The Beatles

25. Juni 1967 - "Our World": Erste weltweit über Satellit ausgestrahlte Fernsehsendung

Stand: 25.06.2017, 00:00 Uhr

Ein warmer Tag ist der 25. Juni 1967 in Europa, ein kalter Wintertag in Australien, ein regnerischer Tag in Japan und ein sonniger im Norden der USA. Es ist der Tag, an dem die erste Fernsehsendung weltweit über Satellit ausgestrahlt wird: "Our World – Unsere Welt. Augenblicke aus fünf Kontinenten", eine kaleidoskopartige Livesendung mit Filmsequenzen aus 42 Orten in der ganzen Welt.

"Our World" wird weltweit ausgestrahlt (am 25.06.1967)

WDR 2 Stichtag 25.06.2017 04:17 Min. Verfügbar bis 23.06.2027 WDR 2


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In 14 Ländern sind die Momentaufnahmen unter der Zentralregie der BBC in London entstanden. Zweieinhalb Stunden – in denen auch Pablo Picasso, Maria Callas und die Beatles auftreten. Im britischen Beitrag schalten die Fernsehmacher nämlich in die Abbey Road Studios, wo die Beatles ihren Song "All you need is love" aufnehmen.

Zehn Monate arbeiteten zehntausende Techniker, Produzenten und Übersetzer an "Our World".

In den Tagen nach der Ausstrahlung folgen die Schlagzeilen in den Tageszeitungen. "Die erste Weltfernsehsendung", schreibt die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. "Das teuerste Spektakel in der jungen Geschichte des Fernsehens (8,5 Millionen Mark)", die Welt. Und die Süddeutsche Zeitung: "Seit Sonntagabend ist alles anders."

Raumfahrzeuge als Kommunikationsmittel

Die Geschichte von "Our World" beginnt in einer Aprilnacht 1965, als eine Rakete der NASA den ersten Kommunikationssatelliten ins Weltall schießt. Zielort: der Clarke Belt, also der geostationäre Orbit, benannt nach dem britischen Physiker und Science-Fiction-Autoren Arthur C. Clarke. "Sir Arthur C. Clarke hat zum ersten Mal vorgeschlagen, Raumfahrzeuge als Kommunikationsmittel zu nutzen. Das war 1945", erklärt Sandro Scalise, Experte für Kommunikationssatelliten am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Um die 70 Kilogramm wiegen die ersten Satelliten wie der "Early Bird" Intelsat I, "Lani Bird" Intelsat 2-2, "Canary Bird" Intelsat 2–3 und der NASA-Satellit ATS-1, allesamt beteiligt an "Our World".

Sozialistische Länder ziehen Beiträge zurück

Die Livesendung feiert das Satellitenzeitalter und das Fernsehen als Medium der Zukunft. "Die Vorstellung, es könne ein Programm für alle geschaffen werden, ein Programm an dem alle gleichberechtigt eine Stimme bekommen – das war das Ideal. Aber bereits in der Umsetzung hat es sich zerschlagen", sagt Anna Jehle, Medienhistorikerin am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam.

Denn kurz bevor "Unsere Welt" 1967 auf Sendung geht, ziehen alle fünf sozialistischen Teilnehmerstaaten ihre Beiträge zurück, Sowjetunion, Ungarn, DDR, Polen und die Tschechslowakei. Anlass soll der Ausbruch des Sechstagekriegs im Nahen Osten gewesen sein.

Das passt zur Logik das Kalten Kriegs. "Die politisch-ideologische Konkurrenz zwischen den beiden Supermächten USA und Sowjetunion zeigte sich auch im 'Wettlauf ins All'. Die erfolgreiche Inbetriebnahme von Satelliten war ein Weg, um in diesem Wettlauf, die Überlegenheit der eigenen Technologie zu demonstrieren", erklärt Anna Jehle.

Aber auch von Kontinenten wie Afrika ist mit Tunesien nur ein Land vertreten, mit einer Impression vom Basar in der Hauptstadt Tunis.

Modernes Fernsehen im Raumzeitalter

Dennoch bleibt "Our World" einer der ersten Versuche, die Welt medial zu vernetzen.

Zwischen 400 und 700 Millionen Menschen aus bis zu 31 Ländern sollen das Programm nach Schätzungen der BBC gesehen haben. "'Our World' stand für ein modernes Fernsehen im Raumzeitalter", sagt Anna Jehle.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25.06.2017 ebenfalls an "Our World". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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