Hofmolkerei in Drolshagen: Joghurt und Milch aus der Region
Stand: 30.03.2023, 11:09 Uhr
In der neuen Hofmolkerei in Drolshagen kann man den Weg der Milch von der Kuh bis in die Tüte mitverfolgen. Das Ziel: Milchprodukte aus der Region, die nicht stundenlang durchs Land gefahren werden.
Von Joanna Figgen (Text) und Heinz Krischer (Multimedia)
In Drolshagen entscheidet die Kuh, wann Melkzeit ist. Wenn es für sie soweit ist, macht sie sich auf zum Melkroboter. Die Milch fließt. Vom Melkroboter direkt in den Kühltank. Und schließlich in den Rohmilchtank der Molkerei. Nun beginnt der Job von Anna Bieker.
Sie ist 33 Jahre alt und die Chefin der neuen Hofmolkerei in Drolshagen. Bieker ist gemeinsam mit ihrer Schwester Kathrin Engels auf dem Bauernhof der Eltern im Kreis Olpe groß geworden. Etwa 140 Milchkühe hat der Betrieb aus dem Sauerland. Die 33-Jährige hat Ernährungswissenschaften studiert und ist nun für die neue Aufgabe der Hofmolkerei zurückgekommen.
Kathrin Engels (l.) und Anna Bieker im Kuhstall
Hofmolkerei liegt im Trend
Eine repräsentative Umfrage im November 2020, in Auftrag gegeben vom NRW-Landwirtschaftsministerium, ergab: 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wünschen sich mehr regionale Lebensmittel. Das Konzept der Hofmolkerei aus Drolshagen liegt damit im Trend.
Die ersten Produkte: Vollmilch und Joghurt
Mit frischer Vollmilch zu starten, lag für die 33-Jährige nahe, denn die Verarbeitung ist im Vergleich zu anderen Milchprodukten simpel: erhitzen, homogenisieren, abfüllen. Fertig. Beim Joghurt sieht das Verfahren schon schwieriger aus. Es ist das zweite Produkt, an das sich die Chefin heranwagte.
Entstehen sollte ein Joghurt, der ohne Milchpulver oder weitere Zusätze auskommt. Bieker erklärt, wie es funktioniert: "Wir haben die Reifung im Vergleich zu Industrieprodukten deutlich verlängert und lassen unseren Joghurt 14 Stunden reifen. Dann hat er eine Ruhephase und reift dann nochmal nach, bis er die endgültige Konsistenz erreicht."
Produktionsabläufe für Kirsch-Joghurt
lokalzeit.de. 00:24 Min.. Verfügbar bis 20.03.2025.
Ob der Bau einer Hofmolkerei rentabel ist, wurde heiß in der Familie diskutiert. Denn: Die Kosten für das neue Gebäude und die Maschinen gingen in die Millionen. Ausschlaggebend für die Entscheidung war zuletzt, dass ein befreundeter Bauernhof mit weiteren 60 Milchkühen und ein Lebensmittelhändler aus der Region als Gesellschafter mit eingestiegen sind. In den Filialen des Lebensmittelhändlers werden die Produkte nun gut sichtbar verkauft.
Fertige Produkte im Supermarktregal
Auch bei anderen Lebensmittelhändlern bietet die 33-Jährige mittlerweile ihre Produkte an. Deutlich erkennbar ist aber, so die Molkerei-Chefin: Umso näher die Filialen am Hof in Drohlshagen liegen, umso besser läuft der Verkauf. Ein Zeichen für Bieker, das Regionalität vom Kunden gewünscht wird.
Wertschöpfung zurück auf den Hof holen
Kathrin Engels wird den Hof der Eltern irgendwann komplett übernehmen. Eine Voraussetzung hatte sie dafür: "Für mich und meine Familie war vor allen Dingen wichtig, die Wertschöpfung wieder zurück auf den Betrieb zu holen."
Neue Produkte sind schon in der Entwicklung
Bei Vollmilch und Joghurt soll es nicht bleiben. Die 33-jährige Molkerei-Chefin will als nächstes fettarme Milch und Schlagsahne produzieren. Sie ist voller Tatendrang: "Man ist im Gedanken eigentlich schon immer beim nächsten Produkt. Bei der Produktentwicklung oder bei der Prozessablaufplanung."
Dass sie als Ernährungswissenschaftlerin keine Ahnung von den Molkerei-Maschinen hat, hat ihr keine Angst gemacht. Schließlich kann man sich alles aneignen, so die 33-Jährige. In die Zukunft schaut sie zuversichtlich. Ab Herbst 2023 soll das Sortiment nochmals erweitert werden - um Quark und Frischkäse.
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 09.03.2023: Lokalzeit Südwestfalen, 19:30 Uhr.