4. Juli 1802 - Militärakademie West Point eröffnet

Stand: 04.07.2017, 00:00 Uhr

An einer Schlaufe des Hudson Rivers, etwa 80 Kilometer nördlich von New York, lässt General George Washington 1778 ein Fort errichten. Eine über den Fluss gespannte 170 Tonnen schwere Kette sichert dort eine der strategisch wichtigsten Stellungen im Unabhängigkeitskrieg gegen die britischen Truppen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts braucht die Armee der Vereinigten Staaten von Amerika dringend gut ausgebildeten Führungsnachwuchs. Präsident Thomas Jefferson befiehlt deshalb im März 1802, die Festung West Point in eine Militärakademie umzuwandeln. Am 4. Juli 1802 wird die künftige Elite-Kaderschmiede der US Army eröffnet. Ihr Motto: "Duty, Honor, Country" – "Pflicht, Ehre, Vaterland".

Militärakademie West Point eröffnet (am 04.07.1802)

WDR 2 Stichtag 04.07.2017 04:07 Min. Verfügbar bis 02.07.2027 WDR 2


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Klassenkameraden werden zu Kriegsgegnern

Mit Oberst Sylvanus Thayer beginnt 1817 der Aufstieg von West Point zu Amerikas Muster-Militärakademie. Thayer verordnet seinen Kadetten nicht nur einen eisernen Ehrenkodex und beinharten Drill. Als gelernter Ingenieur macht er auch das Bauingenieurwesen zu einem der Grundpfeiler des Studiums. West-Point-Absolventen haben bald wesentlichen Anteil am Ausbau der Infrastruktur in den schnell wachsenden Vereinigten Staaten.

Im 1861 ausgebrochenen Bürgerkrieg werden nicht selten Offiziere zu Gegnern, die zuvor Klassenkameraden waren. Auch die Oberkommandierenden der Nord- und der Südstaaten, Ulysses S. Grant und Robert E. Lee, haben ihr Kriegshandwerk an der United States Military Academy erlernt. Als einer der skandalträchtigsten Kadetten jener Zeit geht George Armstrong Custer, der Verlierer der legendären Schlacht am Little Bighorn River, in die Geschichte ein.

Mit militärischem Ruhm ins Weiße Haus

Zwölf Jahre nach Abschaffung der Sklaverei darf 1877 erstmals ein schwarzer Absolvent in West Point promovieren. Nach dem Ersten Weltkrieg stärkt Douglas MacArthur die sportliche Ausbildung an seiner Alma Mater: "Jeder Kadett ein Athlet" lautet die Devise des späteren Oberkommandierenden im Pazifik und Siegers über Japan. Regelmäßig ausgetragene Wettkämpfe gegen die 1845 gegründete Marineakademie von Annapolis sind bis heute ein Höhepunkt im jährlichen US-Sportkalender.

"Ein Kadett lügt nicht, betrügt nicht, stiehlt nicht oder toleriert dies bei anderen" - diesem Ehrenkodex unterwirft sich auch MacArthurs Studienkollege Dwight D. Eisenhower. Der ruhmreiche Oberkommandierende in Europa im Zweiten Weltkrieg schafft es, als Präsident ins Weiße Haus einzuziehen - wie schon 84 Jahre zuvor General Ulysses S. Grant.

Blutige Kissenschlacht

Nach dem militärischen und dem moralischen Desaster der USA im Vietnamkrieg, auf dem Tiefpunkt ihrer öffentlichen Reputation, öffnet sich die Militärakademie für Frauen. Seit 1976 werden dort auch weibliche Rekruten von gnadenlosen Drill Sergeants geschliffen. 1990 dringt die erste Absolventin in die Kommandoebene der Armee vor. Jeder Rekrut kostet die Vereinigten Staaten rund 300.000 Dollar. Nach der militärischen Ausbildung und dem Uni-Studium müssen sie fünf Jahre lang in den Streitkräften dienen. Danach wechselt jeder zweite Absolvent mit hervorragenden Chancen auf eine Spitzenposition in die Wirtschaft.

In der langen Geschichte der Eliteschule haben die Kadetten etliche, teils bizarre Rituale entwickelt. Zu den harmlosesten zählt die jährliche Kissenschlacht der Erstsemester. 2015 fällt die traditionsreiche Spaßaktion martialisch aus: 24 Teilnehmer, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" online, erleiden Gehirnerschütterungen, viele Nasen bluten, mehrere Schultern werden ausgekugelt und ein Bein gebrochen. Die Ursache: Einige angehende Strategen hatten ihren Kisseninhalt mit Stahlhelmen und ähnlich harten Gegenständen aufgerüstet.

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