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Meine Kindheit am Rhein

Meine Kindheit am Rhein

Stand: 17.06.2019, 09:18 Uhr

Für die Menschen vom Rhein ist der Strom ein Teil des Lebens. Wer hier groß wird, vergisst den Fluss nie: die flirrende Luft im Sommer und die leichte Brise, die dennoch über die Ufer weht. Die Bewegung des Wassers, die Gerüche, der Sand, die Kiesel - die Weite des Blickes. Aber auch die Gefahren des Stroms sind stets gegenwärtig.

Dorothea F. Voigtländer

Auch Dorothea F. Voigtländer erinnert sich an ihre Kindheit - und an die Begegnung mit Konrad Adenauer.

Die Schriftstellerin Ulla Hahn wächst im Städtchen Monheim zwischen Köln und Düsseldorf auf. "Der Rhein war immer mein Sehnsuchtsstrom", schwärmt sie. Ihre Kindheit und Jugend hat sie in zwei erfolgreichen Romanen erzählt. Der Fluss, die Weiden und die idyllischen Auen haben dem jungen Mädchen Raum gegeben.

Erste Schwimmzüge

Werner Monschau aus Königswinter erinnert sich an seine ersten Schwimmübungen, in einer Zeit, als es mit der Wasserqualität des Rheins nicht gerade zum Besten stand: "Es gab eine Stelle, wo es seicht war. Da habe ich meine ersten Schwimmzüge gemacht. Da mündete so ein Kanal in den Rhein, und damals gab es noch keine Kläranlagen. Da schwamm so allerlei herum. Aber wir haben uns nicht daran gestört."

Der Rhein als Kulisse

Vater und Söhne auf altem Familienfoto

Der Kölner Musiker und Mundartdichter Rolly Brings (r) mit Vater Hermann (M) und Bruder Dieter beim Sonntagsspaziergang im Jahr 1947.

"Wenn mein Vater uns am Rheinufer Karl-May-Bücher vorlas, dann wurde der Rhein zum Mississippi. Manchmal war er auch die Wolga oder der Don. Der Rhein ist Kulisse. Was Schöneres gibt es ja gar nicht", schwärmt Rolly Brings. Rolly entstammt dem linken kölschen Proletarier-Milieu. In den 50er Jahren zieht sein Vater mit ihm und seinem Bruder regelmäßig zum Zelten ans Kölner Rheinufer. Hier spielen die Kinder am Wasser, die Eltern erzählen, machen Musik.

Aus Rolly Brings wird nach seinen Jahren auf See ein Arbeiter am Ford-Fließband, dann ein Lehrer. Aber immer ist er auch Sänger und Mundartdichter, für den der Rhein so etwas wie das Leitmotiv seines Lebens ist. "Wir hatten die schnellste Flussfähre Europas - da waren wir stolz. Das war doch was!"

Das Tor zur Welt

Kleiner Junge schläft auf einem Liegstuhl auf altem Familienfoto

Das Örtchen Hitdorf am Rhein war seine Welt: Kabarettist Wilfried Schmickler.

Bei der Schiffstaufe im Jahr 1962 steht der kleine Wilfried Schmickler ganz vorne in der ersten Reihe. Er ist acht Jahre und das Örtchen Hitdorf am Rhein - heute ein Ortsteil von Leverkusen - ist seine Welt. Der Hafen, das Sägewerk, die Kirche und ein Stück stromauf das Bayerwerk. Darum kreist das Leben in Hitdorf. Da ist der Rhein das Tor zur Welt.

"Lommer jonn"

Zwei Jungs auf älterem Familienfoto aus den sechziger Jahren

Die populären Kölschrocker Peter (l) und Stephan Brings ca. 1968.

Anfang der 1970er Jahre stehen Peter und Stephan Brings aufgeregt am Bootsteg des Wassersportklubs "Blau-Weiß Köln" in Rodenkirchen. Es ist ihre erste Trainingsstunde und es geht direkt mit dem Kajak auf den Rhein. Die Aufgabe: mit dem Paddelboot einmal den riesigen Brückenpfeiler umrunden. Für Jahre wird der Rhein zum Revier der Brings-Brüder. "Für uns war das ein Riesen-Abenteuer. Man wird von den Wellen gegen die Pfeiler gedrückt, da bekommt man fürchterlich Angst. Da spürt man, was der Rhein für eine Kraft hat", erinnert sich Stephan Brings.

"Lommer jonn", beginnt Ulla Hahn ihren Roman "Das verlorene Wort". Es ist die Aufforderung des Großvaters, hinunter an den Rhein zu gehen, zu träumen, zu phantasieren. Das ist das "Rhein-Gefühl", das bleibt.

Ein Film von Mathias Haentjes
Redaktion: Adrian Lehnigk