Marspet: "Meine Gedanken zum Orlando-Massaker"

Stand: 16.06.2016, 11:00 Uhr

Marspet spricht in seinen YouTube-Videos und bei Twitter über Themen wie Gleichberechtigung, Sexismus und Toleranz. Nach dem brutalen Anschlag auf die schwule Community in Orlando bewegen ihn viele Fragen - auch an den Attentäter Omar Mateen. Ein Gastbeitrag.

Von Marspet, YouTuber (Gastbeitrag)

Marspet (22), studiert Sozialwissenschaften, dreht nebenbei YouTube-Videos und bezieht auf seinen sozialen Netzwerken, vor allem auf Twitter, regelmäßig Stellung zu LGBT-Inhalten. Dabei sind ihm Themen wie unter anderem Gleichberechtigung, Sexismus und Toleranz sehr wichtig.

Meine Gedanken zum Orlando-Massaker

49 Menschen tot. Von einer Sekunde auf die andere. Weil sie in seinen Augen anders waren. So anders, dass es ihm wohl nicht gefiel. Oder, weil sie Spaß am Leben hatten. Für ihn vielleicht etwas zu viel Spaß. Oder einfach, weil sie im falschen Moment am falschen Ort waren.

Die Meldungen über Anschläge und Schießereien scheinen im Moment Alltag zu sein. Gefühlt kein Nachrichtensender, keine Zeitung, kein Tag auf Twitter, wo es nicht um ein "Shooting" am anderen Ende der Welt geht. Die USA. Das Land, wo die Kluft zwischen Arm und Reich so groß ist wie vermutlich in kaum einem anderen auf dieser Welt. Das Land, wo quasi jeder Bürger legal an eine Schusswaffe kommt. Im Supermarkt um die Ecke. Damit man im Falle der Notwehr sich und seinen Besitz verteidigen kann.

Wäre Omar Mateen noch am Leben, würde ich ihn gerne fragen, wieso.

Fühlte er sich von Homosexuellen belästigt? War er eventuell selbst homosexuell und unterdrückte das Gefühl so lange, bis er dadurch psychisch krank wurde? Oder war er ein Mitglied des IS? Alles Fragen, die mir die letzten Tage ununterbrochen im Kopf umherschwirren. Ständig mit dem bedrückenden Gefühl, dass dieser Mensch 49 andere mit in den Tod gerissen und den Angehörigen und Freunden für immer ein Trauma hinterlassen hat.

Das sind so Momente im Leben, wo ich mich verloren fühle. Mit 22 Jahren verloren in einer Welt voller Unverständnis und Hass. In einer Welt, in der es anscheinend Menschen gibt, die sich das Recht herausnehmen, über Leben und Tod zu entscheiden. Die sich das Recht herausnehmen, darüber zu entscheiden, wen wir lieben sollen.

Dass er diesen 49 Menschen das Leben genommen hat, während sie ausgelassen im Szene-Club der Stadt tanzten und den amerikanischen Pride-Monat feierten, ist ein klares Symbol. Ein Symbol für Hass und Diskriminierung. Ein Symbol gegen Freiheit und Gleichberechtigung.

Wäre Omar Mateen noch am Leben, so würde ich ihm Folgendes sagen:

"Schade, dass Du die Welt nur so trist gesehen hast. Sie ist nicht nur schwarz oder weiß, groß oder klein, gut oder böse. Sie ist vielmehr fröhlich, aufgeschlossen, optimistisch, emotional, schön und vor allem eins: bunt! Du wolltest Angst und Schrecken verbreiten. Aber Du hast versagt. Denn die LGBTQ+ Community ist stärker, entschlossener und stärker denn je zuvor."

#LoveIsLove