Ein Wellensittich sitzt auf dem Kopf des Schreinermeisters Ferhart Genis.

"Als türkischer Schreiner in diesem Schloss zu arbeiten, war ein verrückter Traum"

Hochsauerlandkreis | Heimatliebe

Stand: 06.10.2023, 10:43 Uhr

Ferhat Genis ist seit 24 Jahren Schreinermeister im Schloss Herdringen in Arnsberg. Immer mit dabei, Sittichdame Shacky. Nach dem Tod des letzten Schlossherren wird das Schloss jetzt zum Museum.

Von Katja Brinkhoff

Knarrende Balken, winzige Fenster. Die Taschenlampe wirft ein schwaches Licht auf das Durcheinander auf dem Schlossdachboden. Alte Korbkinderwagen, ausgediente Lampen, Möbel, in der Ecke ein Spiegel. Ferhat Genis und Robert Scheck, Museumsleiter von Schloss Herdringen, suchen vergessene Schätze. "Unser Schloss wird doch Museum", erzählt der Schreinermeister und zeigt auf den zugestaubten Spiegel. "Rokoko", schätzt er.

Ferhart Genis und Robert Scheck inspizieren Spiegel

Der alte Spiegel muss zuerst gesäubert werden, bevor er einen Platz im Museum findet

Schloss Herdringen mit seinen Nebengebäuden hat über 200 Räume. "Da sind Türen, die sind seit 100 Jahren nicht mehr geöffnet worden", sagt Genis. Das Schloss war immer Wohnsitz der Familie von Fürstenberg, auch Internat, sogar Filmschauplatz. Zwei Edgar-Wallace-Filme wurden in den 60er-Jahren hier gedreht. "Weil das Schloss aussieht wie ein englischer Landsitz", sagt der Schreinermeister.

Luftaufnahme vom Schloss Herdringen in Arnsberg

Das Schloss Herdringen diente auch schon als Filmkulisse

Genis kam als 15-Jähriger aus der Türkei nach Arnsberg – und wollte Schreiner werden, weil der Nachbar Schreiner war "und bei uns in der Straße Schnitzereien verkaufte." Nach der Lehre arbeitete Genis bei einem Antiquitätenhändler. Dann nahm er seinen Mut zusammen und bewarb sich bei Wennemar von Fürstenberg, dem letzten Schlossherren: "Als türkischer Schreiner in diesem wunderschönen Schloss zu arbeiten, das war mein verrückter Traum."

Schlösser und Burgen in NRW

Schloss Nordkirchen: ein verzierter Palast umgegeben von einem Schlosspark.

Das barocke Schloss Nordkirchen mit seinem Schlossgarten wird auch "westfälisches Versailles" genannt. Während der Schlosspark frei zugängig ist, können die Gebäude nur mit einer Führung besichtigt werden.

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Das barocke Schloss Nordkirchen mit seinem Schlossgarten wird auch "westfälisches Versailles" genannt. Während der Schlosspark frei zugängig ist, können die Gebäude nur mit einer Führung besichtigt werden.

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Die Burg Satzvey wurde 1396 das erste mal urkundlich erwähnt. Die Burg zwischen Bad Münstereifel und Euskirchen beitet ein buntes Programm. Die Besichtigung ist nur mit einer Führung möglich.

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Als Stammsitz der Grafen von Berg geht die Geschichte von Schloss Burg bis ins Jahr 1130 zurück. Heute steht an der Stelle eine Rekonstruktion. Besichtigungen sind trotz Sanierung weiterhin möglich.

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Zur Entstehung der Burg Altena gibt es verschiedene Legenden. Weltweit bekannt wurde die Burg 1914, als dort die erste Jugendherberge der Welt eingeweiht wurde.

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Die Wasserburg Anholt beherbergt die fürstliche Kunstsammlung. Ein Besuch der großen Garten- und Parkanlage ist nur mit Ticket möglich, die Besichtigung der Räumlichkeiten nur mit Führung.

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Das Schloss Augustusburg und das Schloss Falkenlust sind seit 1984 UNESCO-Welterbestätten. Augustusburg kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden, für Falkenlust gibt es Audioguides.

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Das im Siebengebirge gelegene Schloss Drachenburg wurde ab 1882 von Baron Stephan von Sarter gebaut. Im Laufe seiner Geschichte wurde es unterschiedlich genutzt. Heute kann sie nah am Originalzustand besichtigt werden.

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Das Benrather Schloss bietet mit dem kurfürstlichen Wohnhaus Corps de Logis, den Gärten und dem Museen für Naturkunde und Gartenkunst ein buntes Programm. Der Schlosspark kann das ganze Jahr lang kostenfrei besucht werden.

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Mitten in Bielefeld erhebt sich die Burg Sparrenberg über der Stadt. Urkundlich erstmals erwähnt wurde die Festung im Jahre 1256. Heute ist sie unter anderem ein Fledermaus-Paradies.

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Das Schloss Merode in Langerwehe bei Düren wird 1263 erstmals erwähnt. Heute gilt sie als eines der wichtigsten Rennaissance-Schlösser in Deutschland.

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Auf dem Tisch in der Schreinerwerkstatt steht kopfüber ein immer noch prächtiger Stuhl. Die geschnitzten Adler unter der Sitzfläche sind gebrochen. Vorsichtig streicht der Schreinermeister mit einem Spachtel Leim auf die Adlerflügel. Drei Schreiner reparieren und restaurieren hier. "In einem 700 Jahre alten Schloss gibt es genug Arbeit."

Alte Möbel sind wie Oldtimer

00:25 Min. Verfügbar bis 20.09.2025

Der "Adlerstuhl" ist ein Hingucker. Doch stiehlt ihm jemand anderes die Schau. Sittichdame Schacky ist auf Genis' Schulter gelandet. Ein Nymphensittich, gelbes Gefieder, ein paar Federn am Kopf fehlen. "Sie rupft sich, wenn sie alleine zu Hause ist", erzählt Genis. Also kommt der Sittich mit ins Schloss. Jeden Tag.

Möbel für die Ewigkeit

"Wie schön die Möbel nach der Restaurierung aussehen", sagt Genis. Er steht vor Tisch und Stühlen im Salon der Gräfin Pia von Fürstenberg – Schlossherrin vor 120 Jahren. Dunkles Holz vor maisgelben Seidentapeten. Der Schreiner streicht behutsam über die Tischplatte. "Darauf bin ich stolz."

Die fertigen Möbel werden platziert

00:23 Min. Verfügbar bis 20.09.2025

"Diese Arbeit ist fertig. Jetzt freue ich mich auf die nächste", sagt Genis. Dass Schloss Herdringen jetzt zum Museum wird, gefällt ihm. Wann ist Eröffnung? "Das dauert. Wir müssen noch viele Schätze suchen, finden und restaurieren."

Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR-Fernsehen am 20.09.2023: Lokalzeit aus Siegen, 19.30 Uhr.