Silvesternacht: Opfer kritisieren schleppende Aufklärung

Stand: 20.10.2016, 16:15 Uhr

Der Untersuchungsausschuss im Landtag zur Kölner Silvesternacht setzt ab kommende Woche Montag (24.10.2016) seine Arbeit fort. In der WDR-Sendung "Frau tv" haben sich jetzt Opfer der sexuellen Übergriffe zu Wort gemeldet. Die Frauen kritisieren die schleppende Aufklärung der Taten.

"Ich verstehe nicht, warum der Täter noch frei rumläuft." Tanja (Name von der Redaktion geändert) ist eine der Frauen, die in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof belästigt wurden. Anders als in vielen anderen Fällen konnte die Polizei den Beschuldigten noch vor Ort festnehmen. Es gab mehrere Zeugen für den Übergriff. Doch am nächsten Tag wurde der Beschuldigte wieder freigelassen, da laut Polizei "ein dringender Tatverdacht nicht zu begründen" gewesen sei. Jetzt ist der Mann nicht mehr auffindbar, das Verfahren ist vorläufig eingestellt.

Opfer, Kölner Silvesternacht

Opfer vermissen Ermittlungserfolge

Auch viele andere Opfer warten auf die Aufklärung ihrer Fälle. Bisher wurden erst drei Männer für Sexualdelikte am Kölner Hauptbahnhof verurteilt. Und schon jetzt steht fest: Die meisten Täter werden weiter frei herumlaufen, weil sie nicht zweifelsfrei identifiziert werden können. Es sind Monate vergangen, doch die Aufklärungsarbeit stockt. Für die Opfer ist das sehr belastend.

Piraten: Viel Wahlkampf im Untersuchungsausschuss

Simone Brand, Piraten-Fraktion NRW

Piraten-Abgeordnete Simone Brand

Auch Simone Brand von der NRW-Piratenpartei fordert, dass die Opfer wieder stärker in den Fokus rücken müssen. Die Abgeordnete sitzt im Untersuchungsausschuss Silvesternacht des Düsseldorfer Landtags und kritisiert: "Das Problem bei diesem Untersuchungsausschuss ist, dass er ein Jahr vor der Neuwahl eingesetzt worden ist. Ich erlebe sehr viel Wahlkampf und da ist mir die Opferperspektive viel zu weit in den Hintergrund gedrängt worden." Sie fordert, dass man den Opfern jetzt noch einmal verstärkt Hilfsangebote machen müsse. Am kommenden Montag (24.10.2016) wird im Ausschuss das Gutachten vorgestellt, in dem die Anzeigen der Opfer ausgewertet wurden.

Zeugenbefragungen im Landtag gehen weiter

In der kommenden Woche setzt der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zur Silvesternacht seine Beweisaufnahme fort. Befragt wird dann unter anderem auch der Kriminologe Rudolf Egg, der sein Gutachten zu den Strafanzeigen der Opfer der Kölner Silvesternacht vorstellen und mit den Abgeordneten diskutieren wird. Die Polizei hätte laut Gutachten früher eingreifen müssen. Auch weitere Polizeivertreter werden im Zeugenstand erwartet.