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Karl Ludwig Schweisfurth

Vom Wurstkönig zum Bio-Pionier - Karl Ludwig Schweisfurth

Stand: 26.04.2017, 10:59 Uhr

Karl Ludwig Schweisfurth ist in zweifacher Hinsicht Pionier. Von den 50er bis 80er Jahren baut er "Herta" vom traditionellen Familienbetrieb zu einem der größten Fleischproduzenten Europas auf. Dann Mitte der 80er Jahre der radikale Neuanfang: Karl Ludwig Schweisfurth fängt als Bio-Pionier ein neues Leben an.

Familienmetzgerei Schweisfurth

Der alte Schweisfurth-Laden von 1897 existiert immer noch - in Originalausstattung wieder aufgebaut steht er als Fabrikverkauf im Herta-Werk in Herten.

In seinem "ersten Leben" als Wirtschaftswunder-Pionier revolutioniert Karl Ludwig Schweisfurth die väterliche Fabrik, beschleunigt mit modernen Fließbändern Produktion und Verpackung und beschäftigt sich früh mit dem Prinzip der Mindesthaltbarkeitsdauer. Als sein Vater überraschend stirbt, wird Karl Ludwig Schweisfurth mit 34 Jahren vom Metzger zum Manager eines großen Unternehmens.

Karl Ludwig Schweisfurth

Unternehmensführung in dritter Generation: Karl Ludwig Schweisfurth zwischen den Bildern seines Großvaters und Vaters.

Er fliegt um die Welt, ist rastlos und unkonventionell. Er lässt ein hochmodernes Werk bauen und erschreckt die Angestellten mit Großraumbüros und provokativer Kunst in Fabrik, Kantine und Pausenräumen.

Trotz des Erfolgs kommen die Zweifel

Karl Ludwig Schweisfurth

Karl Ludwig Schweisfurth mit seinen Eltern Karl und Erna Schweisfurth in den 50er Jahren.

In den späten 70er Jahren bekommt Karl Ludwig Schweisfurths Welt Risse. Noch ist die Marke Herta stark und der Fleischkonsum in Deutschland steigt, aber mit den Supermärkten steigt auch der Preisdruck. Schweisfurth, dem die handwerkliche Qualität seiner Würste am Herzen liegt, beginnt zu zweifeln. Dass seine Kinder sich vom Familienbetrieb distanzieren und eigene Wege gehen, bringt Schweisfurth endgültig zum Umdenken: Wie werden die Tiere gehalten und geschlachtet, aus denen er seine Produkte herstellt?

Mut zum Neufanfang

Schweine und Hühner

Hühner und Schweine leben zusammen. Symbiotische Landwirtschaft ist die neueste Pionierleistung von Karl Ludwig Schweisfurth.

1984 verkauft Karl Ludwig Schweisfurth völlig überraschend Herta an den Lebensmittelkonzern Nestlé und gründet kurz darauf die "Herrmannsdorfer Landwerkstätten", einen ökologisch betriebenen Hof mit handwerklicher Lebensmittelherstellung in Bayern. Zu dieser Zeit eine echte Pionierleistung.

Anne Schweisfurth

Anne Schweisfurth, die Tochter von Karl Ludwig Schweisfurth, erzählt von ihren Erinnerungen an ihren Vater.

Aber Schweisfurth, selbst gelernter Metzger, hat ein Ziel: besseres Fleisch zu erzeugen – und dafür müssen auch die Tiere gut leben, so seine Überzeugung. Die Erzeugung von Lebensmitteln soll ökologisch, handwerklich und regional sein. Dass der Hof heute wirtschaftlich arbeitet, dafür sorgen seine Söhne. So treten sie schließlich doch noch das Familienerbe an.

Und heute: Karl Ludwig Schweisfurth hat auch mit 84 Jahren noch viel vor. Er entdeckt die "symbiotische Landwirtschaft" und experimentiert in seinem Herrmannsdorfer Versuchsgarten. Wieder ist er seiner Zeit voraus – ein Pionier eben.

Ein Film von Matthias Schmidt
Redaktion: Monika Pohl