Webseite www.kreuz.net

Ermittlungen wegen Volksverhetzung

Kreuz.net nicht mehr erreichbar

Stand: 02.12.2012, 18:00 Uhr

Die Internetseite kreuz.net hat gegen Juden, Muslime und, vor allem, Homosexuelle gehetzt. Die Schlagzeile "Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle" zum Tode des Komikers Dirk Bach sorgte für Entsetzen. Seit Sonntagnacht (02.12.2012) ist die Seite offline, aber die Ermittlungen gehen weiter.

Von Christina Zühlke

"Die Kampagne hat eine größere Dimension." Das ist einer der ersten Sätze, die David Berger sagt, nachdem die Internetseite des pseudo-katholischen Portals kreuz.net seit mehreren Stunden offline ist. David Berger koordiniert die Initiative "stopptkreuznet.de" und will bei aller Euphorie den Weitblick nicht verlieren. Sollte kreuz.net wirklich am Ende sein, seien die Intoleranz und die Menschenverachtung der Macher ja immer noch in der Welt: "Schon jetzt zeigen die Sympathisanten von kreuz.net ganz offen auf anderen Internetseiten ihr Gesicht und ihre Hassparolen." Zur Zeit deute alles darauf hin, dass der Druck auf die Betreiber der Seite zu groß wurde und sie deshalb entschieden, offline zu gehen, so Berger.

15.000 Euro Belohnung

Die Initiative "stopptkreuznet.de" wurde vor zwei Monaten vom Berliner Bruno Gmünder Verlag ins Leben gerufen. Für Verleger Tino Henn war die Berichterstattung über den verstorbenen Komiker Dirk Bach der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte: "Ich habe damals gedacht, es kann doch nicht sein, dass solche Hetzseiten im Netz sind und der Staat nichts tut, sich nicht selbst auf die Suche nach den Hintermännern macht. Und dann war die Frage, wie komme ich selbst, wie kommen wir an Informationen?" 15.000 Euro Belohnung versprach Henn für Hinweise, die kreuz.net stoppen würden. Er hatte Erfolg. Gemeinsam mit David Berger und dem Verband der Lesben und Schwulen in Deutschland konnte er ein 18-seitiges Dossier mit möglichen Hintermännern an die Berliner und Wiener Staatsanwaltschaft übergeben.

Keine Konsequenzen für beteiligten Pastor

Erster Erfolg vor einigen Tagen: Der katholische Priester Hendrick Jolie musste zugeben, dass er auf kreuz.net geschrieben hatte. Er entschuldigte sich laut Presseerklärung des Bistums Mainz und die Entschuldigung wurde vom Mainzer Bischof angenommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) sich zwar immer von kreuz.net distanziert, hatte aber auch gesagt, dass es keine Autoren bei kreuz.net gäbe, die Mitarbeiter der katholischen Kirche seien. DBK-Sekretär Pater Hans Langendörfer hatte verkündet, sollte es doch Mitarbeiter geben, könnte dies arbeitsrechtliche Konsequenzen haben. Auf Nachfrage von WDR.de betonte BDK-Sprecher Matthias Kopp nun angesichts der neuen Entwicklungen: "Wir haben nur gesagt, dass es möglicherweise arbeitsrechtliche Konsequenzen geben könnte. Am Ende ist jedes Bistum selbst verantwortlich."

Kirche wird unglaubwürdig

Im Falle Hendrick Jolie wäre das das Bistum Mainz. Der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck sagte im Gespräch mit WDR.de, dass er bereits einen Brief an den Mainzer Kardinal Lehmann geschrieben habe: "Ein Priester, der für kreuz.net geschrieben hat, den kann man nicht mehr auf eine Gemeinde loslassen." Beck fordert auch deshalb Konsequenzen, weil die Kirche in anderen Fällen sehr schnell und hart reagiere. Ein schwuler Religionslehrer, der sich oute, dem würde innerhalb kürzester Zeit die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Aber jemand, der auf einem Hetzportal schreibe, komme mit einer Entschuldigung davon. "Dann glaubt man der Kirche die klare Distanzierung von kreuz.net nicht mehr."

Weitere Verdächtige

Obwohl die Internetseite kreuz.net zur Zeit nicht aufgerufen werden kann, gehen die Ermittlungen der Berliner Staatsanwaltschaft weiter. Der Vorwurf der Volksverhetzung gegen die Betreiber der Seite bleibt bestehen. Neben Hendrick Jolie sollen auch zwei kirchliche Mitarbeiter aus Nordrhein-Westfalen auf der Liste der Staatsanwaltschaft stehen. Einer davon ist ein Pastor aus Herzogenrath und wie Jolie, Gründer eines konservativen Priesternetzwerks. Sein Name tauchte bei entsprechenden Suchanfragen auf kreuz.net über 50 Mal auf. Gegenüber WDR.de sagte er allerdings, er habe nie aktiv für kreuz.net geschrieben.

Vereint für Menschenrechte

David Berger von "stopptkreuznet.de" betont, dass der Kampf gegen die Schwulen-Hetze im Internet auf jeden Fall weitergehen wird: "Zum ersten Mal seit Jahren tritt die schwule Community geschlossen gegen Schwulenhass auf. Die einmal erkämpften Freiheiten lassen wir uns unter dem Deckmantel der falsch verstandenen Religions- und Meinungsfreiheit nicht mehr nehmen!"