Verflixter Flixbus - extremer Wettbewerb schadet Fahrern und Kunden

Stand: 07.09.2016, 16:28 Uhr

Flixbus ist klarer Marktführer in der Fernbus-Branche. Doch Unzufriedenheit und Pannen häufen sich. So bekommen die Kunden den extremen Preiskampf zu spüren. Dazu werden Fahrer von Subunternehmen kläglich bezahlt und überschreiten Lenkzeiten.

Von Gaby Loose und Matthias Goergens

Irrfahrt mit dem Fernbus, stehengelassene Passagiere in der Provinz, stundenlanges Warten auf einen Ersatzbus bei einer Panne. So bekamen Flixbus-Kunden den extremen Wettbewerb unter Fernbus-Anbietern zuletzt in kurzer Zeit zu spüren. Für Branchenkenner sind das sichtbare Folgen des Preiskampfes seit der Liberalisierung im Fernbusmarkt 2013.

Subunternehmen erbringen eigentliche Leistung

Denn Flixbus hat seit der Übernahme von Postbus zwar 81 Prozent Marktanteil - die eigentliche Leistung aber wird von Subunternehmen erbracht. Dabei unterbiete mittlerweile "billigst" billig, sagt Helmut Diener vom Mobilitätsverein Mobifair: "Mein Flixbus hat über 250 Partnerunternehmen, die im Auftrag Busfahrten ausführen und Linienverkehre bedienen." Um wirklich profitabel arbeiten zu können, würden diese aber illegale Wege suchen und finden, um ihre Leistung günstig genug anbieten zu können.

"Die Ticketpreise sind deutlich zu niedrig"

Einer dieser mittelständischen Partner war das Hamburger Busunternehmen Elite Traffic. Nach drei Jahren als Subunternehmer von Flixbus trat der Betriebsleiter Sebastian Reimers auf die Notbremse. Denn statt profitabel arbeiten zu können, geriet das Jahrzehnte alte Unternehmen mit rund zwei Millionen Euro in die Miesen: "Die Ticketpreise sind deutlich zu niedrig. Es werden neue Fahrzeuge verlangt. Es werden ausgeruhte Fahrer verlangt. Es wird die Einhaltung der Sozialvorschriften verlangt. Die Fahrer müssen Geld verdienen. Und dafür sind die Preise zu günstig", sagte Sebastian Reimers dem NDR (18.07.2016).

Knallharter Wettbewerb auf dem Rücken der Busfahrer

Reimers Erfahrungen überraschen Kritiker nicht. Sie beobachten seit langem einen knallharten Preiswettbewerb einzelner Busbetreiber auf dem Rücken des Fahrpersonals. Wer Fahrten für neun oder 19 Euro quer durch Deutschland verkauft, habe nur ganz wenige Stellschrauben, an denen Kosten gedrückt werden können, sagt Peter Büddicker von der Gewerkschaft Verdi: "Und das geht dann natürlich klar zu Lasten des beschäftigten Fahrpersonals."

Das Unternehmen Flixbus distanziert sich von den Vorwürfen. Der Fahrer sei das Gesicht von Flixbus, und "deshalb müssen wir dafür Sorge tragen, dass er fair und natürlich auch entsprechend der jeweiligen Gesetzgebung bezahlt wird". Aus diesem Grund verpflichte Flixbus seine Partnerunternehmen in den Kooperationsverträgen zur Einhaltung der Mindestlohnvorgaben.

Flixbus distanziert sich von den schwarzen Schafen

Zweifel an der Wirksamkeit sind aber offenbar angebracht, zeigen Kontrollen von Fernbussen durch das NRW-Arbeitsministerium. Bei etwa 600 Busfahrern wurden 1.215 Verstöße festgestellt, weit über die Hälfte davon begingen Verstöße gegen vorgeschriebene Lenkzeiten und Ruhepausen, also gegen das Arbeitszeitgesetz. Rund 50 Prozent aller Verstöße gingen in diesem Fall auf das Konto von drei Subunternehmern. Flixbus distanziert sich von schwarzen Schafen: "Nach den Informationen, die uns derzeit vorliegen, ist keines dieser Unternehmen für Flixbus tätig."

Auf WDR-Anfrage teilt das NRW-Arbeitsministerium mit: Erkenntnisse darüber, in wessen Auftrag die drei Subunternehmer fahren, würden nicht erhoben. Fakt sei lediglich, dass diese Unternehmen mit Bußgeldern belegt wurden und nun scharf kontrolliert werden. Firmennamen nenne das Ministerium grundsätzlich nicht.