Jugendrichter fordert strengere Urteile

Auf Silvester-Übergriffe mit aller Härte reagieren

Stand: 09.01.2016, 15:00 Uhr

Kurze Prozesse und milde Urteile sind ein Schlag ins Gesicht für Opfer, Polizei und Rechtsstaat, findet Jugendrichter Andreas Müller. Im Interview fordert er nach den Silvester-Übergriffen in Köln härtere Jugendstrafen zur Abschreckung.

Aktuelle Stunde: Was muss jetzt als Erstes passieren, um die offensichtlichen Probleme nach den Silvester-Übergriffen nachhaltig in den Griff zu bekommen?

Andreas Müller: Wir müssen jede kleine Tat zur Anzeige und vor die Gerichte bringen. Es muss mit Härte reagiert werden, um abzuschrecken. Wer Straftaten begeht, gehört in den Knast, das müssen alle kapieren. Den Menschen muss klar werden: Deutschland will so etwas nicht. Erst als Nächstes sollten wir darüber nachdenken, Täter mit rechtskräftigen Urteilen auch abzuschieben. Um mit der nötigen Härte zu reagieren, brauchen wir dringend ein bundesweites Zentralregister.

Aktuelle Stunde: Was kann dieses Zentralregister bringen?

Müller: Jedes Ermittlungsverfahren müsste in einem zentralen Computer gesammelt werden, auf den jeder Polizist, Staatsanwaltschaft und Jugendrichter in Deutschland per Knopfdruck Zugriff hat und gleich erfährt, wie viele Verfahren länderübergreifend noch offen sind. Das bietet ein detaillierteres Bild vom Täter und führt zu härteren Urteilen. Bisher weiß niemand, was im anderen Bundesland passiert. Machbar wäre ein Zentralregister durchaus. Ich fordere es seit zwei, drei Jahren und verstehe nicht, warum man das nicht umsetzt.

Aktuelle Stunde: Wie groß ist die Gefahr, dass sich aktuell eine Intensiv-Täter-Szene entwickelt?

Müller: Wenn wir nicht aufpassen, wird sich eine entwickeln und dann werden wir ein maßloses Problem haben. Also müssen wir jetzt kämpfen und jeden einzelnen Straftäter sofort vor die Jugendgerichte zitieren. Wir müssen klarmachen: Wenn du so weitermachst, landest du im Knast. Dabei dürfen wir uns nicht auf die Diskussion verlassen, dass bald abgeschoben wird. Wir brauchen jetzt rechtskräftige Urteile.

Aktuelle Stunde: Wie können wir jene Mehrzahl an Flüchtlingen vor Misskredit schützen, die sich korrekt verhält?

Müller: Indem man die wenigen, die sich falsch verhalten, sofort bestraft. Damit zeigen wir auch deren Landsleuten, dass wir Menschen bestrafen, die sie als Gruppe diskreditieren.

Jugendrichter Andreas Müller

Andreas Müller ist seit über 20 Jahren Jugendrichter am Amtsgericht in Bernau bei Berlin. Mit seiner harten Gangart gegenüber jugendlichen Straftätern sorgt er für Aufmerksamkeit. Der 55-Jährige gilt als "Abschrecker" und "Querulant im Namen der Gerechtigkeit".

Quelle: MDR