Schüler zündet eine Kerze an.

Airbus-Absturz auf dem Weg nach Düsseldorf

NRW trauert

Stand: 24.03.2015, 20:45 Uhr

NRW im Schockzustand: In dem Germanwings-Airbus, der auf dem Weg nach Düsseldorf abgestürzt ist, war auch eine Schülergruppe aus Haltern. Keiner der 150 Menschen an Bord hat den Absturz in Südfrankreich überlebt. Notfallseelsorger betreuen Angehörige. Viele Menschen drücken ihr Mitgefühl aus. Lufthansa bestätigte inzwischen ein technisches Problem am Tag vor dem Unglück. Mehrere andere Germanwings-Flüge wurden gestrichen.

Um 11.55 Uhr sollte der Germanwings-Airbus vom Typ A320 in Düsseldorf landen. Doch er kam nicht an. Um 10.45 Uhr verließ die Maschine plötzlich im Sinkflug seine Reisehöhe. Wenig später brach der Kontakt zu den Fluglotsen ab und die Maschine stürzte in den französischen Alpen ab. An Bord befanden sich 144 Passagiere, darunter auch zwei Babys. Außerdem die sechsköpfige Besatzung.

"Ein schwerer Tag für uns"

Einsatzkräfte der Feuerwehr am 24.03.2015 in Haltern am See (Nordrhein-Westfalen) vor dem Joseph-König-Gymnasium.

Ausnahmezustand im Haltener Joseph-König-Gymnasium

Unter den Absturzopfern sind auch 16 Schüler und zwei Lehrer aus Haltern. Der Spanischkurs der zehnten Klasse eines Gymnasiums war eine Woche in Barcelona. Nachdem bekannt wurde, dass sich die Schülergruppe in der Unglücksmaschine befunden hatte, wurde das Joseph-König-Gymnasium in Haltern geschlossen. In der Schule wurde ein Krisenstab gebildet. Notfallseelsorger waren im Einsatz, Schüler legten Blumen nieder. Am Nachmittag trat Bürgermeister Bodo Klimpel sichtlich bewegt vor die Presse. "Das ist ein sehr schwerer Tag für uns", sagte Klimpel, der mit den Tränen kämpfen musste. Die Anteilnahme sei aber sehr groß. Die Kirchen in Haltern haben geöffnet, um dort Trauerarbeit vor Ort zu leisten. Das Gymnasium, das die Schüler besuchten, werde am Mittwoch wieder öffnen. Es werde aber kein normaler Unterricht stattfinden. Vielmehr würden die Schüler die Möglichkeit erhalten, ihre Trauer aufzuarbeiten, so der Bürgermeister. Viele Eltern hatten erst über die Medien erfahren, was passiert war. Einige wären dennoch zum Flughafen nach Düsseldorf gefahren, berichtete Klimpel, in der Hoffnung, dass die Kinder doch in einer anderen Maschine saßen.

Am frühen Abend wurde bekannt, dass auch der Bassbariton Oleg Bryjak unter den Opfern ist. Bryjak ist langjähriges Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein. Er befand sich auf dem Rückflug von einem Gastspiel in Barcelona. Vermutlich sind unter den Opfern auch drei Wuppertaler. Nach Recherchen des WDR soll es sich um ein Paar und ein Kleinkind handeln. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es bislang aber nicht.

67 Deutsche unter den Passagieren

In der abgestürzten Maschine waren ersten Angaben zufolge 67 deutsche Staatsbürger. Viele der deutschen Opfer sollen aus NRW kommen, so Ministerpräsidentin Hannelore Kraft am Dienstagnachmittag. Der Kapitän des abgestürzten Flugzeugs habe seit mehr als zehn Jahren für Germanwings und Lufthansa gearbeitet, so Germanwings-Chef Thomas Winkelmann. Auf dem Modell Airbus habe er über 6.000 Flugstunden absolviert. Zur Absturz-Ursache machte Winkelmann keine Angaben. Am Düsseldorfer Flughafen waren Airport- und Notfallseelsorger der evangelischen und katholischen Kirche im Einsatz, um wartende Freunde und Angehörige zu betreuen. Man wolle, so Winkelmann bei einer Pressekonferenz am Abend, erst die Angehörigen informieren, bevor man Namenslisten der Passagiere veröffentliche. Zur Zeit sind Teams der Airline auf dem Weg zur Unglücksstelle. Dort liegt teilweise noch Schnee und nur Hubschrauber können dort landen. Mittlerweile wurde auch der Flugschreiber der Maschine gefunden

Absturzursache weiter unklar

Karte vom Absturzgebiet

Die Absturzstelle in Frankreich

Nach Angaben der Rettungskräfte vor Ort zerschellte das Flugzeug auf 1500 Metern Höhe unter dem Massiv von Estrop im Tal von Blanche. Die Trümmer der Maschine wurden in der Region zwischen Digne und Barcelonnette in den südlichen Alpen entdeckt. Beim Absturz des Airbus A320 wird nach den Worten des französischen Premierministers Manuel Valls keine Unglücksursache ausgeschlossen. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann keine Hypothese ausgeschlossen werden", sagte Valls am Dienstagnachmittag im französischen Parlament. Valls sagte, ein Hubschrauber habe an der schwer zugänglichen Unglücksstelle in den Alpen landen können. Dabei sei "unglücklicherweise" festgestellt worden, dass es keine Überlebenden gebe.

Trauer auf Germanwings Twitter-Kanal

Wer auf die Homepage von Germanwings klickt, sieht zunächst eine Meldung über den Absturz, bevor es auf die offizielle Website geht. Für Angehörige wurde von Germanwings eine Hotline eingerichtet: 0800-1133-5577. Das Logo auf ihrem Twitter-Kanal hat die Lufthansa-Tochter schwarz gefärbt. Es wird Mitgefühl ausgesprochen und informiert. Am Düsseldorfer Flughafen wurde unter der Rufnummer 0800-7766350 eine Hotline für Angehörige eingerichtet: In den sozialen Medien gibt es zahlreiche Reaktionen auf das Unglück. Die Lufthansa spricht auf ihrem Twitter-Kanal von einem "schwarzen Tag". Informationen für Angehörige gibt es unter der Krisennummer des Auswärtigen Amtes 030-50003000.

Flugausfälle bei weiteren Germanwingsflügen

Nach dem Unfall kam es auch bei anderen Flügen von Germanwings zu Ausfällen. Ein Sprecher der Fluggesellschaft sprach gegenüber dem WDR von Unregelmäßigkeiten: "Ja, es kann zu Verspätungen und Absagen kommen", so der Sprecher. Flugkunden können sich auf der Internetseite www.germanwings.com über ihren Flugstatus informieren. Außerdem gibt über die Hotline 01806-320320 Auskünfte zu den geplanten Flügen. Dort könnten Kunden auch kostenlos Flüge stornieren oder umbuchen. Lufthansa bestätigte inzwischen ein technisches Problem am Tag vor dem Unglück.

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