Ferdinand Graf von Zeppelin mit Fernglas / Fotografie um 1915

8. März 1917 - Luftschiffpionier Ferdinand Graf Zeppelin stirbt

Stand: 08.03.2017, 00:00 Uhr

Im Deutschen Reich lacht man über den gräflichen Spinner, der mit einer monströsen Gasgurke durch die Luft schippern will. Kaiser Wilhelm II. nennt ihn sogar "den Dümmsten aller Süddeutschen". Keine zehn Jahre später erobert Ferdinand von Zeppelin mit seinem Luftschiff tatsächlich den Himmel und steigt zum Helden der Nation auf. Wilhelm II. rühmt den kleinen dicken Grafen vom Bodensee nun als "größten Deutschen des Jahrhunderts".

Der 1838 in Konstanz geborene Luftschiffkonstrukteur stammt aus altem hohenzollernschem Adel. Die Familie der Mutter gehört Anfang des 19. Jahrhunderts zu den Pionieren der industriellen Revolution in Süddeutschland. Mit 17 Jahren wird Ferdinand von Zeppelin auf eine Kadettenschule geschickt. Er startet eine steile Karriere in der Württembergischen Armee, die ihn 1885 als königlichen Gesandten bis in die Reichshauptstadt Berlin führt.

Wegen Aufmüpfigkeit in Zwangspension geschickt

Zeppelins zweites Leben als Luftfahrtpionier beginnt mit einer Schmach. Der eigensinnige und technikbegeisterte Querdenker nervt Württembergs König Karl seit Jahren mit scheinbar utopischen Ideen zum Bau einer Luftschiffflotte. Bereits 1874 hatte er seine Vision eines lenkbaren und motorgetriebenen Starrluftschiffs zu Papier gebracht. Als Ferdinand von Zeppelin auch noch gegen die Dominanz preußischer Offiziere in der Armee Wilhelms II. opponiert, wird der aufmüpfige Adlige 1890 auf höchsten Befehl zwangspensioniert.

Gerade 52 Jahre alt und als reicher Erbe völlig unabhängig, nimmt Graf Zeppelin die Verwirklichung seiner Luftschiffpläne in Angriff. Doch der Weg bis zum ersten "Zeppelin", dem LZ 1, ist eine schier endlose Kette von Misserfolgen, begleitet vom öffentlichem Spott. Mehrmals lehnt eine kaiserliche Kommission Zeppelins Entwürfe als unrealisierbar ab. Erst als er 1898 ein Reichspatent für ein "lenkbares Luftfahrzug mit mehreren hintereinander angeordneten Tragkörpern" erhält, gelingt die Finanzierung seines gigantischen Unternehmens.

Heereszeppeline greifen die Festung Lüttich an

Luftschiff "Graf Zeppelin" über Friedrichshafen am Bodensee

Luftschiff "Graf Zeppelin" über Friedrichshafen am Bodensee

In einer auf dem Bodensee schwimmenden Montagehalle gebaut, hebt LZ 1 am 2. Juli 1900 zur Jungfernfahrt ab. Niemand hält Ferdinand Graf Zeppelin jetzt noch für einen Narren; ein halbes Jahr später verleiht Wilhelm II. dem National-Heros den Roten Adlerorden I. Klasse. Jeder weitere Start wird von der Weltpresse verfolgt. Als LZ 4 im Jahr 1908 eine 24-Stunden-Fahrt entlang des Rheins unternimmt, strömen die Menschen zu Zehntausenden auf die Straßen oder erklimmen Hausdächer und Türme, um den Luftriesen zu beobachten.

Während des Wettrüstens vor dem Ersten Weltkrieg entdecken die Militärs die strategischen Möglichkeiten des Luftschiffs. Bereits kurz nach Kriegsausbruch im August 1914 greifen Heereszeppeline die Festung Lüttich an. Bis 1917 kommen insgesamt 90 deutsche Militärzeppeline zum Einsatz: als fliegender Feldherrenhügel, beim Ausspähen des Feindes oder zum Truppen- und Bombentransport. Dann entwickeln die Engländer wendige kleine Nachtflieger und vertreiben die schwerfälligen deutschen Riesen vom Himmel.

Das Flammeninferno von Lakehurst

Den Untergang des Kaiserreichs erlebt der Begründer des Starrluftschiffbaus nicht mehr. Ausgezeichnet mit acht Ehrenbürgerschaften und ordensdekoriert wie ein Generalfeldmarschall stirbt Ferdinand von Zeppelin am 8. März 1917 in Berlin. Unter seinem Nachfolger Hugo Eckener beginnt in den 1920er Jahren die Blütezeit der zivilen Linien-Luftschifffahrt über den Atlantik. 1928 umkreist die "Graf Zeppelin" als bis heute einziges Luftschiff die ganze Erde.

Das abrupte Aus für die gasgefüllten Giganten kommt am 6. Mai 1937. Bei der Landung in Lakehurst bei New York geht das größte Luftschiff der Welt, die "Hindenburg", in Flammen auf. Ein Radioreporter schildert das Inferno als fassungsloser Augenzeuge. 13 Passagiere  und 22 Besatzungsmitglieder kommen ums Leben, über 60 Menschen erleiden teils schwerste Brandwunden. Die Wochenschau-Bilder vom Feuerball über der "Hindenburg" markieren noch heute das Ende von Graf Zeppelins Vermächtnis.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. März 2017 ebenfalls an Ferdinand von Zeppelin. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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