Geheimnis Nürburgring

Doku am Freitag 31.01.2014 01:43 Min. Verfügbar bis 31.01.2999 WDR

Geheimnisvolle Orte

Geheimnis Nürburgring

Stand: 26.01.2015, 15:12 Uhr

Wenige Orte haben so viele Menschen magisch angezogen wie der Nürburgring in der Hocheifel. Kaum irgendwo ist der Grat zwischen kalkuliertem Risiko und tödlichem Leichtsinn so schmal.

Eine Draufsicht auf den Nürburgring

Der Nürburgring heute - die schwierigste Rennstrecken der Welt und geheimnisvoller Ort.

Es ist einer der gefährlichsten Orte Deutschlands – und doch Lebensspender für eine ganze Region. Ein nationales Symbol, das viele zu nutzen versucht haben. Der Asphalt des Nürburgrings kennt die Träume der Mächtigen und die Hoffnungen der Menschen in der Eifel. Und er erzählt von den Geheimnissen, die sie alle mit "ihrem" Nürburgring verbinden.

Ein einfacher Landrat holt ein nationales Symbol in die Eifel

Dr. Otto Creutz in einem altmodischen Auto, Schwarz-Weiß-Aufnahme

Dr. Otto Creutz gilt als der geistige Vater des Nürburgrings. Als Landrat des verarmten Landkreises Adenau schaffte er es, die große Politik in Berlin von seiner Idee zu überzeugen.

Es ist schon eigenartig: Ausgerechnet die Eifel als eine der ärmsten Regionen im Deutschen Reich wird zum Ort der modernsten Rennstrecke der Welt. Dazu brauchte es nicht nur viele Millionen Reichsmark aus Berlin sondern auch einen vom Rennsport begeisterten Kaiser. Und so lässt Dr. Otto Creutz, Landrat vom abgeschiedenen Adenau, seine Beziehungen ins weite Berlin spielen - und tatsächlich gelingt es.

Der Rennsport kommt nach "preußisch Sibirien"

Rudolf Caracciola, 1927

Rudolf Caracciola war 1927 der Gewinner des Eröffnungsrennens in der Sportwagenklasse.

Adenau war Anfang des 20. Jahrhunderts der ärmste Landkreis des Deutschen Reichs. "Preußisch Sibirien" wurde die Gegend genannt, in der es weder Industrie noch ergiebige Ackerflächen gab. Der Bau des Nürburgrings war damit nicht nur eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung, sondern zugleich eine der größten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der deutschen Geschichte. Um möglichst viele Menschen in Lohn und Brot zu bringen, wurden viele Arbeiten von Hand gemacht, auch wenn es geeignete Maschinen gegeben hätte. In gewisser Weise funktioniert das bis heute so: Vom Nürburgring lebt eine ganze Region.

Der berüchtigste Unfall der deutschen Rennsportgeschichte

Ein Autounfall auf einer Rennstrecke mit brennendem Wagen

1976 geriet Niki Laudas Wagen auf dem Nürburgring ins Schleudern; der Österreicher zog sich schwere Verletzungen zu.

Auf dem Asphalt haben die abenteuerlichsten Wettkämpfe stattgefunden. Legendäre Triumphe wurden beim Rennen um den "Großen Preis von Deutschland" gefeiert. Rudolf Caracciola, Juan Manuel Fangio, Stirling Moss oder Jackie Stewart holten sich hier die Siegerpokale. Aber auch tragische Unglücke überschatteten immer wieder den Ruf.

Die Bilder von Niki Laudas Unfall 1976 auf der Nordschleife gingen um die Welt. Die heute 21 Kilometer lange Asphaltpiste hat zahlreiche Todesopfer gefordert, aber auch Leben gerettet, als die Bomben der Alliierten am Ende des Zweiten Weltkrieges auch auf Adenau fielen.

Erinnerungen an den "Ring"

Gisela Herbstrith im Portrait

Zeitzeugin Gisela Herbstrith, die 91-jährige Tochter des Nürburgringgründers, erinnert sich an die Anfänge.

Die Dokumentation erkundet die Geheimnisse des Nürburgrings. Gisela Herbstrith, die 91-jährige Tochter des Nürburgringgründers, erinnert sich an die Anfangszeit. Ihr Vater, der damalige Adenauer Landrat Dr. Otto Creutz, ließ den Nürburgring 1925 bis 1927 als Notstandsarbeit von Hand erbauen und konnte so 2500 Menschen in Lohn und Brot bringen.

Heute ist für die meisten Eifeler ein Leben ohne den "Ring" nicht mehr vorstellbar, ob bei den Motorsportrennen oder Deutschlands größtem Rockfestival "Rock am Ring". Umso mehr sorgen sich die Menschen am Nürburgring um die Ereignisse der vergangenen Jahre - Berichte über Misswirtschaft und Insolvenz haben die ganze Region in ihren Grundfesten erschüttert. Seit Mai 2013 steht der Nürburgring zum Verkauf. Von seiner Zukunft hängt eine ganze Region ab.

Ein Film von Carsten Günther
Redaktion: Lena Brochhagen und Adrian Lehnigk