Nach dem Anschlag in Istanbul

Hinweise für Türkei-Reisende

Stand: 13.01.2016, 13:00 Uhr

  • Viele Deutsche unter den Opfern des Bombenanschlags von Istanbul
  • Auswärtiges Amt rät Türkei-Urlaubern, Menschenansammlungen zu meiden
  • Was Reisende in Istanbul und der Türkei jetzt wissen sollten

Wie sollten sich Reisende jetzt verhalten?

Unmittelbar nach den Anschlägen auf Touristen in Istanbul hat das Auswärtige Amt am Dienstag (12.01.2016) seine aktuellen Reisehinweise geändert. "Reisenden in Istanbul wird dringend geraten, Menschenansammlungen auch auf öffentlichen Plätzen und vor touristischen Attraktionen vorläufig zu meiden", schreibt das Ministerium. Auch sollten wegen der politischen Spannungen in der Türkei Militär- und Regierungsgebäude gemieden werden. Reisende sollten sich regelmäßig auf der Seite des Auswärtigen Amts über weitere Hinweise informieren. Wer sich länger in der Türkei aufhalte, sollte sich in eine Deutschen-Liste des Ministeriums eintragen.

Wie reagieren die Reiseveranstalter?

Die betroffene Gruppe war mit dem Berliner Reiseveranstalter "Lebenslust Touristik" auf einer Drei-Länder-Tour. Die Türkei war die erste Station. Anschließend sollte es noch nach Dubai und Abu Dhabi gehen. Insgesamt zählte die Reisegruppe 33 Mitglieder, das Auswärtige Amt entsandte ein Team zu ihrer psychologischen Betreuung. Eine spezielle Rufnummer für Angehörige der Opfer hat das Auswärtige Amt bisher nicht geschaltet. Der Reiseveranstalter hat für Angehörige eine Hotline mit der Nummer 030-880013039 eingerichtet.

Der nach eigenen Angaben größte deutsche Reiseveranstalter Tui teilte mit, dass keiner seiner Kunden betroffen sei. Das Unternehmen nimmt Umbuchungen und Stornierungen für Istanbul-Reisen an. Derzeit hielten sich zehn Touristen über den Veranstalter in der türkischen Stadt auf. Diese seien wohlauf. Auch andere Reiseveranstalter bieten Istanbul-Reisenden an, umzubuchen oder ihre Reise zu stornieren. Von den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn startete am Dienstag (12.01.2016) jeweils noch eine Maschine mit Ziel Istanbul. Auf die Flüge hat der Anschlag keine Auswirkungen, so die Flughafenbetreiber.

Können geplante Reisen nach Istanbul storniert oder umgebucht werden?

Das kommt auf die Kulanz der Reiseveranstalter an. Viele Unternehmen reagierten aber bereits und bieten Touristen mit dem Ziel Istanbul kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen an. Pauschalreisende, die bei den Veranstaltern Thomas Cook, L'Tur oder Tui einen Flug nach Istanbul gebucht haben, können kostenlos umbuchen. L'Tur- und Thomas-Cook-Reisende können ihre Reise zudem stornieren. Bei L'Tur und Tui gilt die Frist dafür zunächst bis zum 18. Januar, bei Thomas Cook bis zum 22. Januar.

Was ist mit der Sicherheitslage in der Türkei?

Das Auswärtige Amt schätzt die Lage in der Türkei derzeit so ein: Es sei weiter mit terroristischen Anschlägen zu rechnen. Insbesondere die Auseinandersetzungen zwischen dem türkischen Militär und der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK habe die Situation verschärft. Deshalb wird vor Reisen in die Grenzregion zu Syrien gewarnt.

Wer in islamische Länder reist, geht nach Ansicht des Hamburger Tourismusexperten Ulrich Reinhardt ein höheres Terrorrisiko ein, sagte Reinhardt der Stuttgarter Zeitung (Mittwoch). Vor dem Hintergrund des Anschlags am Dienstag in Istanbul betonte der Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen: "Es gibt keine absolute Sicherheit, nirgendwo auf der Welt." Der Tourismus-Experte nannte den Anschlag in der türkischen Metropole verheerend und fügte hinzu: "Aber eine generelle Warnung, dass alle Urlauber das Land ab sofort meiden sollten, wäre sicher unangemessen und würde die Türkei auch wirtschaftlich schwer treffen."

Wie schwer trifft der Anschlag den Tourismus in der Türkei?

Strand in der Türkei

Die türkischen Strädne sind auch bei Deutschen sehr beliebt

Der Tourismus ist ein wichtiges Standbein für die Wirtschaft der Türkei. Doch die beiden Kriege in den Nachbarländern Syrien und Irak haben die Einnahmen der Branche im vergangenen Jahr deutlich zurückgehen lassen. Im ersten Halbjahr 2015 verbuchte der türkische Tourismus nach offiziellen Angaben mit 12,5 Milliarden Dollar (11,5 Milliarden Euro) einen um neun Prozent niedrigeren Umsatz als im Vorjahreszeitraum.

Die Türkei gilt als klassisches Urlaubsziel am Mittelmeer und ist bei etlichen Anbietern von Pauschalreisen im Programm. Die meisten Urlauber kommen aus Deutschland. Vor allem deutsche Reiseveranstalter hatten nach einem Anschlag auf ein Hotel in Tunesien im vergangenen Juni einige Kunden in die Türkei umgebucht. Für gewöhnlich machen auch viele Russen in der Türkei Urlaub, besonders im langen, kalten Winter. Allerdings dürfen Pauschalreisen in die Türkei in Russland nicht mehr verkauft werden, seit im November türkische Jagdflugzeuge einen russischen Kampfbomber abgeschossen haben. Auch auf eine Anschlagsgefahr wies die russische Führung in der jüngsten Vergangenheit wiederholt hin.