Zur Startseite "Doku am Freitag"
Zukunftsmacher Rheinland

Die Zukunftsmacher im Rheinland

Stand: 18.05.2017, 11:08 Uhr

Jeden Tag wird irgendwo auf der Welt eine visionäre Idee entwickelt - auch in unserer direkten Nachbarschaft. Wer sind sie, was denken sie, wo wohnen und arbeiten sie, die Querdenker und Zukunftslenker im Rheinland?

Besprechungsraum mit bunten Bildern und Gläsern an der Decke

Besprechungsraum in der True Fruits-Zentrale in Bonn: im Hintergrund Porträts der Firmengründer Marco Knauf, Nic Lecloux und Inga Koster.

Echte Früchte – die Idee kam ausgerechnet aus Schottland. Dort bekamen Inga Koster und Marco Knauf Smoothies aus gepressten, exotischen Früchten und hatten die Idee, daraus einen Markt für Deutschland zu entwickeln. Gute und vor allem reife Früchte in Glasflaschen. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Nic Lecloux gründen sie 2005 True Fruits. Doch wie schwierig es werden würde, haben sie damals nicht mal geahnt. Aufgeben kam nicht in Frage und so ist True Fruits ist nach 11 Jahren immer noch eine Erfolgsstory.

Elektromobilität für Briefträger

Die grüne Zukunft ist in Bonn gelb. Denn, wie schon zu Postkutschenzeiten, soll auch in Zukunft kein Postauto mehr Benzin betrieben sein, sondern ohne Schadstoffe, leise und sauber. Das ist das erklärte Ziel von Jürgen Gerdes. Als Vorstandsmitglied der Deutschen Post will er seinen riesigen Konzern in Richtung Umweltschutz steuern, und zwar mit Volldampf: "Wenn wir jetzt auf E-Autos umstellen, dann spart das nicht nur bei uns jede Menge CO2, dann hat das auch Vorbild-Charakter für viele andere Betriebe."

Zwei Männer in Anzugen vor gelbem Postauto

Postauto elektrisch: Jürgen Gerdes und Entwickler Professor Achim Kampker auf dem Testgelände in Heerlen vor dem Streetscooter.

Doch mit seinen ambitionierten Ideen wird er zunächst ausgebremst. Kein Automobilhersteller will für ihn ein E-Car entwickeln, dass nicht nur schadstoffarm fährt, sondern auch nicht mehr kostet als ein herkömmliches Postauto. Bis er auf Achim Kampker stößt, Professor an der RWTH in Aachen. Gemeinsam mit seinen Studenten und in enger Zusammenarbeit mit den Postboten entwickelt er für Gerdes den Streetscooter – nächstes Ziel: bis 2050 möchte die Post alle Fahrzeuge auf Elektromobilität umgestellt haben und CO2 frei sein und sie will die Autos weltweit verkaufen

Virtuelle Realität

Wenn Jan Thiel in die Zukunft schaut, sieht er Menschen, die statt mit ihrem Smartphone durch eine smarte Brille kommunizieren. Er ist sich sicher: Das Virtuelle wird ein gleichberechtigter Teil unserer Realität sein und selbst unsere Gefühle verändern. Jan Thiel baut gerade eine 360-Grad-Helmkamera in seiner Werkstatt. Mit dieser wird er den Start der Tour de France in seiner Heimatstadt Düsseldorf so aufnehmen, dass jeder mit der Brille hautnah erleben kann, wie es ist, selbst ganz vorne dabei zu sein. Jan Thiel führt uns sogar zurück in die Vergangenheit: Mit der Straßenbahn durch das Köln der Kaiserzeit – das Holpern der Bahn, Straßengeräusche und Gerüche inklusive.

Gesichtserkennung fälschungssicher

Mann hält sich eine realistische Maske vors Gesicht

Entwickler Prof. Norbert Jung: Das Nahinfrarot-Kamerasystem des Forschers kann echte Haut von Fälschungen unterscheiden.

Sicherheit ist das Thema für Norbert Jung von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Sein Gesichtserkennungsprogramm funktioniert – fälschungssicher! Dabei hatten er und seine Mitarbeiter  zunächst "nur" eine Vorrichtung entwickelt, die die Säge stoppt sobald sich ein Finger oder gar die ganze Hand nähert. "Das funktioniert nur, wenn die Maschine erkennt, dass es sich nicht um ein Stück Holz handelt." Also entwickelten sie einen Sensor, der in Blitzgeschwindigkeit menschliche Haut von anderen Materialien unterscheiden kann. Nichts anderes verhilft jetzt auch Reisenden am Flughafen zu mehr Sicherheit: Als Teil der biometrischen Gesichtserkennung bestimmt das Nahinfrarot-Kamerasystem nämlich eindeutig, ob es sich um ein echtes Gesicht, eine Maske oder ein Foto handelt. So können jetzt schon Sicherheitskontrollen an Flughäfen schneller und zuverlässiger ablaufen.

Kampf gegen Viren und Bakterien

Zwei junge Frauen mit grauem Objekt

Kampf den Viren und Bakterien: Tanja Nickel und Katharina Obladen in der Fahrtreppenproduktion mit dem Prototypen ihres Handlauf-Desinfektionssystems.

Noch nicht an Flughäfen aber bereits an Bahnhöfen testen Tanja Nickel und Katharina Obladen ihr Modul zur UV Reinigung des Handlaufs. Schon während ihrer Schulzeit in einer Projektwoche machten sie sich Gedanken darüber, wie man Viren und Bakterien, die über die Hände übertragen werden, bekämpfen könnte und bauten ihren Prototyp mit eigenen Händen. Die beiden glauben so sehr an ihre Idee, dass sie dafür auch neben ihrem Studium eine Menge Zeit und Geld investieren, dass sie sich zunächst bei ihren Eltern liehen. Seit der öffentlichen Versuche hoffen sie auf entsprechende Aufträge, denn ihr System kann vielleicht die nächste Epidemie verhindern

Ein Film von Alice Tschöke
Redaktion: Barbara Schmitz und Adrian Lehnigk