Dortmunder Westfalenhallen, Totalansicht / 2003

2. Februar 1952 - Eröffnung der neuen Dortmunder Westfalenhalle

Stand: 02.02.2017, 00:00 Uhr

Zur Eröffnung herrscht erst mal Chaos. Als die Dortmunder am 2. Februar 1952 staunend in ihre neue Westfalenhalle strömen, beginnt auf den Rängen ein kollektives Plätzesuchen. Die Sitznummern auf den Eintrittskarten stimmen nicht mit dem Bestuhlungsplan überein.

Dann streikt die Belüftungsanlage. Bei hochsommerlicher Schwüle hält Bundespräsident Theodor Heuss eine launige Eröffnungsrede und Schwaden von Tabakqualm füllen die Kuppel von Europas größter Veranstaltungshalle. Dem begeisterten Premierenpublikum verdirbt das die prächtige Stimmung ebenso wenig wie die im Vorfeld heftig kritisierten Baukosten von neun Millionen Mark.

Konstruktion mit kühner Wölbung

Das moderne Amphitheater aus Stahl und Glas, in weniger als zwei Jahren errichtet, muss weltweit keinen Vergleich scheuen. Theodor Heuss, Staatsmann und Poet, bringt es auf den Punkt: "In dieser Konstruktion, dieser einsichtigen Anlage, in der kühnen Wölbung, wo das Schwere leicht und fast heiter wird, hier ist eine Leistung vollbracht, auf die die Schöpfer stolz sein dürfen."

Sehr schnell nach Kriegsende waren sich die Verantwortlichen in Dortmund einig: Wir wollen unsere Westfalenhalle wiederhaben. 1925 war an gleicher Stelle die erste Westfalenhalle eingeweiht und als Königin unter Europas Sportarenen gefeiert worden. "Neben diesem fabelhaften Bauwerk", schreibt damals in Brüssel der Chefredakteur von "Les Sports", "hat Köln eine Fabrik, Brüssel eine Garage und Paris eine Bahnhofshalle."

Tausende sterben bei Bombenangriff

Die alte Westfalenhalle ist Schauplatz legendärer Radrennen, Boxkämpfe und Reitturniere - bis die Nazis sie vereinnahmen. Nach dem Beginn des Krieges errichtet die Wehrmacht in der Halle und auf dem umliegenden Gelände ein Lager für 10.000 Kriegsgefangene. 1944 legt ein Bombenangriff die Halle mit ihrer einzigartigen Holzkuppel-Konstruktion in Schutt und Asche; tausende Gefangene werden dabei getötet.

Westfalenhalle beim Vier-Nationen-Handballturnier 2014

"In weitblickender Einmütigkeit aller Verantwortlichen", so lobt die Dortmunder Presse, nimmt die Stadt 1949 den Wiederaufbau in Angriff. Dank einer kühnen, neuen Konstruktionstechnik überspannt eine Kuppel aus 1.680 Tonnen Stahl die 118 Meter lange und 98 Meter breite Halle. Knapp 16.000 Zuschauer finden in der als "Arena der Sensationen" beworbenen Westfalenhalle Platz, ohne dass Pfeiler ihre Sicht behindern.

Sportpalast - Konzerthalle - Messestandort

In den folgenden Jahrzehnten wird die Westfalenhalle Austragungsort von mehr als 30 Welt- und Europameisterschaften – im Eiskunstlauf, Eishockey, Handball, Boxen, Turnen, Tanzen, Skat und Skateboardfahren. Für Schlagzeilen sorgen auch Auftritte wie der von US-Prediger Billy Graham, genannt "das Maschinengewehr Gottes". Fast 30.000 Sündern bläst der feurige Baptistenpastor 1955 in der Westfalenhalle den Marsch.

Musikalisch lockt die Westfalenhalle zu jeder Zeit die größten Stars der Welt nach Dortmund. Louis Armstrong bläst dort Trompete, Pink Floyd präsentiert 1981 die gigantische "The Wall"-Show und Technofans feiern dort seit 1993 "Mayday", Deutschlands größtes Indoor-Rave-Event.

Die meisten Gäste aber kommen zu Ausstellungen in die große Westfalenhalle und ihre acht Schwesterhallen. 16 Fach- und Publikumsmessen gehen dort heute jedes Jahr über die Bühne. Ihr acht Meter hohes, rotierendes Wahrzeichen, das "U" der Union-Brauerei auf dem Kuppeldach, muss seinen Platz seit 2011 mit dem "C" der Continentale-Versicherung teilen.

Programmtipps:

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