Reichspost-Mitteilung von 1947

Vor 70 Jahren: Balver Höhle gerettet

Stand: 19.09.2017, 07:52 Uhr

Die britischen Militärs wollten sie sprengen, weil das NS-Regime sie für die Rüstungs-Produktion missbraucht hatte. Doch die Balver kämpften um ihre Höhle – mit Erfolg.

Von Solveig Flörke

"Wie soeben das Hauptquartier der Militärregierung mir fernmündlich eröffnete, hat Herr General Robertson mit dem gestrigen Tage entschieden, dass die Balver Höhle nicht gesprengt wird." Diese Worte aus dem Telegramm eines britischen Generals lösten am Dienstag (19.09.2017) vor 70 Jahren bei den Balvern riesige Erleichterung aus.

Krisensitzung der Schützen

Wochenlang hatten sie um ihre schon damals so wichtige Kultur-Höhle gebangt und für sie gekämpft. Sie sollte gesprengt werden. Denn die britische Militärregierung hatte herausgefunden, dass während des Zweiten Weltkriegs Gefangene in der Höhle für einen Rüstungsbetrieb arbeiten mussten. Damit drohte der Höhle, wie anderen Rüstungsfabriken auch, die Zerstörung.

Historisches Foto vom Eingang der Balver Höhle

Der Eingang zur Höhle nach dem Krieg

Eleonore Betten, damals ein junges Mädchen, erinnert sich noch genau: "Die Nachricht von der Sprengung breitete sich wie ein Lauffeuer in Balve aus. Mein Vater, ein sehr aktives Mitglied des Balver Schützenvorstandes, machte sich große Sorgen um die Höhle und rief sofort zu einer Krisensitzung in unser Haus, um die Sprengung zu verhindern."

Einladung an britischen General

Auch der örtliche Heimat- und Kulturverein, die "Heimwacht Balve", lud am 27. August 1947 zu einer dringlichen Sitzung. Ihr Vorsitzender Theodor Pröpper protokollierte, dass eine Denkschrift mit dem Hinweis auf die kulturelle, historische und archäologische Bedeutung der Höhle an Politiker, Museen und Archive in ganz Nordrhein-Westfalen geschickt wurde. Außerdem wandten sich die Balver an die Presse und versuchten, so gut es ging, für den Erhalt der Höhle zu werben.

Dieser beherzte Einsatz der Sauerländer beeindruckte offenbar auch die Besatzer. "Am 19. September 1947 kam endlich das erlösende Telegramm aus England mit der Nachricht: Die Höhle wird nicht gesprengt", sagt Zeitzeugin Betten. "Ganz Balve war erleichtert, und das Schützenfest konnte wieder gefeiert werden. Dazu wurde auch der britische General eingeladen, der sich damals für die Rettung der Höhle ausgesprochen hatte."

Viele Menschen in beleuchteter Höhle

Schützenfest in der Höhle