Eine tuerkische Bewohnerin eines Seniorenzentrums bekommt von einer Pflegerin Kaffee

"Haus am Sandberg" wird zehn Jahre alt

Multikulturelles Seniorenheim in Duisburg

Stand: 05.02.2007, 12:05 Uhr

Mittagszeit im "Haus am Sandberg": Tugba Yildirim sitzt zwischen einer holländischen und einer türkischen Seniorin und reicht den beiden abwechselnd Essen mit einem Löffel. Yildrim ist ausgebildete Familienpflegerin in NRWs einzigem multikulturellen Seniorenheim in Duisburg.

Für die türkischen Bewohner gibt es eine eigene Küche, regelmäßig stehen Schafskäse, Fladenbrot und Oliven auf dem Speiseplan. Einmal in der Woche gibt es ein türkisches Frühstück, an dem selbstverständlich auch die Menschen anderer Nationalitäten des Heims teilnehmen können. "Doch viele Türken leben ja schon seit Jahrzehnten hier und essen lieber Weißbrot mit Marmelade", sagt Heimleiter Ralf Krause.

Das "Haus am Sandberg", eine Einrichtung des DRK-Landesverbandes Nordrhein, entstand vor rund zehn Jahren in Kooperation mit der Uni Duisburg. In dem Heim sind 18 von 96 Bewohnern Ausländer, darunter derzeit 15 Türken. "Das Miteinander ist sehr gut, wobei es oft nur noch ein Nebeneinander ist", sagt Krause, denn die meisten der Senioren seien demenzkrank oder litten unter Alzheimer.

Einwanderer im Rentenalter

"Vor 40 Jahren kamen die türkischen Einwanderer als Gastarbeiter, heute sind sie im Rentenalter", erklärt Ralf Krause den wachsenden Bedarf für Einrichtungen wie seine. Die Zahlen des Statistischen Landesamtes belegen das: Lebten 1985 nur 1.116 Türken über 65 Jahre in NRW, so stieg die Zahl bis 2005 auf 37.588 Senioren türkischer Herkunft.

Der Versuch, im "Haus am Sandberg" eine ausschließlich türkische Wohngruppe einzurichten, ist allerdings gescheitert. "Die Türken sind ja keine homogene Gruppe", sagt Heimleiter Ralf Krause, darunter seien Schiiten, Sunniten, Aleviten. Manche der Bewohner stammten aus dem urbanen Istanbul, andere aus der ländlichen Provinz.

Plötzliches Unwohlsein zur Gebetszeit

Zweisprachiges Pflegepersonal und ein Gebetsraum ergänzen das Angebot der multikulturellen Einrichtung. Zweimal in der Woche kommt ein Hodscha, ein muslimischer Geistlicher, zu Gesprächen und zum Beten. "Nicht alle Türken nehmen dieses Angebot wahr, nicht alle sind praktizierende Muslime", erzählt Krause. Auch da habe man in den Anfangsjahren manches falsch eingeschätzt.

"Wir haben beispielsweise alle türkischen Bewohner in den Gebetsraum gebracht, wenn der Hodscha kam", erzählt Krause. Keiner der Senioren habe abgelehnt. Doch als mit der Zeit immer mehr türkische Bewohner über Unwohlsein oder Schmerzen klagten, wenn der Hodscha ins Haus kam, habe man gemerkt, dass sie gar nicht dauernd zum Beten wollten. "Die hatten einfach keinen Bock, haben sich aber nicht getraut, etwas zu sagen."