Voice-of-America-Reporter Gabriel Heatter mit Studiomikrofon / 1950

24. Februar 1942 - Auslandssender "Voice of America" nimmt den Betrieb auf

Stand: 24.02.2017, 00:00 Uhr

"Hier spricht die Stimme Amerikas. Die Stimme Amerikas im Krieg." Mit diesen Worten geht im Februar 1942 "Voice of America" (VOA) in Europa auf Sendung. Während die Nazis das Hören von "Feindsendern" mit langen Haftstrafen und Todesurteilen ahnden, verspricht der neue staatliche Auslandssender der USA: "Die Nachrichten mögen gut für uns sein oder schlecht, wir werden Ihnen die Wahrheit sagen."

Heute, 75 Jahre nach seiner Gründung, erreicht der Staatssender in aller Welt fast 200 Millionen Menschen in 45 Sprachen. "Unsere Nachrichten sind immer korrekt, objektiv und umfassend", sagt der frühere VOA-Vizedirektor Alan Heil. Es werde "ein ausgewogenes Bild der amerikanischen Gedanken und Institutionen gezeichnet".

Nichts anderes als die Wahrheit senden

Ob die Ausstrahlung des deutschen Programms von "Voice of America" am 24. Februar 1942 oder bereits am 1. Februar beginnt, ist heute ungeklärt. Ziemlich genau erinnert sich dagegen John Houseman als VOA-Mitarbeiter der ersten Stunde an den chaotischen Sendestart: "Wir hatten noch keinen Namen, nur ein enges Studio mit einer geliehenen Sendeanlage. Und absolut keine Anweisungen von irgendwem, etwas anderes zu senden als die Wahrheit."

"Voice of America", ein Anhängsel des "Büros für Kriegsberichterstattung", gerät schnell in Konflikt mit der offiziellen diplomatischen Linie. Als ein US-General nach einer Schlacht in Birma erklärt, man habe den Japanern eine höllische Tracht Prügel verpasst, heißt es: "Auf gar keinen Fall werdet ihr das in den Nachrichten bringen." Doch die VOA-Journalisten lassen sich keinen Maulkorb verpassen und gewinnen so an Vertrauen bei ihrer Hörerschaft – von 1947 an auch in der Sowjetunion.

Sowjet-Störsender gegen "Hetzberichte"

Während des Kalten Kriegs informiert VOA besonders die Menschen hinter dem Eisernen Vorhang. Die Stimme Amerikas verkündet, was Radio Moskau verschweigt und worüber Rudé Právo in Prag oder Népszabadság in Budapest kaum berichten. Sie liefert die kapitalistische Version der Wahrheit. Die amerikanischen Auslandsfunker bieten ihren Hörern aber auch Unterhaltung, nach vorherigem Warnhinweis: "Guten Abend, Freunde im Sowjetsektor von Berlin und der Zone. Stellen Sie bitten ihren Apparat ein wenig leiser. In zehn Sekunden hören sie verbotene Musik, Musik aus Amerika."

Die Sowjetunion beschwert sich massiv über "Hetzberichte" und setzt zeitweise rund 2.000 Störsender ein. Deren Betrieb kostet allerdings mehr, als VOA für das gesamte Programm ausgibt.

Unabhängigkeit gesetzlich garantiert

Während die teils von der CIA gesteuerten US-Sender Radio Liberty und Radio Free Europe fast unverhüllt Propaganda verbreiten, wehrt sich VOA erfolgreich gegen Zensurversuche von außen. Unterstützung bekommen die Journalisten von Präsident Gerald Ford, der 1976 ein Gesetz zum Schutz der Integrität und Unabhängigkeit von "Voice of America" erlässt.

Diese Unabhängigkeit hat allerdings auch Grenzen. "Voice of America" muss jede Woche ohne eigene redaktionelle Einordnung zwei Kommentare aus dem Weißen Haus senden. Nach 36 Jahren als Journalist im Staatsdienst ist Alan Heil aber noch immer von der "Kraft des Guten" seines Senders überzeugt. "Voice of America" werde weiter bis in die entlegensten Weltregionen für bessere Ausbildung, Frauenrechte und Aufklärung werben: "Mit Gedankenfutter und der Hoffnung auf eine friedvollere, gedeihendere menschliche Familie."

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