Angeklickt: Alles über WLAN

Stand: 20.05.2016, 07:15 Uhr

Störerhaftung heißt es, wenn man dafür haftet, wenn Gäste Unsinn anstellen. Die WLAN-Störerhaftung ist so ein Fall: Nutzt jemand mein WLAN, hafte ich als Betreiber für kriminelle Aktivitäten. Das wird nun aber abgeschafft, das hat die Bundesregierung beschlossen. Was das für die Zukunft bedeutet und wie ich mein WLAN schützen kann, weiß Netzkenner Jörg Schieb.

Ein offenes WLAN im Café oder Restaurant ist für die User eine feine Sache. Für den Betreiber des WLANs aber riskant: Denn stellt ein Gast Unsinn an, muss der Betreiber dafür haften. Zu Hause in den eigenen vier Wänden ist es im Prinzip genauso: Lässt man Gäste, Freunde oder Nachbarn ins eigene WLAN und die machen krumme Dinger, muss man dafür im Zweifel haften.

Das Ende der WLAN-Störerhaftung

Und das kann ganz schön teuer werden. Denn Abmahn-Anwälte kassieren gerne ordentlich ab, etwa wenn illegal Musik oder Filme ausgetauscht werden. Dank Störerhaftung gilt: Wer ein WLAN betreibt, der haftet dafür, was darüber passiert, egal ob er es selbst war, ob er davon wusste oder nicht.

Zum Glück soll diese Störerhaftung nun aber endlich abgeschafft werden. Die Regierungskoalition hat sich darauf geeinigt, Betreiber von WLANs, ob in öffentlichen Cafés oder zu Hause, nicht mehr haftbar machen zu wollen. Der Bundestag hat das neue Gesetz auf den Weg gebracht. Bald ist die Störerhaftung Geschichte.

Jedenfalls ist es so gedacht. Doch einige Netzexperten sprechen von einer "Mogelpackung", weil der Gesetzestext missverständlich formuliert ist. Sie befürchten, es könne in Zukunft auch weiterhin passieren, dass WLAN-Betreiber abgemahnt werden und zumindest auf den oft horrenden Abmahnkosten hängen bleiben.

Man wird also abwarten müssen, wie die Gerichte entscheiden. Fest steht jedoch: Die Lage wird deutlich entspannter. Das Risiko wird kleiner, Gäste über das eigene WLAN surfen zu lassen.

Das eigene WLAN-Netzwerk schützen

Was aber natürlich die Frage aufwirft: Wenn ich mich entschließe, Freunde, Nachbarn oder sogar Fremde in meinen WLAN-Router zu lassen, wie schütze ich mein WLAN dann? Ich möchte ja nicht, dass jeder meine Daten sieht, nur weil ich mein WLAN für andere zur Verfügung stelle.

Im Grunde ist es einfach, denn die meisten modernen WLAN-Router erlauben heute, dass man mehr als nur ein WLAN einrichtet. Einige sehen sogar ausdrücklich einen Gast-Zugang vor, mit eingeschränkten Möglichkeiten. Auf das WLAN des Gastgebers zuzugreifen oder die darin möglicherweise zugänglichen Daten, ist über den Gastzugang unmöglich.

Wenn kein spezieller Gast-Zugang vorgesehen ist, dann vielleicht wenigstens ein zweites WLAN-Netzwerk, das man ebenfalls gut abschotten kann. Es ist ganz wichtig, sich die Einstellmöglichkeiten in der Regiezentrale des eigenen WLAN-Routers mal im Detail anzuschauen. Denn hier kann man festlegen, wer Zugang hat und was erlaubt ist.

Das macht ein bisschen Mühe. Aber die sollte man auf sich nehmen: Machen Sie sich mit Ihrem WLAN-Router vertraut, damit er optimal eingestellt ist. Nur so können Sie nämlich sicherstellen, dass Fremde entweder gar keinen Zugriff haben oder eben nur mit sehr eingeschränkten Möglichkeiten ins Netz können. Damit Ihre Daten geschützt sind.

Man sollte aber mit dem Öffnen des eigenen WLANs für jedermann warten, bis die Störerhaftung tatsächlich abgeschafft ist, das neue Gesetz also auch gültig ist.

Unitymedia und das Hotspot-Desaster

Auch viele Unitymedia-Kunden machen sich gerade Gedanken über die Sicherheit ihres Zugangs. Denn: Unitymedia möchte bundesweit 1,5 Millionen Hotspots bereitstellen. Ein dichtes Netz von WLAN-Hostpots, die nicht für jeden, aber für Unitymedia-Kunden offen stehen. Damit das klappt, sollen die WLAN-Router der Kunden genutzt werden – und das ist heikel.

Jeder einzelne Router der Kunden soll zum Hotspot werden. Dann können andere, Fremde darüber online gehen. Viele Kunden wollen das aber nicht, weil sie Bedenken haben. Doch Unitymedia wendet einen Trick an: Wer nicht ausdrücklich widerspricht, der macht mit. Keine elegante Art und Weise, mit den eigenen Kunden umzugehen.

Wer als Unitymedia-Kunde nicht will, dass sein eigener WLAN-Router genutzt wird, sollte also widersprechen. Insgesamt ist das alles aber eine positive Entwicklung: Der Wegfall der Störerhaftung führt zu mehr offenen WLANs in Deutschland. Und die brauchen wir auch. Im Ausland gibt es deutlich mehr kostenlose WLAN-Zugänge.