Auftritt von Christian Anders

Stichtag

15. Januar 1945 - Christian Anders wird geboren

Aids ist ein künstlich erzeugtes Virus, das unter Homosexuellen bewusst verbreitet worden ist. George W. Bush hat das World Trade Center selbst in die Luft gejagt. Und der Affe stammt vom Menschen ab. Mit kruden Thesen und Verschwörungstheorien wie diesen verkauft ein Mann namens Lanoo seit den 90er Jahren seine Bücher.

Da hat er als Christian Anders schon mehrere Karrieren als Schlagerstar, Filmregisseur und Hitproduzent hinter sich. Weit über 1.100 Lieder und Gedichte gehen auf sein Konto: gesungen und interpretiert von Gilbert Bécaud, Rita Pavone, Adriano Celentano – und natürlich ihm selbst.  

Der "Nutten-Mozart" 

Geboren wird Anders am 15. Januar 1945 als Antonio Schinzel-Tenicolo im österreichischen Bruck an der Mur. Die Mutter ist Deutsche, der Vater Italiener, er selbst verlebt seine Kindheit auf Sardinien. Mit zehn Jahren kommt er nach Deutschland, wo er in Garmisch-Partenkirchen das Gymnasium besucht und noch vor dem Abitur nach München übersiedelt. Zwar hat er schon früh unter seinem Pseudonym Christian Anders Auftritte mit einer Amateurband, versucht sein Glück aber zunächst mit einer Karateschule. 

Eine seiner Schülerinnen ist Verlegerin und besorgt ihm 1968 einen Plattenvertrag. Kurz darauf wird ihm ein Song angeboten, der eigentlich für den Schlagerstar Erik Silvester geschrieben wurde. Da dieser aber die hohen Töne nicht singen kann, versucht Anders es – und landet dank seiner Schmachtstimme mit "Geh’ nicht vorbei" 1969 einen ersten Millionenseller. Drei Jahre später hat er mit "Es fährt ein Zug nach Nirgendwo" seinen größten Hit.

Da ist Anders längst Besitzer eines eigenen Plattenstudios und verdient Millionen. Er fährt im vergoldeten Rolls Royce in der Stadt herum und gibt im weißen Nerzmantel Interviews. Wegen seiner Gelage in Bordellen und der Aussage, 2.000 Frauen verführt zu haben, handelt er sich nebenbei noch den Spitznamen "Nutten-Mozart" ein.  

Nackt in Ketten vorm Gefängnis  

Vom Musikgeschäft ist Anders bald gelangweilt. 1979 versucht er sich mit dem Actionfilm "Die Brut des Bösen", in dem er auch die Hauptrolle spielt, als Regisseur. 1981 dreht er mit Laura Gemser den Softsex-Trash-Streifen "Die Todesgöttin des Liebescamps", der wegen seiner unfreiwilligen Komik bis heute Kultstatus genießt. Die Filmprojekte verschlingen Anders’ Millionen, in den 80er Jahren ist er pleite. 1987 geht er in die USA, wo er zeitweise als Obdachloser auf der Straße lebt. 

Dabei hat Anders unter einer Brücke in Santa Monica angeblich ein Erweckungserlebnis, das ihn zum Retter der Welt bestimmt. Damit schafft er es, jetzt als Lanoo, mit einer eigenen Esoteriksendung im US-Fernsehen. 1993 kehrt er nach Deutschland zurück, wo er weniger mit seiner Musik als vielmehr mit Verschwörungsbüchern und Aktionen auf sich aufmerksam macht. Einmal kettet er sich nackt vor dem Gefängnis an, in dem sein Bruder einsitzt; ein andermal verstreut er das Gerücht, seine Lebensgefährtin an einen Millionär verkauft zu haben: "eine Zeitungsente", wie er später zugibt. 

2006 heiratet Anders auf Mallorca die Wirtschaftsberaterin Birgit Diehn. In der Folgezeit tingelt er mit seinen Schlagern hin und wieder noch durch Möbelhäuser: Sein "Zug nach Nirgendwo" ist dabei immer im Gepäck.

Stand: 13.01.2015

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.