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Der Kino-Sommer im WDR Fernsehen!

Das Kinozeit-Highlight im August

Stand: 30.07.2016, 15:41 Uhr

Aus dem Wettbewerb der Filmfestspiele Cannes ins WDR Fernsehen – "Blau ist eine warme Farbe" am Montag, den 22. August um 23:25 Uhr.

Mädchen gehen mit Jungs aus – das stellt die 15-jährige Adèle zunächst nicht in Frage. Doch das ändert sich schlagartig, als sie Emma trifft. Die Künstlerin mit den blauen Haaren lässt sie ungeahnte Sehnsüchte entdecken, bringt sie dazu sich selbst zu finden, als Frau und als Erwachsene.

Regisseur Abdellatif Kechiche erzählt mit einfachen filmischen Mitteln pur, direkt und mit einer dynamischen, fließenden Kamera aus dem Leben der jungen Adèle (Adèle Exarchopoulos) und ihrer großen Liebe, der Künstlerin Emma (Léa Seydoux). Diese faszinierende Erzählweise ist so nah und eindringlich, dass der Betrachter jeden Kuss, jedes Schmatzen und Schluchzen wie am eigenen Leib erfährt. Als Teenager beginnt Adèles Geschichte. Vor den Augen der Zuschauer entwickelt sie sich weiter: Die Schülerin wird zur jungen Frau und geht ihren Weg als engagierte Lehrerin an der Seite von Emma. Adèle entdeckt sich, ihre Gefühlswelten, ihre sexuelle Orientierung, ihre Ängste und Sehnsüchte und der Zuschauer ergründet all dies gebannt mit ihr, entdeckt Adèle mit jeder Pore und findet den wohl ergreifendsten und ungewöhnlichsten Liebesfilm der letzten Jahren.

Mit der Goldenen Palme von Cannes 2013 zeichnete Jury-Präsident Steven Spielberg nicht nur den Film als Meisterwerk aus, sondern verlieh sie erstmalig auch an die beiden Hauptdarstellerinnen für ihre grandiose schauspielerische Leistung.

Eine der Besonderheiten von "Blau" besteht darin, dass er unser Zeitgefühl außer Kraft setzt. Diese zwölf Minuten (der Sexszenen) vergehen wie im Fluge, die drei Stunden dehnen sich nicht, und dass wir den Protagonistinnen über fast zehn Jahre folgen, wird uns kaum bewusst. Kechiches Film ist der Beweis dafür, dass drei Stunden europäischer Realismus genauso fesselnd sein können wie drei Stunden amerikanischer "Indiana Jones"- oder "Krieg der Sterne"-Eskapismus. Auch "Blau" ist eine Achterbahnfahrt, aber keine des Geschwindigkeitsrausches, sondern eine der Gefühle.“
(Hans-Georg Rodek, Die Welt, 18.12.2013)

„Es gibt den Moment, in dem wir uns einfach in sie verlieben müssen. Dann nämlich, wenn Adèle sich selbst verliebt. (...) ‚Blau ist eine warme Farbe‘ (...) nimmt sich Zeit. Eben die Zeit, die diese Liebe braucht, vom ersten Blick bis zum Zusammenleben, vom ersten Kuss bis zur Amour fou. Drei Stunden lang wird der Film die Gefühlswelt von Adèle erkunden, die mit der ganzen Neugierde und Ratlosigkeit ihrer sechzehn Jahre in die Welt geht und ihre erste Beziehung erlebt. Es ist ein in seiner Intensität unerhört schöner Film, ein Bildungsroman des Herzens, eine filmische éducation sentimentale, erzählt im Modus der absoluten Gegenwärtigkeit.“
(Katja Nicodemus, Die Zeit, 19.12.2013)