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Cello

WDR 3 Werkbetrachtung: George Onslows Cellosonate op. 16 Nr. 2

Abseits der Musikzentren, in der Auvergne, schuf George Onslow viele Werke für Kammermusik-Besetzung. Seine Cellosonate op. 16 Nr. 2 entstand 1820. Maria Kliegel gibt einen Überblick über das elegante Werk des "französischen Beethoven".

Die Musik von George Onslow wird erst seit einigen Jahren wieder neu entdeckt. Ein ganzes Jahrhundert dauerte es, bis nach und nach brauchbare Noteneditionen erschienen sind. Dabei waren zu Onslows Zeit seine zahlreichen Kammermusikwerke  – darunter allein zehn Klaviertrios, 34 Streichquintette und 36 Streichquartette – höchst beliebt und weit verbreitet.

WDR 3 Werkbetrachtung: George Onslows Cellosonate op 16

WDR 3 Werkbetrachtungen 07.10.2017 14:05 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3


Onslow, 1784 in Clermont-Ferrand geboren und 1853 auch dort gestorben, ist Spross eines englischen Adelsgeschlechts. Sein Vater Edward geht 1781 nach Frankreich und gründet dort eine Familie. George ist einer von vier Söhnen. Vor allem bei Johann Ladislaus Dussek und Johann Baptist Cramer vervollkommnet er seine pianistischen Fähigkeiten. Erst als er 1798 von seinen Studien auf den familiären Landsitz in die Auvernge zurückkehrt, erwacht Onslows Interesse für die Komposition. Ersten Unterricht in diesem Fach nimmt er bei einem Jugendfreund, später wird Anton Reicha sein bedeutendster Lehrer.

George Onslow

George Onslows drei Cellosonaten op. 16 entstehen 1820 und stellen einen  gewichtigen Beitrag zum Cello-Repertoire dar, denn nur wenige Solowerke für dieses Instrument entstehen in dieser Zeit. Es ist ein Lebensabschnitt, der für den Komponisten schwierig ist. Briefe beweisen, dass er sich kraftlos und desillusioniert fühlt. Für die Komponisten, die den Effekt suchen, seien die großen Vorbilder Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart keine Orientierungspunkte mehr, klagt er. Bezeichnend ist, dass sich Onslow gerade jetzt auf jene Instrumente besinnt, die er selbst hervorragend beherrscht.

Die mittlere der Sonaten op. 16, in der dramatisch-tragischen Tonart c-moll, ist die längste der Sammlung und in vier Sätzen komponiert. Sie ist typisch für Onslows ebenmäßigen, eleganten Stil. Einem ernsten und kraftvollen Allegro espressivo folgt ein bewegtes, scherzohaftes Menuett und ein inniger langsamer Satz. Das Finale hat gleich drei verspielte Themen zu bieten.

Auch bei den Noten dieser Sonate steht man vor so manchem Problem, bevor man sich der Musik richtig widmen kann, meint die Cellistin Maria Kliegel. Sie musste sich gemeinsam mit ihrer Pianistin Nina Tichman das Werk langsam erarbeiten, bevor dann im Jahr 2011 die Einspielung auf CD folgen konnte. "Musikalisch ist es unkompliziert, aber zum Spielen ist es wirklich schwierig", sagt Kliegel.

In ihrer Werkbetrachtung der Cellosonate op. 16 Nr. 2 geht Maria Kliegel auch auf den besonderen, ebenmäßigen Stil ein, der George Onslow zu eigen ist. Für sie sei die Musik wie "leichter Champagner. Und das Herz geht einem auf."

Eine Collage von Markus Bruderreck

Redaktion: Eva Küllmer

CD-Tipp

CD-Cover

George Onslow: Cellosonaten
Maria Kliegel (Cello)
Nina Tichman (Klavier)
Label: Naxos
Bestellnummer: 8.572830