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Cheikh Lo - Magier der Mbalax Musik

Stand: 03.12.2015, 16:58 Uhr

Er ist der Magier der Mbalax-Musik, die westafrikanische Traditionen mit kubanischen Klänge verbindet - und Anhänger einer islamischen Gemeinschaft, die Frieden und Askese predigt 

Wenn man seine Dreadlocks sieht, könnte man ihn für einen Rastafari halten. Doch Cheikh Lo stammt nicht aus Jamaika, sondern ist ein Anhänger des legendären westafrikanischen Sufi-Scheichs Amadou Bamba (1850 - 1927), dessen ikonisches Porträt im Senegal auf Häuserwänden, Taxifenstern und T-Shirts verbreitet ist.

Cheikh Lo gehört dem Baye-Fall-Zweig seiner Mouridiyye-Bruderschaft an, die einen asketischen, einfachen Volksislam praktizieren und durch ihre farbenprächtigen Patchwork-Gewänder und riesige Gebetsketten eine auffällige Erscheinung sind. Ihr friedlicher Ansatz verhält sich zum Steinzeit-Islam einer Terrorsekte wie Boko Haram, wie das Christentum eines Franz von Assisi zu dem eines Terroristen wie Anders Breivik.

Biografie

Cheikh Lo arbeitete in Burkina Faso als Percussionist und Schlagzeuger, bevor er 1978 nach Senegal ging, um in Varieté-Shows und Hotel-Coverbands zu spielen. 1987 landet er als Studiodrummer in Paris, unter anderem für Papa Wemba. Nach zwei Jahren hat er genug von der Knochenarbeit. Er zieht zurück nach Senegal, tingelt in Dakar von Club zu Club, um seine Kassetten zu verhökern. In einem Jazz-Etablissement entdeckt ihn 1989 Youssou N'Dour, und der hält Cheikh Lo für auf- und ausbaufähig.

Musikalischer Werdegang

Schon das erste Album "Ne La Thiass", veröffentlicht auf N'Dours Label Jololi, zeigt seine beachtlichen Gesangsqualitäten, bleibt aber weitestgehend der Mbalax-Musik des Senegal treu. In der verschmelzen kubanische Einflüsse mit traditionellen Griot-Gesängen, die Handtrommel Sabar gibt den Rhythmus vor. Stilistisch offener klingt der Zweitling: Bläser des Afro Cuban All Stars-Paket und von Pee Wee Ellis treten hinzu, Oumou Sangaré gastiert ebenso wie Bigga Morrison von der Reggae-Band-Aswad als Duettpartner.

Comeback

Nach einer längeren kreativen Pause erscheint 2015 auf dem französischen Label Chapter Two das Quasi-Comeback-Album "Balbalou". Darauf erweist sich der inzwischen 60-jährige Cheikh Lo als wahrer Magier der Mbalax und wartet mit dezenten Sabar-Beats und Melodien auf, die er mit dem warmen Schmelz seiner zuckersüßen Stimme überzieht. Wie es sich für eine französische Produktion gehört, finden sich auf Balbalou gleich mehrere Kollaborationen mit Künstlern, die in Frankreichs Musikszene Rang und Namen haben, darunter die brasilianische Sängerin Flavia Coelho oder der Neo-Musette-Akkordeonist Fixi. Höhepunkt des Albums aber ist das Duett mit Wassoulo-Sängerin Oumou Sangaré aus Mali: eine Anklage gegen all jene Staatschefs, die sich an die Macht putschen und ihre Länder ins Unglück stürzen.

Diskografie (Auszug)
TitelJahr
Balbalou2015
Jamm2010
Lamp Fall2005
Bambay Gueej1999
Ne La Thiass1996