Chemiekonzern verschärft Sparkurs

Lanxess streicht 1.000 Stellen

Stand: 06.11.2014, 14:04 Uhr

Der Spezialchemiekonzern Lanxess streicht in den kommenden zwei Jahren rund 1.000 Stellen. Etwa die Hälfte der Jobs soll an deutschen Standorten, vor allem in Leverkusen und Köln, abgebaut werden, wie das Unternehmen am Donnerstag (06.11.2014) mitteilte.

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Der ins Schlingern geratene Spezialchemiekonzern Lanxess will die Kosten kräftig senken. Konzernchef Matthias Zachert möchte die Einsparungen über Abfindungen und Vorruhestand umsetzen. Derzeit seien aber auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen, hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag (06.11.2014). Mit gut der Hälfte der betroffenen Belegschaft in Deutschland sei bereits eine Lösung gefunden worden.

Neben Service und Verwaltung sind auch der Vertrieb sowie die Forschung und Entwicklung betroffen. Mit den Arbeitnehmervertretern habe das Management eine Verständigung erreicht, um den Konzern mit derzeit weltweit 16.700 Mitarbeitern wieder in ruhiges Fahrwasser zu führen. An den deutschen Standorten beschäftigt Lanxess 7.300 Menschen.

Zachert: Wettbewerbsfähigkeit verbessern

An den Zielen für das laufende Jahr halte der Konzern fest. Der Stellenabbau sei notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, sagte Konzernchef Matthias Zachert. Durch die starke Ausrichtung auf das Kautschuk-Geschäft und die Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie war Lanxess 2013 tief in die roten Zahlen gerutscht. Im Herbst 2013 hatte der Konzern bereits ein erstes Sparprogramm aufgelegt und weltweit rund 1.000 Stellen abgebaut.

Analysten sind skeptisch

"Der Abbau einer hohen Zahl von Arbeitsplätzen vor allem an den deutschen Standorten der Lanxess wäre aus meiner Sicht zumindest ein zweischneidiges Schwert", sagte Branchenanalyst Oliver Schwarz von Warburg Research in Hamburg im Vorfeld. "Einerseits hat das Unternehmen momentan operativ Probleme, die nicht zuletzt auch durch Fehlentscheidungen der alten Konzernspitze ausgelöst wurden. Kosteneinsparungen sind daher meines Erachtens durchaus notwendig. Andererseits verzichtet man durch Maßnahmen wie Frühpensionierungen auf langgediente Mitarbeiter, die über ein beträchtliches Know-how verfügen. Zudem verlassen erfahrungsgemäß bei solchen Maßnahmen immer auch Mitarbeiter das Unternehmen, auf die man als Arbeitgeber eigentlich nicht verzichten wollte. Das könnte sich im Nachhinein als nachteilig erweisen."

Expansion um jeden Preis

Die Probleme von Lanxess sind teilweise hausgemacht. Zacherts Vorgänger Axel Heitmann, der Lanxess seit der Ausgliederung aus dem Bayer-Konzern 2004 geführt hatte und im Februar dieses Jahres seinen Stuhl räumen musste, wurde ein Hang zu kostspieligen Entscheidungen nachgesagt. Firmenübernahmen und Werksgründungen in Südafrika, Brasilien, Indien, China machten das Geschäft internationaler, trieben aber die Verschuldung in die Höhe. Der Umzug der Hauptverwaltung vom Leverkusener Bayer-Campus in das ehemalige Lufthansa-Hochhaus am Rheinufer in Köln wurde kritisiert, weil die neue Immobilie als überdimensioniert galt. Immerhin steuerte Heitmann Lanxess erfolgreich durch die Finanzkrise; 2012 war mit einem Gewinn von 514 Millionen Euro das beste Jahr der Firmengeschichte.

Dann sank der Absatz von Kernprodukten wie Kautschuk für Reifen und Chemikalien für Kunststoffe und Lacke, weil einer der wichtigsten Kunden, die Autoindustrie, weniger Bedarf hatte. Die beiden anderen Hauptproduktfelder, Chemikalien für die Bauindustrie und Agrochemikalien, konnten die Einbußen nicht wettmachen. 2013 stand ein Verlust von 159 Millionen Euro in den Büchern. Die Weltmarktpreise für einige Spezialchemikalien sind auch 2014 rückläufig. So dürfte der Umsatz des Vorjahres, 8,3 Milliarden Euro, wohl nicht mehr erreicht werden – bis Jahresmitte 2014 waren erst 4,06 Milliarden Euro zusammengekommen.

Umbau in drei Schritten

Der im April als Krisenmanager angetretene Zachert begann unverzüglich mit der Restrukturierung des Konzerns. Bis zum 1. Januar 2015 wird die Zahl der Geschäftsbereiche von vierzehn auf zehn verringert. Das soll die Verwaltung vereinfachen. In einem zweiten Schritt geht es darum, Produktion und Vertrieb zu optimieren. Die dritte Stufe von "Let‘s Lanxess again" ist mit "Wettbewerbsfähigkeit des Geschäftsportfolios". Hierzu liegen noch so gut wie gar keine Informationen vor, aber die Erfahrungen aus vergleichbaren Programmen anderer Unternehmen lassen vermuten, dass Lanxess zumindest nicht ausschließt, sich eventuell von Geschäftsaktivitäten zu trennen.

"Neben dem geplanten Stellenabbau – insbesondere in der Verwaltung – sind Werksschließungen denkbar, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen", sagt Christoph Schöndube, Analyst bei Independent Research in Frankfurt am Main. Er könne sich "strategische Optionen für Randgeschäfte“ vorstellen, also durchaus Verkäufe. "Eine weitere Möglichkeit, die angesichts der aktuellen Verschuldungssituation allerdings eher unwahrscheinlich ist, wären Zukäufe außerhalb des Kautschukgeschäfts, um die Abhängigkeit davon zu verringern.“ Schöndube rechnet damit, dass Lanxess seine Investitionen insgesamt herunterfahren muss.

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