junger Mann im Schaukelstuhl, Rennrad im Zimmer

"Hotel Mama" ist oft die erste Wahl

Stand: 20.09.2017, 13:49 Uhr

  • "Hotel Mama" bleibt beliebt.
  • Junge Erwachsene leben gerne länger bei Eltern.
  • Statistisches Landesamt stellt Zahlen vor.

Vor allem während ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung blieben über 18-jährige Jugendliche häufig noch im "Hotel Mama" wohnen, sagte der Präsident des Landesamtes für Statistik, Hans-Josef Fischer, am Mittwoch (20.09.2017) in Düsseldorf.

Trendwende in Sicht

Allerdings zeichnet sich eine Trendwende ab: Während 2005 in NRW noch 61 Prozent der 18- bis 25-Jährigen zu Hause wohnten, waren es zehn Jahre später nur noch 59 Prozent.

Wer Geld hat, zieht eher aus

Auch Studierende und Erwerbstätige gründen zunehmend eigene Haushalte. Im Erhebungszeitraum 2015 lebten an Rhein und Ruhr 937.000 ledige junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren im elterlichen Haushalt.

Mehr "Nesthocker" in Italien und England

Mit 59 Prozent sei der Anteil der jungen Erwachsenen, die in ihrem Elternhaus blieben, gegenüber Ländern wie Italien, Frankreich und England aber eher niedrig, betonte Fischer. Dort betrage der Anteil der "Nesthocker" immerhin etwa 70 Prozent.

Finanzielle und wirtschaftliche Gründe

Es sei ohnehin ein Vorurteil, dass Jugendliche "überwiegend aus Bequemlichkeit" im Elternhaus blieben und ihre "Komfortzone" nicht aufgeben wollten, sagte Fischer. Vielfach seien finanzielle und wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend.

Zudem sei der klassische Generationenkonflikt mit dem Drang, das Elternhaus frühzeitig zu verlassen, "nicht mehr so ausgeprägt" wie in den 1980er- und 1990er-Jahren. Im Gegensatz zu früher herrsche nicht der Geist der Auflehnung, sondern Konsens beim Zusammenleben, sagen Familiensoziologen.

Familien rücken eher zusammen

Angesichts der Unsicherheiten der Globalisierung und der digitalen Revolution seien die Familien wieder enger zusammengerückt, schreibt Sozialforscher Klaus Hurrelmann. Bei einer Meinungsumfrage des Instituts YouGov im vergangenen Jahr waren zwei Drittel der Deutschen indes der Meinung, dass der Nachwuchs bis zum 25. Geburtstag ausgezogen sein sollte.

Im Alter von 30 Jahren wohnen laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes allerdings bundesweit noch zwölf Prozent der Männer und acht Prozent der Frauen im "Hotel Mama" - so viele wie noch nie. Doch den meisten gelingt der Absprung irgendwann: Im Alter von 40 Jahren wohnen nur noch vier Prozent der Männer und ein Prozent der Frauen bei ihren Eltern.

Frauen ziehen eher aus als Männer

Junge Frauen verlassen nach der Erhebung des Landesamtes früher das Elternhaus als junge Männer. Während der Anteil der Frauen im "Hotel Mama" bei 20,3 Prozent liegt, sind es in der Gruppe der Männer immerhin 34,5 Prozent.

Dies bedeute aber nicht unbedingt, dass Männer eine stärkere Elternbindung hätten, erklärte Präsident Hans-Josef Fischer. Vielmehr seien Frauen deutlich früher in festen Paarbeziehungen und gründeten deshalb einen eigenen Haushalt.