Geschichten über Piraten

Piratengesetze

Ordnung muss sein: der Kodex der Piraten

Wenn viele Menschen lange auf engem Raum zusammenleben, wie zum Beispiel auf einem Schiff, dann braucht es einen Kodex, also klare Regeln. Auch die Piraten gaben sich solche Regeln. Jedes Schiff hatte seine eigenen, aber sie ähnelten sich oft, weil es ja bei allen um dasselbe ging. Wichtige Punkte waren: die Disziplin, die Verteilung der Beute und die Entschädigung bei Verletzungen. Jeder Pirat musste vor Antritt der Reise darauf schwören beziehungsweise unterzeichnen.

Auch Henry Morgan, einer der berühmtesten Piraten, der im 17. Jahrhundert die Meere unsicher machte, stellte einen solchen Kodex zusammen. Er ist nicht direkt überliefert, sondern in einem Buch seines Schiffsarztes Alexander Exquemelin beschrieben. Zusammengefasst ging es darum:

1. Keine Prise – keine Bezahlung. Wenn die Mannschaft keine Beute macht, bekommt sie also auch kein Geld.

2. Das Schiff gehört dem Kapitän, für die Kosten des Baus und die Instandhaltung erhält er einen Extraanteil, zusammen rund 350 Piaster. Ebenso bekommt der Schiffsarzt eine Extrabezahlung für sich und seine medizinische Ausstattung, normalerweise 250 Piaster.

3. Für den Verlust von Körperteilen wird den Mannschaften eine Entschädigung gezahlt: Für den Verlust des rechten Arms 600 Piaster, ersatzweise 6 Sklaven. Für den Verlust des linken Arms 500 Piaster oder 5 Sklaven. Für den Verlust  des rechten Beins 500 Piaster oder 5 Sklaven, des linken Beins 400 Piaster oder 4 Sklaven. Für ein verlorenes Auge 100 Piaster oder ein 1 Sklave, für den Verlust eines Fingers dasselbe wie für ein Auge.

4. Die Beute wird nicht zu gleichen Teilen unter allen aufgeteilt. Der Kapitän bekommt fünf- oder sechsmal so viel wie der normale Pirat, der Erste Steuermann zweimal so viel.

5. Es ist strengstens verboten, sich selbst von der Beute zu nehmen oder gar etwas für sich selbst abzuzweigen.

Stand: 22.07.2015, 12:02 Uhr

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