Küchenexperimente - Duftende Rauchzeichen

Stand: 16.08.2013, 16:05 Uhr

Raucher werden ständig gegängelt und kritisiert. Dieser Raucher aber ist ausgesprochen spannend – und riecht erstaunlich gut!

Von Sascha Ott

Dem Experimentator ergeht es ja manchmal wie dem Raucher: Bevor er drinnen die Gardinen versaut, schickt man ihn nach draußen. Das gilt natürlich erst recht in diesem Fall: Bei diesem Versuch gehen Experimentierfreude und starkes Rauchen eine effektvolle Allianz ein.

DER VERSUCH

Falls es aus dem Vorspann noch nicht klar geworden sein sollte: Dieses Küchenexperiment ist ein Garten- oder mindestens ein Balkonexperiment. Denn das Ergebnis bekommt man nur durch dauerhaft intensives Lüften wieder aus der Bude.

Wir brauchen dafür im Einzelnen:

  • einen Tischtennisball;
  • eine Schere;
  • eine Wunderkerze;
  • einen Strohhalm;
  • Alufolie;
  • eine Grillzange;
  • Feuer.

Ich schneide den Tischtennisball in möglichst feine Schnipsel. Auch wenn es mühsam ist, sollten sie durchaus nur einen halben Zentimeter groß sein. Dann packe ich die Ballstückchen in ein Stück Alufolie. Bevor ich die Folie zusammenfalte stecke ich noch an der einen Seite ein Stück von einem Strohhalm hinein, an der anderen ein Stück Wunderkerze – beide etwa fünf Zentimeter lang. Ich achte darauf, dass die inneren Enden von Wunderkerze und Strohhalm nahe den Tischtennisballschnipseln zu liegen kommen.

Dann schließe ich die Alufolie um sie herum zu einem dichten Päckchen und wickele noch zwei, drei weitere Lagen Alufolie drum herum. Ich habe jetzt also ein Alufolienpäckchen, aus dem an einer Seite ein Stückchen Strohhalm an der anderen Seite ein Stück Wunderkerze herausragen und drinnen sind die Tischtennisballschnipsel. Jetzt nehme ich dieses Päckchen mit einer Grillzange und zünde die Wunderkerze an.

DAS ERGEBNIS

Die Flamme der Wunderkerze wandert funkelnd in das Alupäckchen und verschwindet darin. Plötzlich schießt eine meterhohe Rauchfontäne aus dem Strohhalm. Immer mehr dichter grauer Rauch wird durch die Strohhalmöffnung herausgepustet. Gut Zehn Sekunden lang geht das so, dann lässt die Qualmentwicklung langsam nach. Im Garten steht eine graue Wolke, die sich nur langsam auflöst – und es riecht erstaunlicherweise wie im Massagesalon.

DIE ERKLÄRUNG

Tischtennisbälle werden im Allgemeinen aus Zelluloid hergestellt. Zelluloid ist ein Kunststoff, der aus Cellulosenitrat und Campher besteht. Campher ist ein Weichmacher, der auch mitunter in geringen Mengen medizinischen Massagesubstanzen beigegeben wird. Daraus ergibt sich schon ein Hinweis auf den markanten Duft der Rauchwolke. Cellulosenitrat ist eine weiße faserige wollartige Masse. Man nennt sie auch Schießbaumwolle, weil sie schnell und heftig verbrennt, wenn man sie entzündet – auch ohne Sauerstoff aus der Luft. Das kommt der Verbrennung im dichten Alupäckchen zugute.

Beim Verbrennen von Cellulosenitrat entstehen relativ große Gasmengen: Wasserdampf, Stickstoff, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid. Insgesamt entsteht aus einer Menge Cellulosenitrat bei der Verbrennung mehr als das 800-fache Volumen an Gasen, die zusammen mit dem Campher einen dichten Rauch ergeben. Der Strohhalmkanal formt diesen Rauch zu einer Fontäne mit intensivem Campher-Duft.

FAZIT

Liebe Raucher, wenn Sie mal wieder eine heimliche Zigarette verschleiern müssen, zünden sie danach einfach eine Tischtennisballfontäne und verweisen Sie mit Unschuldsmiene auf die Küchenexperimente. Ich garantiere Ihnen, den Zigarettenqualm riecht danach kein Mensch mehr.

Redaktion:
Peter Ehmer