00:09 Min. Verfügbar bis 16.02.2026

Handgefertigt in Düsseldorf: Der Ehrenpreis der Berlinale

Düsseldorf | Heimatliebe

Stand: 20.02.2024, 16:29 Uhr

Es sind die Großen des Filmgeschäfts, die mit einem Schmuckstück von der Kö in Berlin für besondere Verdienste ausgezeichnet werden. Meryl Streep hat eine, Clint Eastwood und der berühmte Kameramann Michael Ballhaus ebenfalls – eine kleine silberne Kamera, die seit fast 40 Jahren von Hand in Düsseldorf gefertigt wird.

Von Daniela Partenzi

Weiße Handschuhe, ruhige Bewegungen, konzentrierter Blick: Im Atelier "Georg Hornemann", mitten auf Düsseldorfs prachtvollster Einkaufs- und Flaniermeile, verleiht Thomas Elberg dem diesjährigen Exemplar der Berlinale Kamera den letzten Schliff. Vorsichtig hat er alle Schrauben überprüft, jetzt fehlt nur noch die Plakette. "Edgar Reitz" graviert der Goldschmiedemeister in die 12 Zentimeter lange und einen Zentimeter breite Platte. Der 91-jährige Reitz, Autor und Regisseur, soll den Preis bei den 74. Internationalen Filmfestspielen am 22. Februar in Berlin entgegennehmen.

Goldschmiedemeister Thomas Elberg bei der Arbeit

00:42 Min. Verfügbar bis 12.02.2026

Die eigentliche Arbeit an der Kamera begann für Elberg schon vor Monaten: Im Herbst hat er angefangen, aus 128 Einzelteilen die Trophäe zusammenzubauen – einige nicht größer als ein Stecknadelkopf. Wochenlang wird jedes Jahr an dem Ehrenpreis gewalzt, gefeilt, gehobelt, geschliffen und poliert. "Das fordert die ganze Palette unseres Könnens", erklärt Elberg. Am Anfang hat er nur silberne Bleche. Im Atelier entstehen daraus dann die Komponenten, die denen einer originalen Filmkamera nachempfunden sind. Jedes noch so kleine Teil wird von Hand produziert und schließlich zusammengesetzt. "Es ist schon eine besondere Aufgabe", erklärt der Goldschmiedemeister. In Erinnerung sei ihm vor allem der Preis für Clint Eastwood geblieben, das sei definitiv aufregend gewesen.

Ehrenpreis der Berlinale

Seit 1986 wird die Berlinale Kamera als Ehrenpreis im Rahmen des Filmfestivals "Berlinale" verliehen. Die Verantwortlichen ehren damit laut eigener Aussage "Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um das Filmschaffen besonders verdient gemacht haben und mit denen sich das Festival verbunden fühlt."

Portrait von Alexander Hornemann

Alexander Hornemann zeigt die Berlinale Kamera

Wenn Elberg den letzten Handgriff getan hat, verpackt Alexander Hornemann, Sohn des Firmengründers, die edle Trophäe sicher in einen runden Zylinder. Natürlich trägt er dabei ebenfalls weiße Handschuhe. Dann ist der Ehrenpreis reisefertig und der 61-Jährige bringt die Kamera persönlich nach Berlin, das ist seit fast 40 Jahren Tradition. 1986 hatte der Juwelier aus Düsseldorf mit seinem Entwurf für die Berlinale Kamera die Festival-Macher überzeugt.

Neuer Entwurf wegen Mauerfall

"Damals sah der Preis noch etwas anders aus", berichtet Hornemann. Eine goldene Kamera mit Diamant war auf einem Acrylglasblock platziert. Der Entwurf spielte auf die Mauer an. Das schwenkbare Exemplar symbolisierte den freien Blick der Kunst in alle Richtungen.

Trophäe für Berlinale

Bis zur Neuauflage 2008 spielte der Entwurf der Berlinale Kamera auf die Berliner Mauer an

"Nach dem Mauerfall musste dann irgendwann etwas Neues her", erinnert sich Hornemann. Sein Vater Georg Hornemann hatte Zeit und Lust und übernahm 2008 die Neuauflage. Die Kamera wurde silbern und thront seitdem, 26 Zentimeter groß, auf einer edlen schwarzen Holzpyramide. "Das war eine tolle Aufgabe", erinnert sich der Senior.

Mittagessen mit den Stars

Ob ihn mal ein Preisträger in all den Jahren besonders gefreut habe? "Claude Chabrol", antwortet Hornemann spontan. "Der hat wunderbare Filme gemacht." Und: "Karlheinz Böhm! Mit dem ich dann auch zum Mittagessen war", erinnert er sich an gute Gespräche "mit einem hochinteressanten Mann". Dieses Jahr wird der 84-Jährige bei der Verleihung "seines Preises" nicht dabei sein. "Diesmal nicht", winkt er ab. Er sei schon so oft in Berlin gewesen.

Wissenswertes über die Berlinale

Die Internationalen Filmfestspiele Berlin, kurz Berlinale, gibt es seit 1951. Damit ist das Filmfestival nicht nur eines der bedeutendsten, sondern auch eines der ältesten der Welt.

Die Hauptauszeichnung der Berlinale ist der Goldene Bär, der im Wettbewerb vergeben wird. Es gibt weitere Preise für herausragende Leistungen in verschiedenen Kategorien wie den Goldenen Ehrenbären. Den wird der US-amerikanische Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Martin Scorsese bei der Berlinale 2024 für sein Lebenswerk verliehen bekommen.

Etwa 100 Exemplare der Berlinale Kamera haben die Hornemanns schon ausgeliefert, weil in einigen Jahren auch mehrere Kameras verliehen werden. Diesmal ist es nur eine und im nächsten Jahr? "Das", sagt Hornemann, "erfahren wir im Oktober!" Das sei immer so und dann machen sie sich im Atelier an der Kö auch schon an die Arbeit. Und aus 128 kleinen Einzelteilen wird wieder ein großer Preis.

Über dieses Thema haben wir auch am 13.02.2024 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.