Abflussrohr am Hörder Bach

Emscher am Phoenixsee wird renaturiert

Ein Dreckfluss wird sauber

Stand: 23.02.2011, 02:00 Uhr

Zum ersten Mal seit über 100 Jahren fließt sie oberirdisch: Die Emscher am Phoenixsee bekommt ein neues Flussbett. Am 23. Februar 2011 wird sie mit einem kleinen Bach verbunden - Teil drei unserer Serie mit Heimatkundler Willi Garth.

Von Katrin Schlusen

Wo genau die Emscher entlang floss, konnte im Dortmunder Stadtteil Hörde in der Nachkriegszeit kaum jemand sagen. Der Grund: Der Fluss störte bei den Industriearbeiten und war nach und nach unter die Erde verbannt worden. Als kleiner Junge wusste Heimatkundler Willi Garth, an welcher Stelle es einen Einstieg zum Fluss gab. Mit gleichaltrigen Freunden und bloß einer offenen Kerze stieg er hinab - die Jungsbande machte sich daran, den Tunnel zu erforschen. "Wir kamen nicht weit", sagt Willi Garth heute - ein Glück, denn kurz hinter dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks Phoenix-Ost wurde der Fluss zu einem Sturzbach. Niemand hätte gewusst, wo sich die Kinder befinden.

Emscher: Ehemals Kloake des Ruhrgebiets

Jetzt bekommen die Menschen in Dortmund-Hörde ihren Fluss zurück. Im Zuge des Phoenixsee-Baus wird auch die Emscher, die lange Zeit das Image der "Kloake vom Ruhrgebiet" verkörperte, renaturiert. Am Mittwoch (23.02.2011) werden der Hörder Bach und die Emscher miteinander verbunden - damit werden fast 600 Meter Gewässer erstmals in Betrieb genommen. Früher wurden die Abwässer in die Emscher geleitet, jetzt sollen sich wieder Fische im Fluss ansiedeln. Zusammen mit Helmut Herter, dem Projektleiter der Emscher Genossenschaft, hat Willi Garth die Baustelle vorab besichtigt: Die neue Emscher wird auf der Nordseite des Sees entlang geführt. "Für die Emscher Genossenschaft war der Umbau eine Herausforderung", berichtet Herter während des Rundgangs. "Wie hole ich einen Fluss aus einem Tunnel heraus, der unter einem Stahlwerk liegt?" Im Gegensatz zum Baldeneysee, durch den die Ruhr fließt, läuft die neue Emscher getrennt vom See. "Sonst würde das die Wasserqualität des Sees mindern", erklärt Projektleiter Herter.

Bei Hochwasser muss der See herhalten

Die Renaturierung der Emscher ist ein millionenschweres Projekt. 32 Millionen Euro kostet die Offenlegung des Flusses. Dabei wurde der Fluss nicht einfach nur ausgebuddelt, sondern unsichtbar für Besucher versteckt sich hinter dem Bauprojekt einiges an High Tech. Beispielsweise sind die Hänge neben dem Fluss ausgewiesenes Bauland. Damit die Hausbauer, die ihr Grundstück weiter unten am Hang haben bei Regen keine Wassermassen auf der Terrasse bekommen, wird das Regenwasser unterirdisch aufgefangen und unter der Emscher in den Phoenixsee geleitet. Ein anderes Beispiel: Bei Hochwasser werden die Emscher-Schleusen an der Ostseite des Sees geschlossen. Das Wasser kann dann in den See abfließen. Die Bauarbeiten sollen im Mai pünktlich abgeschlossen werden. Neben dem Fluss entsteht ein kleiner Weg für Radfahrer und Spaziergänger - darauf freut sich Willi Garth besonders. "Niemand, der in Hörder aufgewachsen ist, hat die Emscher jemals bei Tageslicht gesehen", sagt Willi Garth. "Dass die Emscher endlich wieder zu sehen ist, ist für mich eine bedeutende Sache."

Das Jahr der Flutung

Ein ganzes Jahr hat es gedauert, bis der Phoenixsee voll Wasser gelaufen war: In dieser Zeit hat sich nicht nur der Pegelstand verändert, sondern der ganze Stadtteil und auch die Menschen, die in Dortmund-Hörde wohnen. WDR.de begleitete Willi Garth während dieser Zeit und hielt den Blick auf den See regelmäßig fotografisch fest.

Weitere Themen