Gaffer packt die Handys ein! Dortmunder Polizei zeigt 20 Schaulustige an

Stand: 05.08.2016, 15:44 Uhr

Nach einem Unfall auf der A1 hat die Dortmunder Polizei 20 Gaffer angezeigt. Sie dürften glimpflich davonkommen, Gaffen ist in Deutschland noch kein Straftatbestand. Ein neues Gesetz, das zur Verabschiedung im Bundestag liegt, soll das ändern. Dann drohen Geld- und Freiheitsstrafen für Schaulustige.

Von Sabine Schmitt/Anja Likusa

Wer Rettungsdienste behindert, ...

... soll mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe bestraft werden. Das ist neu. Eine Behinderung von Rettungsarbeiten war bisher nur strafbar, wenn Gaffer den Unfallort verlassen sollten - und dann mit Gewalt drohten oder sich der Aufforderung mit Gewalt widersetzten. Behindern meint jetzt jedes Verhalten, das die Hilfsmaßnahmen erschwert - also kann jetzt schon bloßes Rumstehen oder Sitzen strafbar sein.

Wer bloßstellende Fotos von Verletzten oder Toten macht und sie im Internet verbreitet, ...

... soll mit bis zu zwei Jahren Gefängnis oder Geldstrafe bestraft werden. Bisher schützte das Gesetz nur lebende Personen.

Neu im Gesetz ist außerdem:

1. Auch der Versuch, ein Foto zu machen, soll jetzt strafbar werden.
2. Es soll auch strafrechtlich leichter werden, Gaffern Handys wegzunehmen. Auch dann, wenn es beim Versuch von Aufnahmen bleibt. Unter Umständen bekommt derjenige das Handy nicht zurück.

Nach wie vor gilt auch ...

... wer einen Unfall beobachtet, ohne aktiv zu werden, macht sich wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar. Das wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

... wer im Vorbeifahren mit dem Handy Aufnahmen von einem Unfallort macht, kann auch zur Kasse gebeten werden. Der Verstoß gegen das Handyverbot am Steuer kostet 60 Euro und einen Punkt in Flensburg.

In NRW machte zuletzt unter anderem die Geschichte der zehnjährigen Tülin Schlagzeilen. Ihr Unfall machte darauf aufmerksam, wie widerlich Gaffer sein können. Sie war am Hagener Hauptbahnhof von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden.

Um das Kind zu schützen, mussten die Rettungskräfte große weiße Tücher aufspannen - und selbst über die Tücher hatten die Gaffer dann noch ihre Smartphones gehalten und gefilmt. "Die haben gelacht und Videos gemacht - und das dürfen sie nicht", erinnert sich Tülin danach. Die Polizei Hagen schrieb bei Facebook: "Schämt Euch, ihr Gaffer vom Hauptbahnhof!"