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Chefredakteur des Kölner-Stadtanzeigers, Peter Pausl, interviewt Annette Frier bei der Premiere der Dokumentation "Unser Land".

"Mir ist vorher nie aufgefallen, dass NRW ein Land der Superlative ist"

Stand: 17.08.2016, 10:32 Uhr

Sieben Jahrzehnte NRW in 90 Minuten abzuhandeln und dabei auch noch genügend Emotionen, witzige Momente und atemberaubende Bilder einzubauen, ist eine Herausforderung. Rund 350 Interessierte kamen am Montagabend in das Cinenova in Köln-Ehrenfeld, um zu schauen, wie Regisseur Jobst Knigge das in seiner Dokumentation „Unser Land“ gemeistert hat.

„Trotzdem gibt es unglaublich viele Geschichten, auf die wir verzichten mussten“, räumte Jobst Knigge ein. Der Film blickt zurück auf 70 bewegende Jahre Nordrhein-Westfalen: Von den Briten 1946 gegründet, kurbelte das Land den Wirtschaftsmotor an, erwarb sich Wohlstand in den 50ern und 60ern, durchlebte in den folgenden Jahrzehnten wirtschaftliche Krisen, musste sich behaupten und immer wieder neu erfinden, um sich auf den Weg in ein neues Jahrtausend und die Zukunft zu machen.

Sechsteilige Reihe

Ab Freitag, den 19. August, läuft die sechsteilige Reihe jeweils freitags um 20:15 Uhr im WDR Fernsehen. Für Planet Schule entstanden außerdem sechs kürzere Folgen à 30 Minuten für Schülerinnen und Schüler, die ab Dienstag, den 27. September 2016, ausgestrahlt werden.

Die Macherinnen und Macher der Doku-Reihe "Unser Land" präsentieren sich der Kamera.

Das Team hinter "Unser Land": (v.l.) Thomas Kamp (Redaktion), Jobst Knigge (Autor), Matthias Kremin (WDR Kulturchef), Christiane Hinz (Leiterin Programmgruppe Dokumentation/Geschichte), Peter Pauls (Chefredakteur Kölner Stadtanzeiger), Monika Pohl (Redaktion), Annette Frier (Sprecherin), Leopold Hoesch (Produzent Broadview TV), Eva Schötteldreier (Autorin)

Während der Vorstellung waren immer wieder auch Lacher von Schauspielerin Annette Frier zu hören, die als Erzählerin sowohl der sechsteiligen Dokureihe als auch dem Kinofilm ihre Stimme aber auch ihre ganz persönliche Note verlieh. Nach dem Film betonte sie nochmal, wie viel Spaß ihr die Arbeit gemacht habe und dass es für sie eine große Herausforderung gewesen sei, immer den richtigen Ton zu treffen.

"Ein Land der Superlative"

„Mir ist vorher nie so aufgefallen, dass NRW ein Land der Superlative ist. Wenn man hier etwas will, muss man groß denken“, beschrieb Matthias Kremin, Kulturchef des WDR, seine neu gewonnenen Eindrücke nach dem Film. Jobst Knigge stimmte ihm zu und bewunderte die breit gefächerte Entwicklung des Landes: „In jede Richtung ist in NRW einfach viel passiert!“ Und auch Peter Pauls, Chefredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers, der als Mitveranstalter der Premiere auftrat, konnte nur lobende Worte für das Bindestrichland finden, bezeichnete es als große „Patchworkfamilie“ und lobte die Offenheit der Einwohner.

Dokureihe zum Geburtstag

Christiane Hinz, Leiterin der Programmgruppe Dokumentationen/ Kultur und Geschichte, war es wichtig, dem Land zum Geburtstag eine mehrteilige Reihe zu widmen. Pro Folge sollte ein Jahrzehnt in einer Zeitreise von den 50er Jahren bis heute lebendig gemacht werden. Sie versicherte, dass die jeweils 45-minütigen Folgen der Reihe noch mehr Zeit und Möglichkeiten bieten würden, um die hier nur angerissenen Geschichten zu vertiefen und viele weitere unterhaltsame und interessante Details und Anekdoten zu liefern.

Auf Zeitzeugen verzichtet

Auch Produzent Leopold Hoesch von Broadview TV zeigte sich nach dem Film sichtlich zufrieden. Er sehe ihn als eine Art Appetithäppchen, das Lust machen solle auf die sechsteilige Reihe.

Autor Jobst Knigge wies nochmal auf eine dramaturgische Eigenart der Reihe und des Films hin: Anders als in anderen zeitgeschichtlichen Dokumentationen habe man bewusst auf Interviews mit Zeitzeugen verzichtet, deren Erinnerung ja oftmals aus der zeitlichen Distanz sehr persönlich geprägt und auch interpretierend sei. „Wir wollten direkt in die Zeit gehen und das damalige Wissen als Grundlage für unseren Film nehmen.“ So entfaltet die Reihe über Archivaufnahmen ihre Wirkung, die direkt spüren lassen, wie die Menschen damals empfanden.

Gesucht: Emotionale Geschichten

Neben Jobst Knigge waren auch Manfred Oldenburg, Anke Rebbert, Henrike Sandner, Eva Schötteldreier und Lukas Hoffmann Autoren der Reihe „Unser Land“. Lukas Hoffmann erzählte, ihm habe in seiner Folge über die 60er Jahre vor allem die Suche nach den emotionalen und skurrilen Geschichten Spaß gemacht. Ein Jahrzehnt, das er selbst nicht erlebt habe.

Zum Abschied erinnerte Matthias Kremin noch an das Lied „1000 gute Gründe“ der Toten Hosen: „Wir hoffen, wir haben Ihnen ein paar gute Gründe gezeigt, um auf unser Land stolz zu sein!“