Zinserhöhung in den USA: Was das fürs Bauen und Sparen bedeutet

Stand: 06.05.2022, 11:58 Uhr

Die US-Zentralbank hat ihre Zinsen erhöht, die Europäische Zentralbank könnte bald nachziehen. Das Ziel ist klar: Die Inflation soll bekämpft werden. Welche Folgen hat das fürs Bauen und Sparen?

Was kann man gegen steigende Preise unternehmen? Die Lösung der Volkswirtschaftslehre lautet Zinserhöhungen. Vereinfacht gesagt: Höhere Zinsen sorgen für geringeren Konsum und ein langsameres Wirtschaftswachstum und somit auch für eine fallende Inflation. Aus diesem Grund hat die US-Notenbank Fed vorgestern angekündigt, ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte zu erhöhen.

So viel Butter gibt es bei Aldi für 1,35 Euro - die Grafik zeigt, dass die Menge von September 2021 bis April 2022 von 250 auf 162 Gramm abgenommen hat.

Nicht nur die Butterpreise steigen

Nicht nur in den USA, auch in Europa wächst die Inflation rasant. In Deutschland waren im April 2022 Waren und Dienstleistungen im Schnitt 7,4 Prozent teurer als im Vorjahr - der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. Durch die Entscheidung der Fed gerät nun die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck. Das sei ein "Signal für die EZB, auch hier das Inflationsproblem anzugehen", sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DeKaBank, der ARD.

Baldige EZB-Zinserhöhung scheint wahrscheinlich

Tatsächlich liegt der Leitzins der 19 Euro-Länder seit rund sechs Jahren bei null Prozent. Das könnte sich bald ändern. So hält EZB-Direktorin Isabel Schnabel eine Zinserhöhung im Juli für möglich. Der Chef der Österreichischen Nationalbank Robert Holzmann geht sogar von Juni aus. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, geht von einer Anhebung des EZB-Leitzinses nach den Sommerferien aus.

Auswirkungen für Sparer und Hausbauer

Wer plant, ein Haus zu bauen oder eine Wohnung zu kaufen, befindet sich derzeit in einer ungünstigen Lage. Ende 2021 lag der Durchschnittszins für Hypothekenkredite bei 0,9 Prozent, inzwischen ist er laut der FHM Finanzberatung schon auf 2,6 Prozent gestiegen. Und die Tendenz dürfte bei steigenden Zentralbank-Zinsen weiter nach oben weisen. Der Tipp von Hendrik Buhrs vom Geldratgeber "Finanztip" lautet daher: Wer bauen will, sollte nicht zögern, sondern sich möglichst schnell um eine Finanzierung kümmern.

Für Sparer hätte ein Zinsanstieg bei der Zentralbank erst einmal positive Folgen. Hendrik Buhrs geht davon aus, dass "die Zeit der Negativzinsen bald zu Ende geht, genauso wie die der Mini-Zinsen". ARD-Börsenexpertin Anja Kohl sieht das ähnlich: "Die Sparzinsen werden steigen - aber nur ein bisschen", sagte sie dem WDR. Sie geht - "wenn überhaupt" - von einer Steigerung auf 0,5 Prozent aus. Das Problem dabei: Die Inflationsrate von über sieben Prozent fresse diesen Anstieg direkt wieder auf. "Am Ende verliert man immer noch Geld, wenn man sein Geld auf das Sparbuch packt", so Kohl.

"Hohe Teuerung wird länger bleiben, als uns lieb ist"

Wie groß der Effekt der steigenden Zinsen auf die Inflationsrate ist, hängt von vielen Faktoren ab: Wie geht es im Ukraine-Krieg weiter? Was passiert mit den Rohstoffpreisen? ARD-Wirtschaftsredakteur Volker Hirth glaubt: "Nur weil das Geld nicht mehr so billig zu haben ist, werden die Gas- und Ölpreise bestimmt nicht gesenkt."

Der Ökonom Michael Peters sieht das ähnlich. "Eine Inflation, die durch einen Angebotsschock, also den Krieg in der Ukraine entstanden ist, kann die EZB nicht wirklich einfangen", sagte er dem WDR. Auch Wirtschaftswissenschaftler Thomas Straubhaar von der Universität Hamburg befürchtet: "Die hohe Teuerung wird länger bleiben, als uns allen lieb ist."

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