Küchenexperimente - Leuchtender Zucker

Stand: 06.06.2014, 16:05 Uhr

Kaltes Glühen - Wer hätte gedacht, dass man mit einem Stück Kandiszucker tatsächlich Licht erzeugen kann?

Von Sascha Ott

Licht erzeugt Wärme – ob Kerze oder Glühbirne, selbst die Energiesparlampe wird mit der Zeit kräftig aufgeheizt. Aber das gilt nicht für eine besondere Art des Leuchtens: Kaltes Licht. Das kann man im Chemie-Labor mit einer ausgeklügelten Mischung chemischer Verbindungen erzeugen. Oder einfach in der Küche beim Teetrinken.

DER VERSUCH

Wir brauchen:

  • ein paar große Stücke Kandis, am besten die sogenannten "Kluntje"
  • einen Hammer
  • einen Streifen (durchsichtiger) Klebefilm
  • eine feste, unempfindliche Unterlage
  • Dunkelheit

Der Ablauf des Versuch ist zunächst einmal recht einfach: Wir kleben ein Kluntje-Stück mit Klebestreifen an die stumpfe Seite des Hammers, legen den Hammer neben die Schlagunterlage und löschen das Licht. Der Raum sollte möglichst dunkel sein. Jetzt kommt der eigentlich schwierige Teil: Warten. Die Augen sollten ein paar Minuten Zeit bekommen, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann schlagen wir den Kandis mit dem Hammer beherzt auf die Unterlage.

DAS ERGEBNIS

Der Kandis leuchtet! Schwach aber deutlich sichtbar. Bei jedem Schlag mit dem Hammer, glimmt das Zuckerstück kurz auf in einem bläulich-weißlichen Licht. Das funktioniert mehrere Schläge lang, bis der Kandis ganz zerbröselt ist. Wem die Methode mit dem Hammer zu brutal ist, kann den Kandis auch in eine Zange einspannen und ihn zerdrücken. Als Einstiegsversion des Experiments funktioniert es sogar, zwei Stücke normalen Würfelzucker kräftig aneinander zu reiben. Die Leuchterscheinung ist dabei aber deutlich schwächer als bei den Kluntje-Experimenten.

DIE ERKLÄRUNG

Im Zuckerkristall gibt es Ladungen. Die sind aber nicht überall gleichmäßig verteilt. Wenn man den Kristall drückt und zerschlägt, werden gegensätzlich geladene Kandis-Stücke voneinander getrennt. Es entsteht eine Spannung zwischen den Stücken, die sich durch die Luft entlädt. Dabei werden Stickstoffatmome der Luft zum Leuchten angeregt. Der Fachmann nennt dieses kalte Licht „Triboluminiszenz“ – also so viel wie „Reibungsleuchten“. Das findet man auch an anderen Stellen: zum Beispiel, wenn man einen Briefumschlag entlang des Klebestreifens öffnet. Auch da sieht man manchmal da, wo sich die Klebelasche vom Umschlag löst ein bläuliches Leuchten.

FAZIT

In Zuckerkristallen steckt mehr als man vermutet – ungebändigte Ladungen, die nur darauf warten ein winziges Feuerwerk zu erzeugen. Kaltes Licht ist gespenstisch und überraschend. Für den nächsten Stromausfall sollte man aber trotzdem eher ein paar Kerzen auf Lager haben.

Redaktion:
Peter Ehmer