Köbes Olaf Goebbels im Gespräch mit einigen Gästen

Viel mehr als nur ein Kellner: der Köbes - eine kölsche Institution

Köln | Heimatliebe

Stand: 23.11.2023, 08:22 Uhr

In einem echten kölschen Brauhaus gehört er zum Stammpersonal: der Köbes. Schon seit 1180 bringt der Bierschenk aber nicht nur das Kölsch an den Tisch, sondern stichelt auch die Gäste. Köbes zu sein, ist Beruf und Berufung zugleich.

Von Manuela Klein

Olaf Goebbels ist ein Köbes, wie man ihn sich vorstellt. Groß, kräftig und immer mit einem Spruch auf den Lippen. Seit über 30 Jahren arbeitet der 52-Jährige als kölscher Kellner, also als Köbes. Und worauf es dabei ankommt, weiß der gelernte Koch ganz genau:

Wenn der Gast 'nen Spruch gedrückt bekommt

00:15 Min. Verfügbar bis 23.11.2025

Die Zeiten, in denen ein Köbes muffelig die Gäste bediente, sind längst vorbei. "Das Barsche, Unfreundliche will man gar nicht mehr." Trotzdem: Der Köbes ist Chef im Brauhaus, er hat nach wie vor das Sagen.

Christliche Tradition mit Marienbild und Beichtstuhl

Der erste urkundlich erwähnte Bierschenk hieß Burkhard und seine Schenke stand im 12. Jahrhundert dort, wo heute der Kölner Hauptbahnhof ist. So ist es im Grundbuch nachzulesen. Nach und nach eröffneten weitere Kölner Brauhäuser, in der Cäcilienstraße im Jahr 1243 oder im Eigelstein 1301. Und damals ging es dort noch christlich zu. Zumindest offiziell. Mit Marienbildern, die heute noch in vielen Kölner Gaststätten zu sehen sind.

Sogar einen "Beichtstuhl" gab es: "Der Beichtstuhl ist eine alte Tradition, jedes alte Brauhaus hat einen Beichtstuhl", erklärt Goebbels. "Dort war früher der Sitz des Chefs oder der Chefin, die die Köbesse kontrollierten. Da hat der Köbes seine Biermarken gekauft, beim Zappes das Bier geholt und ist dann mit den gezapften Bieren am Beichtstuhl vorbei. Und Chef oder Chefin haben dann die Anzahl und die Qualität des Kölschs überprüft und dann durftest du weiterlaufen." Dort wurde also abgerechnet, "gebeichtet".

Beichtstuhl im "Em kölsche Boor"

So einen Beichtstuhl hat jedes Kölner Brauhaus

Wie das Interieur des Brauhauses hat sich auch die Kleidung des Köbes bis heute kaum verändert. Weißes Hemd, blaue Schürze, blaue Weste (auf die einige Brauhäuser aber inzwischen verzichten) und die sogenannte Katze, die Geldtasche. Schon im Mittelalter war der Begriff verbreitet. Grund für den Namen könnte sein, dass die Gürteltaschen teils aus Katzenleder gefertigt wurden. Oder aber, dass der Beutel früher an einen kleinen Katzenkopf erinnert hat. Die zweite Variante ist sicher die schönere.

Wie der "Köbes" zu seinem Namen kam

Zum Ursprung des Begriffs "Köbes" (rheinländische Form des Namens Jakob) gibt es mehrere Theorien: In der Zeit, in der in Köln noch die Erzbischöfe das Sagen hatten, soll einer von ihnen es gewagt haben, eine Altbier-Brauerei in der Stadt zu eröffnen. Nach Protesten der Kölschbrauer veranstaltete der Erzbischof ein Wetttrinken, um im übertragenen Sinne den Gewinner zu ermitteln – der beste Altbier-Trinker aus Düsseldorf sollte gegen den besten Kölsch-Trinker antreten. Am Ende holte der Kölner Brauereigeselle Jakob Fischer dank seiner Trinkfestigkeit den Sieg und die Altbier-Brauerei wurde wieder geschlossen. Und von da an soll zum Gedenken an Jakob Fischer und seine kühne Tat jeder Brauereigeselle "Köbes" genannt worden sein.

Eine andere Erklärung ist die, dass die Köbesse Pilger des Jakobsweges waren, die in den Kölner Brauhäusern die Gäste bedienten und ihnen dabei von ihren langen Reisen erzählten.

Alle Nationalitäten - alle Geschlechter

Waren früher die Köbesse noch urkölsch, werden die Gäste heute von Menschen aller Nationalitäten bedient. Seit 2008 gehören auch weibliche "Köbinen" zum bunten Bild. Rund 30 Prozent beträgt der Frauenanteil.

Warum macht Olaf Goebbels den Job so gerne?

00:21 Min. Verfügbar bis 23.11.2025

Für viele Gäste gehört der Köbes der Stammkneipe zur Familie und umgekehrt. Und als Köbes behandelt man niemanden besser oder schlechter. Egal, ob Promi oder nicht.

Berühmte US-Sängerin wollte ein Foto mit Köbes Goebbels

Vor ein paar Jahren hatte Goebbels tatsächlich mal einen Weltstar zu Gast: Sängerin Pink. Die wollte für ihre Tochter einen halben Putensalat, doch den gab es auch für Pink nicht. "Ich bin Köbes und egal, wer es ist, das gibt es nicht. Da hat sie gesagt: 'Ist nicht schlimm, dann nehme ich einen Ganzen.'"

Olaf Goebbels und Pink auf einem Handyfoto

Pink war mächtig beeindruckt von ihrem Kölner Köbes

Und am Ende wollte nicht Köbes Goebbels ein Foto mit der berühmten Sängerin, sondern umgekehrt. "Beim Bezahlen hat sie gefragt, ob sie eins mit mir machen dürfte. 'Ja, komm', hab ich gesagt, 'mit dir mach ich eins.'" Seitdem ist der 52-Jährige unter den Kollegen echter Kult. Denn Köbes kann man nicht lernen. Köbes hat man im Blut und im Herzen - oder eben nicht.

Über das Thema haben wir am 19.10.2023 auch im WDR-Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Köln, 19.30 Uhr.