Angeklickt: Künstliche Intelligenz

Stand: 21.10.2016, 14:28 Uhr

Viele haben sich schon daran gewöhnt, dass uns das Smartphone versteht und Aufgaben erledigt. Im Hintergrund kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Was können KI-Systeme – und wieso gibt es diese Dienste kostenlos? Unser Netzkenner Jörg Schieb hat recherchiert.

Was Künstliche Intelligenz heute schon kann, das hat Google beispielhaft gezeigt: Der Hochleistungscomputer AlphaGo hat im März den besten Go-Spieler der Welt überragend geschlagen. Go ist eins der komplexesten Brettspiele überhaupt - es gibt mehr mögliche Spielsituationen als Atome im Weltall. Der Weltmeister aus Südkorea hatte dennoch keine Chance gegen den Computer. Dieser Sieg im Spiel Go gilt als Durchbruch für die Künstliche Intelligenz. Denn er zeigt, wozu lernende Computersysteme heute fähig sind.

Aber Google will uns keine Computerspiele verkaufen, sondern der Konzern will uns und der Konkurrenz zeigen, dass er sich mit Künstlicher Intelligenz auskennt - ihre Überlegenheit in diesem Bereich über Facebook, Microsoft, Apple und Co. demonstrieren, die derzeit auch viel Geld in Künstliche Intelligenz investieren.

Von Künstlicher Intelligenz wird gesprochen, wenn Computersysteme selbständig in einem Gebiet dazu lernen, also von alleine immer besser werden. Im Silicon Valley ist Künstliche Intelligenz – KI – derzeit das große Thema. Denn damit lassen sich in Zukunft Geschäfte machen.

Zukunftsmarkt KI

Solche KI-Systeme können auf jeden einzelnen Nutzer, auf jeden Menschen individuell eingehen, ihn kennenlernen und passende Informationen anbieten. Oder aber, und darum geht es besonders, passende Werbung anzeigen und etwas verkaufen. Deshalb entwickelt Apple sein Siri, Microsoft sein Cortana, Facebook seine Bots im Messenger und Google seinen neuen Google Assistant. Diese KI-Systeme werden schon bald wichtiger sein als die mobilen Betriebssysteme.

Google macht das momentan am konsequentesten. Die wichtigste Funktion im neuen Smartphone Google Pixel ist der Digitale Assistent, also ein Service, der gar nicht im Smartphone selbst steckt.

Und darauf wird man schon beim Auspacken durch einen unübersehbaren Aufkleber hingewiesen. Und der sagt: Nutze den Google Assistant. Eine Art digitaler Butler, der unsere persönlichen Fragen beantworten und alle möglichen Aufträge erledigen soll. Indem wir mit unserem Smartphone sprechen – in Alltagssprache.

Bei bestimmten Anfragen funktioniert das schon relativ gut. Andere Aufgaben kann auch der Google Assistant noch nicht erledigen, etwa eine Personengruppe in WhatsApp anlegen. Aber das soll noch kommen.

Manchmal können diese Assistenten durchaus praktisch sein. Die Assistenten Siri von Apple und Cortana von Microsoft funktionieren ganz ähnlich. Auch ihnen kann man Fragen stellen oder sie bitten, etwas zu tun. Die Assistenten erinnern Nutzer an Termine, können Informationen im Web abrufen und einiges mehr. Bis sie alles verstehen, ist es noch ein weiter Weg - doch das ist das Ziel.

Was bleibt im Dunkeln der Software?

Doch was im Hintergrund alles passiert, welche Daten erhoben und gespeichert werden, das können wir nicht sehen.

Mein Smartphone zum Beispiel weiß genau, an welchen Wochentagen ich nach Düsseldorf und welchen ich nach Köln fahre – und wann wieder nach Hause. Steige ich ins Auto, sagt mir das Smartphone bereits, wie lange die Fahrt dauern wird, weil die aktuelle Stausituation bekannt ist. Vor allem auch, weil das Computersystem weiß, was ich wahrscheinlich tun werde. Erst recht, wenn ich einen Termin eingetragen habe.

Klar, auch das kann praktisch sein. Aber: Ich habe keinen Einfluss darauf, welche Daten erhoben und welche Schlüsse gezogen werden.

Abgehört werden als Service

Auch Amazon bietet so etwas an: Amazon Echo. Das Gerät kann man sich irgendwo in die Wohnung stellen. Man kann Fragen stellen, To-Do-Listen anfertigen, Sachen online einkaufen oder Musik abspielen lassen. Noch gibt es das System in Deutschland nicht, es ist aber angekündigt und soll bald erscheinen.

Wer solche Systeme nutzt, muss sich im Klaren darüber sein, dass jede Menge Daten anfallen, die für alles Mögliche ausgewertet werden. Das Vertrauen in die Anbieter der Dienste muss also sehr groß sein.