihr grausiges Ende als Entenschrot machen Wilhelm Busch weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. Schon zu seinen Lebzeiten wird "Max und Moritz" in zehn Sprachen übersetzt. Heute gilt der Zeichner und Schöpfer unvergesslicher Knittelverse als "Urvater des Comic", der Karikaturisten wie Loriot und Robert Gernhardt wesentlich beeinflusst hat.

Familiäre Wärme im Haus des Onkels

"Mein Vater war Krämer. Stets besorgt, nie zärtlich…", schreibt der am 15. April 1832 im niedersächsischen Wiedensahl geborene Busch in seinen Erinnerungen. "Wir lebten in einem kleinen Überfluss, zum Essen gab's genug.“ Als Ältester von sieben Geschwistern muss er mit neun Jahren das Elternhaus verlassen. 160 Kilometer entfernt in Ebergötzen wird er einem Onkel, dem Pfarrer Georg Kleine, in Obhut gegeben.   

In dem Pfarrhaus bei Göttingen findet der sensible, verschlossene Junge eine zweite Heimat. Noch so manches Mal im Leben wird Busch nach Misserfolgen bei der Pfarrersfamilie Trost und Wärme suchen. Mit 16 wird er vom Onkel an die Polytechnische Schule Hannover geschickt, doch Busch bricht das Maschinenbau-Studium ab und folgt seiner Berufung, der Malerei. Nach einem Jahr an der Düsseldorfer Kunstakademie geht er nach Antwerpen, wo er seine Liebe zu den alten Meistern entdeckt.

1.000 Gulden für "Max und Moritz"

Sein Leben lang wird Busch Bilder im Stil der verehrten Holländer malen, später auch beinahe schon expressionistische Gemälde. Verkaufen kann er bis zu seinem Tod kein einziges. 1854 kommt der querdenkerische Eigenbrötler als Kunststudent nach München, wo er mit flink gezeichneten, pointierten Karikaturen erstmals seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Seinen Misserfolg als Kunstmaler und Enttäuschungen in Liebesdingen ersäuft Busch in Unmengen von Bier. Dazu raucht er täglich über 40 selbst gedrehte Zigaretten, was ihm später die eine oder andere Nikotinvergiftung einbringt.

Einer von Buschs Trinkkumpanen ist der Verleger Kaspar Braun. Von 1860 bis 1863 zeichnet er rund 100 "Bilderpossen" für dessen humoristische "Fliegende Blätter". 1865 verkauft er Braun für 1.000 Gulden, zwei Jahreslöhne eines Handwerkers, die Rechte an den Abenteuern von Max und Moritz - für den Verleger das Geschäft seines Lebens. Busch wird danach mit Bildergeschichten wie "Hans Huckebein", "Die fromme Helene", "Fipps, der Affe" und "Plisch und Plum" zum reichen Mann und Lieblingshumoristen der Deutschen.

Früher Rückzug aufs Altenteil

Obwohl finanziell sorgenfrei, findet Wilhelm Busch weder seinen Platz im Leben noch eine Frau zum Heiraten. Am wohlsten fühlt er sich in der kleinen Welt seiner niedersächsischen Heimat. 1878 kehrt der menschenscheue Kauz in seinen Geburtsort Wiedensahl zurück, wo er mit den Geschichten über den verhinderten Dichter Balduin Bählamm und den Maler Klecksel noch einmal beißend sarkastisch den Kunstbetrieb auf den Arm nimmt.

Auf dem Gipfel seines Erfolgs verliert Busch die Lust am Spötteln in Text und Bild, einer Kunst, die er zwar vollendet beherrscht, aber als verhinderter Maler nie geachtet hat. Stattdessen schreibt er nun nachdenkliche Gedichte, die kaum einer lesen will. 1896 verkauft er für 50.000 Mark sämtliche Rechte an seinen Veröffentlichungen und zieht sich mit seiner Schwester Fanny in ein Pfarrhaus im Harz aufs Altenteil zurück. Dort, in Mechtshausen, stirbt Wilhelm Busch am 9. Januar 1908 mit 75 Jahren friedlich im Schlaf.

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