Er will nur spielen: Ulrich Tukur wird 66

Von Simone Maurer

Er war Generalfeldmarschall Erwin Rommel, spielte Dietrich Bonhoeffer, Herbert Wehner und den Terroristen Andreas Baader: Ulrich Tukur liebt die Widersprüche. Am 29. Juli wird der Schauspieler und Tatort-Kommissar 66 Jahre alt.

Ulrich Tukur in einer Szene aus "Das Leben der Anderen"

Der Mann hat viele Begabungen. Ulrich Tukur spielt Theater, dreht Filme, macht Musik und schreibt dazu noch Bücher. Bekannt wurde er vor allem durch seine Rolle als Tatort-Ermittler Felix Murot und als Stasioffizier Anton Grubitz in dem Film "Das Leben der Anderen".

Der Mann hat viele Begabungen. Ulrich Tukur spielt Theater, dreht Filme, macht Musik und schreibt dazu noch Bücher. Bekannt wurde er vor allem durch seine Rolle als Tatort-Ermittler Felix Murot und als Stasioffizier Anton Grubitz in dem Film "Das Leben der Anderen".

Das Regiedebüt von Florian Henckel von Donnersmarck wurde 2006 mit einem Oscar ausgezeichnet. Tukur brillierte an der Seite von Ulrich Mühe, Martina Gedeck und Sebastian Koch als Stasi-Karrierist und erhielt für sein Spiel den Deutschen Filmpreis – einen von zahlreichen Preisen in seiner Karriere.

Heute zählt er zu den gefragtesten zeitgenössischen Schauspielern in Deutschland. Berufliche Krisen kennt er nicht. Seit Jahren spielt er erfolgreich Theater, daneben dreht er einen Film nach dem anderen. ​Er sei ein komplett lustgetriebener Mensch, sagte der Filmproduzent Nico Hofmann einmal über Ulrich Tukur. Ein Zirkuspferd, das ständig in die Manege wolle.

Der 66-Jährige wuchs in einem schwäbisch-protestantisch geprägten Elternhaus auf und heißt eigentlich mit Familiennamen Scheurlen. Seinen Künstlernamen, der auf einen französischen Zweig der Familie zurückgeht, nahm er bereits während des Schauspielstudiums in Stuttgart an. Dazu geraten hatte ihm der Regisseur und Produzent Michael Verhoeven, der ihn 1982 für die Rolle des Willi Graf in dem Film "Die weiße Rose" entdeckte. 

Bundesweit bekannt wurde der in Venedig lebende Schauspieler als RAF-Terrorist Andreas Baader in Volker Hauffs Film "Stammheim" (1986). Er spielte auch den junge Herbert Wehner in Heinrich Breloers zweiteiligem Fernsehspiel, den Theologen Dietrich Bonhoeffer und den SS-Offizier Kurt Gerstein.

In der Rolle des Wiesbadener Kommissars Felix Murot spaltet er seit 13 Jahren regelmäßig die Tatort-Fangemeinde. Die Folgen gelten als ambitioniert und experimentierfreudig. Heiß diskutiert wurde 2014 über den Tatort "Im Schmerz geboren": eine Rachegeschichte, die Mittel des Theaters und des Films virtuos mischt. Shakespeare trifft auf Sergio Leone, Quentin Tarantino und "Jules und Jim" von Truffaut.

Viele Jahre arbeitete Ulrich Tukur am Theater eng mit Peter Zadek zusammen. "Er hat mich aufgebaut, aber auch ausgesaugt", sagte er einmal bei einer Preisverleihung. Zadek war für ihn ein "Gott im Theater" und "ein begnadeter Theaterregisseur".

Es sei ein Riesenglück gewesen, so jemanden zu treffen, als er noch formbar gewesen sei. Zadek habe ihn nachhaltig geprägt. Als er 2009 starb, spielte Ulrich Tukur auf seiner Beerdigung Akkordeon. Es war dasselbe Lied, das er Zadek 25 Jahre zuvor bei einem Vorsprechen an den Münchener Kammerspielen vorgespielt hatte.

Neben der Schauspielerei macht der Vater von zwei erwachsenen Töchtern auch viel Musik. Mit seiner 1995 gegründeten Tanzkapelle "Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys" ist er regelmäßig auf Tour und lässt Chansons der 20er und 30er Jahre aufleben. Daneben hat Tukur auch zahlreiche Bücher geschrieben.

Zu seinem 60. Geburtstag 2018 widmete der ARD-Sender ONE dem gefragten deutschen Schauspieler einen ganzen Abend und zeigte Filme wie "Exxit Marrakech", "Houston" und "Das Vaterspiel".

Geburtstage sind allerdings so gar nicht sein Ding: Im Gespräch mit dem Magazin "Galore" sagte Ulrich Tukur damals: "Jetzt bin ich bald 60, und das ist scheiße". Dabei ist der umtriebige Schauspieler auch mit 66 Jahren aus Film und Fernsehen längst nicht wegzudenken.

Stand: 29.07.2023, 00:00 Uhr