Hooker-Teleskop

2. November 1917 - Hooker-Teleskop nimmt Betrieb auf

Stand: 02.11.2017, 00:00 Uhr

First Light, erstes Licht, heißt der Moment, in dem ein Teleskop erstmals mit Sternenlicht getestet wird. "Er hat fast mystische Bedeutung", sagt Ronald Florence, Historiker und Autor des astronomischen Buches "The perfect Machine".

1917 steht George Ellery Hale, Direktor des kalifornischen Mount-Wilson-Observatoriums, kurz vor diesem mystischen Moment. Sein Geschöpf ist das Hooker-Teleskop, das damals größte Spiegelteleskop der Welt, mit einem Spiegel von zweieinhalb Metern Durchmesser. Hales erster Blick hindurch entscheidet über zehn Jahre Arbeit.

Kein einziges, scharfes Bild

"Was er sah, war der reinste Horror. Statt eines einzigen scharfen Bildes nur überlappende Bildfacetten. Schlimmeres ließ sich kaum vorstellen", erklärt Ronald Florence. Seine einzige Hoffnung: Vielleicht hat sich der Spiegel erwärmt und verzogen, weil die Kuppel des Observatoriums tagsüber offen stand?

Nach Mitternacht folgt ein zweiter Versuch. "An Schlaf war nicht zu denken, also war Hale schon vorm verabredeten Zeitpunkt wieder in der Kuppel. Das Teleskoprohr nahm einen Stern ins Visier, Hale schaute hindurch", so Florence.

Und jetzt ist die Sicht perfekt: ein Lichtpunkt, schärfer und schöner als er je einen Stern sah. Es ist der 2. November 1917, mitten im Ersten Weltkrieg. George Hale hat sich erneut selbst übertroffen, getreu seiner Devise: Bessere Technik produziert bessere Wissenschaft.

"Gehen Sie auf 100 Zoll und ich zahle"

Bereits 1897 hatte George Hale das damals größte Linsenfernrohr der Welt bauen lassen, 1908 ein noch größeres Spiegelteleskop auf dem Mount Wilson. Und nun, zehn Jahre später, stellt er mit dem Hooker-Teleskop wieder einen neuen Rekord auf.

"Hale war natürlich ein begnadeter Forscher, aber vor allem ein hervorragender Organisator. Er verstand es, bei den Leuten Begeisterung zu wecken, ihr Geld in solche Projekte zu stecken", sagt Professor Dieter B. Herrmann, Wissenschaftshistoriker in Berlin.

In Chicago sammelt Hale Geld beim skrupellosen Straßenbahnmagnaten Charles Yerkes. Und in Los Angeles kann er den Stahlmagnaten John Hooker überzeugen. Und für den zählt nur das größte Teleskop der Welt. "Gehen Sie auf 100 Zoll und ich zahle", sagt Hooker.

Hooker-Teleskop weist den Weg zum Anfang des Kosmos

Und das Risiko lohnt sich: Denn mit dem Hooker-Teleskop gewinnen die Forscher revolutionäre Erkenntnisse über den Kosmos. Der Physiker und Astronom Edwin Hubble findet heraus, dass es außerhalb unseres Milchstraßensystems weitere Sternsysteme gibt. "Das war nur deshalb möglich, weil Hubble die Entfernung des Andromedanebels bestimmen konnte. Und da zeigte sich, dass der Andromedanebel weit außerhalb unseres eigenen Milchstraßensystems stand", sagt Herrmann.

Bei der Untersuchung ferner Galaxien stellt er weiter fest, dass sich alle Galaxien von uns entfernen. "Oder anders gesagt, das Weltall expandiert, das Weltall fliegt auseinander", sagt Herrmann.

Im Umkehrschluss heißt das auch, dass das Universum früher viel kleiner gewesen sein muss, im Extremfall ein einziger Punkt. "Das war die Geburt der Urknalltheorie", sagt Dieter Herrmann. George Hales Hooker-Teleskop hat den Weg zum Anfang des Kosmos gewiesen – und ist 30 Jahre lang das größte Spiegelteleskop der Welt.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. November 2017 ebenfalls an das Hooker-Teleskop. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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