Ettore Bugatti in Rennwagen für Paris-Madrid-Rennen 1903

15. September 1881 - Autokonstrukteur Ettore Bugatti wird geboren

Stand: 15.09.2016, 00:00 Uhr

"Ein Auto", sagt Julius Kruta, "ist das Letzte, was die Menschen brauchen, die zu uns kommen." Der Leiter des Unternehmensbereichs "Tradition" bei Bugatti verkauft ja auch keine "Autos", sondern die teuerste, edelste und schnellste Sportkarosse, die derzeit in Serie gebaut wird. Mindestens 1,3 Millionen Euro kostet ein unter dem Dach von Volkswagen gefertigter Bugatti Veyron. Höchstgeschwindigkeit des 16-Zylinder-Boliden: über 400 km/h.

Bedeutend mehr muss in der Brieftasche haben, wer einen Oldtimer des legendären Konstrukteurs Ettore Bugatti erwerben will. Im März 2016 wechselt in den USA ein Bugatti Type 57SC für 9,7 Millionen Dollar den Besitzer. Der Roadster Baujahr 1937 ist einer von nur knapp 8.000 Wagen, die noch zu Lebzeiten von Ettore Bugatti sein Werk in Molsheim im Elsass verlassen haben.

Erster Bugatti wird in Köln geboren

Geschwindigkeit, überragende Technik und edles Design bis hin zur Exzentrik machen die Marke Bugatti zum Mythos. Bis in die 30er Jahre sammeln die traditionell blauen Rennwagen von Ettore Bugatti Siege in Serie, nicht selten mit ihrem Erbauer hinter dem Lenkrad. Bereits als 17-Jähriger hatte der am 15. September 1881 geborene Spross einer Mailänder Künstlerfamilie die Pioniere des Automobilbaus auf sich aufmerksam gemacht. 1907 holt die Deutz AG, damals der größte Motorenbauer der Welt, Bugatti nach Köln. Im Keller einer Gründerzeitvilla konstruiert er das erste Auto, das später seinen Namen trägt.

Doch die scharfen Kalkulationen der Deutz-Chefs vertragen sich nicht mit den kühnen Visionen des hoch talentierten Jungingenieurs. 1909 verlässt Bugatti Köln mit einer stattlichen Abfindung und gründet im elsässischen Molsheim sein eigenes Unternehmen, die "Automobiles Ettore Bugatti". Sein Ziel ist, weiß der Bugatti-Experte Julius Kruta, "extrem leichte, extrem schnelle und vor allem auch haltbare Autos zu bauen." Bald beschäftigt Bugatti 200 Mitarbeiter, um die Nachfrage nach seinem in Köln entworfenen Modell zu befriedigen. Während des Ersten Weltkriegs muss er vorübergehend nach Mailand und Paris flüchten. Im Auftrag Italiens und Frankreichs konstruiert Bugatti nun auch leistungsstarke Flugzeugmotoren, die allerdings nie in Serie gebaut werden.

Exzentriker mit Malerkittel und Tropenhelm

Zwischen den Weltkriegen erlebt Ettore Bugatti seine größte Zeit. Die Renn- und Tourenwagen rasen von Sieg zu Sieg und seine Limousinen werden zum Inbegriff von Eleganz auf vier Rädern. Das Prunkstück, der Bugatti Royale, kostet dreimal so viel wie der teuerste Rolls Royce. Der Kundenkreis für solche Super-Karossen ist klein, zumal Bugatti nur Könige und Hochadlige als Käufer akzeptieren will. So gerät seine Firma mehrfach an den Rand der Pleite, was den Unternehmer aber kaum interessiert. "Zu Geld hatte er überhaupt keinen Bezug", erzählt sein Biograf Kruta. Anfang der 30er Jahre kann Bugatti sein Unternehmen retten, indem er für den französischen Staat in Rekordzeit einen Schnellzug konstruiert, angetrieben von den mächtigen 300-PS-starken Royale-Motoren. Die technische Weiterentwicklung der Automobile überlässt Bugatti nun seinem ältesten Sohn.

Während Jean Bugatti ab 1936 das Unternehmen führt, genießt der exzentrische Ettore den großen Auftritt in der Öffentlichkeit. Zu Grand-Prix-Rennen erscheint er nicht im Maßanzug, sondern in einem Malerkittel mit Tropenhelm und Sandalen. Als Hobby züchtet er Pferde, entwirft Angelruten, Segelschiffe und für einen befreundeten Chirurgen sogar OP-Besteck, das bis heute eingesetzt wird. Im August 1939 kommt der als Erbe auserkorene Jean bei einer Testfahrt ums Leben. Ettore Bugatti ist am Boden zerstört, zur gleichen Zeit bricht der Zweite Weltkrieg aus. Zwei Ereignisse, die nach Ansicht von Julius Krota das Ende der Bugatti-Ära besiegeln. Nach Kriegsende hat Ettore Bugatti weder die Kraft noch die finanziellen Mittel für einen Neuanfang. Am 21. August 1947 stirbt er in Paris an einem Schlaganfall. Glücklos versucht sein zweiter Sohn Roland, das väterliche Erbe zu retten. 1956 jedoch muss das Werk in Molsheim endgültig schließen. 42 Jahre später übernimmt Volkswagen die Namensrechte und lässt die Traditionsmarke Bugatti wieder auferstehen.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

Stichtag am 16.09.2016: Vor 300 Jahren: Entstehung des Duisburger Hafens