Zeche Zollverein Essen

Stand: 21.01.2016, 00:00 Uhr

Von Claudia Kuhland

Sie galt bis zu ihrer Stilllegung 1986 nicht nur als modernste, sondern auch "schönste Zeche der Welt". 12.000 Tonnen Kohle wurden hier täglich gefördert, aufbereitet und veredelt. Das Fördergerüst, ein Doppelbock mit breiten, eigens entwickelten Schutzschildern, signalisiert schon von weitem, dass es hier nicht allein um Nutzen, sondern auch um Design ging. In Essen entschieden erstmals nicht allein die Ingenieure. Ende der 1920er-Jahre schuf das Architektenduo Fritz Schupp und Martin Kremmer die Zeche Zollverein als ein kunstvoll durchkomponiertes Ensemble aus Stahlfachwerk und Milchglas.

Westart Meisterwerke: Zeche Zollverein

WESTART Meisterwerke 25.01.2016 04:19 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Symphonie aus Nutzen und Ästhetik

Bis ins letzte Detail hinein ist sie eine dramatische Inszenierung. Mit einer fast barocken Liebe zur Symmetrie wurde sie um einen repräsentativen Ort herum gebaut, den so genannten Ehrenhof, der ausschließlich Besuchern und Chefs vorbehalten war. Die Arbeiter mussten bei Wind und Wetter lange Strecken gehen. Mauerwerk und Scheiben schützten vor allem die Maschinen. Bis heute bestechen sie durch ihre reine, konzentrierte Form.

Die Architekten waren von Konzepten des Bauhauses beeinflusst. "Form follows function" lautete ihre Devise. Die Schönheit sollte sich aus dem inneren Wesen der Dinge heraus entwickeln. So ummantelte die Backsteinhaut Geräte oder Transportbänder. Und machte daraus strenge Sichtachsen und grandiose Diagonalen, durch die das Fließende des Arbeitsprozesses sichtbar wurde. Damals war Schacht 12 ein Hohelied auf die Kraft der neuen Industrie, heute ist er ein Dokument der Zeit - und seit 2001 UNSECO Weltkulturerbe.

Die Zeche Zollverein wurde als Gesamtkunstwerk konzipiert, als eine Symphonie aus Nutzen und Ästhetik. Inzwischen ein lebendiger Standort für Kultur und Design, erstrahlt sie - behutsam renoviert - noch immer in zeitloser Schönheit.