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Die Fantastischen Vier mit Ingo Schmoll

HipHop aus Deutschland

Die Fantastischen Vier

Die Fantastischen Vier haben eine Menge Verdienste. Die wohl größten: Sie haben HipHop stets als offenes System interpretiert und so dem Genre ein weiches Pop-Bettchen gebaut. Und mit mehr als drei Jahrzehnten auf dem Bandbuckel zeigen sie, wie man in der Branche würdig altern kann.

Hervorgegangen aus den Formationen "Die Zwielichtigen Zwei" und "Terminal Tea" gründen sich Die Fantastischen Vier 1989 in Stuttgart. Innerhalb weniger Jahre werden sie zu einer der erfolgreichsten HipHop-Formationen Deutschlands – stets als "Gymnasiasten-Rap" belächelt von den sich für realer haltenden, weniger erfolgreichen Rap-Combos, die den "Fantas" ihren Erfolg lange nicht gönnen können. 

Dabei ist die HipHop-Version, die Die Fantastischen Vier in sich tragen, von Anfang an ein offenes System, kein dogmatisch verschlossenes Schublädchen. Das Pop-Bett, das sie deutschem Sprechgesang gebaut haben, ist so komfortabel wie erdbebensicher. Inklusive Kopfkissenburg, Wohlfühldecke und, seit geraumer Zeit, wegen des Alters: mit Nackenstütze. Allerlei hat im erweiterten Bandkontext mit fest engagierten Musikern seinen Platz: Chöre, Streicher, Reggae, Funkiges und Soul – und eben bei Bedarf auch Schweinerock.

Die Fantas sind erfahrene Showhasen, auf die sich auch junge Hüpfer einigen können. Zu den Konzerten der Band kommen heute drei Generationen. Und die sehen - auch das eine Konstante im Schaffen der Band - stets die bewährte Aufgabenteilung: Thomas D. spielt den Faxenkasper, Smudo gibt den schlaumeiernden Supervisor, Michi Beck a.k.a. Hausmarke ist der Mann, der als Einziger wirklich rund um die Uhr im HipHop wohnt – und And.Ypsilon macht den Job des Technischen Direktors und hat den Part des großen Schweigers inne.

Mit flotter Ironie, gebrochenen Selbststilisierungen und garantiert ohne blöde Attitüde, dafür aber mit Haltung klicken sich Die Fantastischen Vier bei Konzerten durch ihr Werk. Dabei haben Songs wie "Der Picknicker", "Sie ist weg", "Was geht" und "Populär" längst Volkslied-Charakter erreicht. Die Abkürzungshymne "MfG" können die Fans genauso textsicher mitsingen wie "Troy". Mit dem Silbenverdopplungsmassaker "Ernten was wir säen" haben sich schon Musik- und Sprachwissenschaftler beschäftigt. Und wie sich in dem Drogen-Proviant-Stück "Ein Tag am Meer" die Reime miteinander balgen, ist von zeitloser Eleganz.

Von ihrer Sorte gibt es nicht allzu viele in Deutschland. Die Ärzte zählen dazu, und natürlich Die Toten Hosen. Und selbstverständlich spielen auch Die Fantastischen Vier in der Liga, die hierzulande sparsam besetzt ist: die der leistungsstarken Konsens-Bands, auf die sich sehr viele Menschen einigen können. Im deutschen Sprechgesang sind sie schon lange eine feste Institution. Und sie sind noch mehr: Im Bereich der Populärmusik stehen sie für das, was Elder Statesmen in der Politik sind. Smudo, Thomas D, Michi Beck und And.Ypsilon wissen noch immer, wie man ein Party-Pferdchen aufzäumt. Und so reiten sie sicher noch ein paar Jährchen weiter.