Britischer Zeitungsbericht über den "1.000-Bomber-Angriff" auf Köln in der Nacht vom 30.05. auf den 31.05.1942

30. Mai 1942 - "1.000-Bomber-Angriff" auf Köln

Stand: 30.05.2017, 00:00 Uhr

Die Kriegsnacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 ist in Köln mondhell. Gegen 0:15 Uhr warnen Sirenen vor einem Luftangriff auf die Stadt. Mehr als 1.000 britische Flugzeuge sind im Anflug. Den rund 700.000 Kölnern bleibt etwa eine halbe Stunde, um in Luftschutzbunker zu fliehen. Gegen 0:45 Uhr fallen die ersten Bomben. Alle sechs Sekunden, berichtet später die britische Presse, werden Spreng- und Brandbomben abgeworfen.

Es ist ein Vergeltungsangriff: Seit dem 1940 von Adolf Hitler begonnenen Westfeldzug bombardiert die Luftwaffe der Wehrmacht britische Städte. London und Coventry trifft es besonders hart. Mehrere tausend Zivilisten werden getötet. 1942 ändern die Briten ihr Vorgehen: Statt wie bisher vor allem kriegswichtige Einrichtungen zu bombardieren, soll die Bevölkerung getroffen werden, vor allem Industriearbeiter. Durch "Moral Bombing" soll der Rückhalt der Deutschen für die Kriegsführung gebrochen werden - in der Hoffnung, dass aus dem Volk heraus ein Aufstand oder eine Revolution angezettelt wird.

Erste Flächenbombardierung Kölns

Vor der "Nacht der 1.000 Bomber" hat es in Köln bereits mehr als 100 Fliegeralarme gegeben. Doch zunächst sind es kleinere Angriffe, Schäden und Opfer halten sich in Grenzen. "Hier hat am Anfang ein regelrechter Bombentourismus stattgefunden", sagt der Kölner Historiker Martin Rüther. Erste schwere Treffer an Wohnhäusern seien bei Sonntagsausflügen besichtigt worden.

Diese Gelassenheit ändert sich mit der "Operation Millennium" - wie die Briten ihre erste Flächenbombardierung Kölns bezeichnen. Der Großangriff dauert eineinhalb Stunden. Rund 490 Menschen seien dabei gestorben, sagt Historiker Rüther. "Wobei da wohl noch 60 Flaksoldaten dabei sind, die im Kölner Westen durch Zufallstreffer ums Leben gekommen sind."

45.000 Kölner obdachlos

17 Kirchen und rund 40.000 Wohnungen werden zerstört oder beschädigt. Etwa 45.000 Kölner werden obdachlos. Am Morgen nach dem Angriff fliehen Zehntausende unkontrolliert aus der Stadt, rheinaufwärts oder ins Bergische Land. Die Feuerwehr zählt fast 2.500 Brände.

Die NS-Propaganda schlachtet den Angriff aus: "Was in sechseinhalb Jahrhunderten erbaut wurde, und für die gesamte Kulturwelt als unantastbar galt, wurde durch die britischen Luft-Barbaren in wenigen Minuten zertrümmert", meldet die "Wochenschau". Die Ausgebombten werden großzügig entschädigt - auch mit den beschlagnahmten Besitztümern von Juden.

Viele Angriffe bis zur Einnahme

Köln wird danach noch viele Male angegriffen, zuletzt am 2. März 1945 - vier Tage, bevor US-Bodentruppen den Westteil der Stadt einnehmen. Da sämtliche Rheinbrücken zerstört sind, stockt der alliierte Vormarsch. Die amerikanischen Truppen rücken erst Mitte April 1945 auf die rechtsrheinischen Ortsteile vor.

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