Zum Tod des Malers Karl Otto Götz

Stand: 22.08.2017, 14:52 Uhr

Er war ein Pionier der abstrakten Nachkriegskunst: der 1914 in Aachen geborene und am 19. August im Alter von 103 Jahren verstorbene Karl Otto Götz. Als wichtigster Vertreter des so genannten Informel -  einer Kunstrichtung vergleichbar dem amerikanischen action painting - hat er die Malerei in Deutschland nach 1945 revolutioniert.

West ART Meisterwerke: Karl Otto Götz "Jonction"

WESTART Meisterwerke 18.02.2014 04:13 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR

Während der NS-Diktatur hatte er Mal- und Ausstellungsverbot. Nach dem Chaos des Krieges begründete er einen radikalen Neuanfang in der Kunst. Ab den frühen 1950er Jahren entstanden seine unverwechselbaren Arbeiten, bei denen er oftmals mit einem besenähnlichen, aus einer Vielzahl von Pinseln zusammengebauten "Rakel" Farben wie Wogen auf der Leinwand verwirbelte.

20 Jahre lehrte er als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie und prägte unter anderem Gerhard Richter, Sigmar Polke und Gotthard Graubner. Seine Bildideen konzipierte er im Kopf und schritt schon im nächsten Moment zur Tat. Um die Grenzen der eigenen subjektiven Vorstellung zu sprengen, müsse man schnell malen, so glaubte er, und dem Unterbewusstsein freien Lauf gelassen. Bei allem planvollen Vorgehen hatte der Zufall stets seine Hand im Spiel. Alles oder nichts, lautete die Devise des Künstlers, der keine Korrekturen kannte. Bei Nichtgefallen löschte er das Entstandene einfach aus.

Berühmt wurden seine großformatigen Schwarz-Weiß-Kompositionen, die in Museen und politischen Machtzentren hängen. Seine Serie "Jonction III", mit der er auf den Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 reagierte, gehört heute zur Kunst des Deutschen Bundestages.